Eine Blinde tastet sich durch die Ausstellung im Mercedes-Benz-Museum Foto: Lichtgut

Einen Sonntag nach dem offiziellen Tag der Menschen mit Behinderung hat das Mercedes-Benz-Museum Sehenden die Möglichkeit geboten, sich in Blinde hineinzuversetzen. Mit der Dunkelbrille auf der Nase erlebten sie die Ausstellung.

Stuttgart - „Mensch, ist das hier dunkel“, sagte Martin Gebler. Der Mechatronikstudent aus Ilmenau hat am Sonntag, dem Tag der Menschen mit Behinderung im Mercedes-Benz-Museum , die Führung für Sehende im Dunkeln mitgemacht.

Das Museum bot nach dem offiziellen Tag der Menschen mit Behinderungen Sonderführungen für Blinde und Sehbehinderte an und gab außerdem Sehenden die Möglichkeit, sich in Blinde hinein zu versetzen: Mit Dunkelbrillen und Handschuhen ausgestattet, durften sie wie die blinden und sehbehinderten Besucher die Autos ertasten.

Martin Gebler fühlt sich einigermaßen wohl im Dunkeln: „Ich warte einfach darauf, was auf mich zukommt“, sagt der 20-Jährige, während er im Dunkeln zum ersten Objekt geführt wird. „Sie stehen jetzt direkt vor dem ersten Wagen und können sich da jetzt mal rantasten“, erklärt Ergyn Güleken, der Betreuer für die Dunkelführungen. „Das ist ein Schriftzug – und hier der Stern. Und das ist, glaube ich, der Tank“, stellt Gebler fest.

Am interessantesten fand der Mechatronikstudent den Motor, weil der so viele Details hat. „Beim ersten Fühlen konnte ich überhaupt nicht erkennen, dass das der Motor ist “, sagt Gebler, nachdem er den Motor eines sehr alten Modells ertastet hat.

Außer dem sehr alten Wagen ertastet der 20-Jährige noch Äußeres und Inneres eines Auto neueren Baujahrs: „Es war wie eine Entdeckertour“. Fasziniert hat ihn vor allem der alte Mercedes. „Der war sehr viel detailreicher als der neue Wagen“, sagt Gebler. Farben hat er sich nicht vorgestellt. „Ich wollte nur wissen, welche Form der Wagen hat“, erläutert der Student und empfiehlt jedem Sehenden die Tour.

Auch die blinden und sehbehinderten Besucher kamen bei zwei Blindenführung am Sonntag auf ihre Kosten. In den 90-minütigen Führungen mit der Gästebetreuerin Vivien Gress durften sie Fahrzeuge von 1886 bis heute anfassen und ertasten, wie sich die Form der Automobile im Lauf der Zeit verändert hat. Kleine Modelle, die die Blinden in die Hand nehmen konnte, rundeten die Führung ab.