Die Fuchsräude löst ein qualvolles Leiden aus, bei dem die Tiere abmagern. Foto: /Hans-Otto Härle

Die Fuchsräude bereitet sich derzeit stark im Landkreis Ludwigsburg aus. Die ansteckende Krankheit kann auch Haustiere befallen. Ein Jagdpächter schlägt Alarm.

Die Tollwut ist dank großflächiger Impfaktionen in der Region so gut wie ausgerottet. Doch eine andere Seuche, die Fuchsräude, bereitet sich derzeit stark im Landkreis Ludwigsburg aus. Das ist nicht nur für Wildtiere ein Problem. Die ansteckende Krankheit kann auch Hunde und Katzen befallen.

Allein im vergangenen Monat hat Hans-Otto Härle, Jagdpächter und Wildtierschützer, bei Kornwestheim drei todkranke Füchse erlegt, nahe der Kläranlage und auf dem Langen Feld. Vor wenigen Tagen hatte ein Jäger in Remseck-Aldingen ein weiteres betroffenes Tier vor der Flinte. Immer wieder tauchen Fälle der Fuchsräude auf, eine durch Milben verursachte und für die Wildtiere tödlich verlaufende Krankheit. Betroffene Füchse sind überall im Landkreis Ludwigsburg zu finden, heißt es aus dem Veterinäramt im Landratsamt Besonders jetzt in der Ranzzeit, wenn sich die Tiere paaren, wird die Krankheit häufig übertragen. Darauf weist auch Thomas Glaser hin, der andere Jagdpächter auf Kornwestheimer Gebiet. Er hat ebenfalls bereits erkrankte Tiere gesehen und innerhalb des Hegerings von solchen Sichtungen gehört. Im ländlicheren Norden des Kreises sind die Zahlen allerdings geringer als in den Randzonen von Kornwestheim und Ludwigsburg, erklärt Hans-Otto Härle.

Ideale Lebensbedingungen an den Randzonen der Städte

„Der Fuchs ist ein Kulturfolger“, sagt er. Besonders in dichter besiedelten Regionen findet das Wildtier ideale Lebensbedingungen vor. Bei Kornwestheim ist es das Kanalsystem im Bereich des Rangier- und Containerbahnhofs. Auch die unterirdische Schnellbahntrasse in Richtung Norden bietet den Tieren guten Unterschlupf. Außerdem können die Füchse an den Rändern von Städten viel Futter aufstöbern, zum Beispiel in Abfallbehältern.

Qualvolles Leiden für die Tiere

An der Räude erkrankte Tiere erwartet ein qualvolles, oft drei Monate andauerndes Leiden, das meistens mit dem Tod endet. „Die Tiere magern ab, sind apathisch und verlieren die Scheu vor Menschen“, sagt Hans-Otto Härle. Die Grabmilben lösen nicht nur eine allergische Reaktion aus, sondern pflanzen sich bei Füchsen fort und können deren Organe zersetzen, erklärt der Jagdpächter.

In den vergangenen Jahren ist – dank der guten Lebensbedingungen – die Population der Füchse gewachsen. Das begünstigt die rasche Ausbreitung der Seuche. „Hohe Populationsdichten erhöhen den Infektionsdruck, da es zu engem Kontakt zwischen den Tieren kommt“, teilt das Kreisveterinäramt mit.

Hunde und Katzen können sich infizieren

Auch in Kornwestheim gibt es nach Ansicht von Hans-Otto Härle derzeit deutlich zu viele Füchse. „20 bis 30 Tiere haben wir zuletzt pro Jahr geschossen“, sagt der Jagdpächter. Es sei unerlässlich, ihre Anzahl zu reduzieren, schlussfolgert er. Nicht nur vor dem Hintergrund der Räude. Das sei einerseits im Interesse des Niederwilds. „Es ist eine Sensation, dass es überhaupt noch Rebhühner in Kornwestheim gibt“, erklärt der Wildtierschützer. Diese seien jedoch durch den Fuchs bedroht. Andererseits sorge eine geringere Population für einen gesunden Bestand der Füchse.

Die Räude ist hochansteckend und auch für Hunde und Katzen gefährlich. Für die Übertragung der Milbe ist es noch nicht einmal zwingend nötig, dass die Haustiere direkten Kontakt mit einem infizierten Fuchs haben. Es reicht, wenn ein Hund beim Gassigang zum Beispiel abgefallene Hautkrusten eines Fuchses berührt. Haare, die ausfallen, und Veränderungen an der Haut sind erste Anzeichen, dass sich der Hund mit der Räude angesteckt hat. Anders als bei Füchsen kann der Tierarzt in solchen Fällen oftmals helfen. Aber nur durch den umfangreichen Einsatz von Antibiotika und viele kostenträchtige Arztbesuche ist eine Heilung möglich. Auch für herumstreunende Katzen besteht das Risiko einer Ansteckung.

Hundehalter bemerken Ansteckung nicht sofort

Weil die Räude nicht meldepflichtig ist, haben viele Tierhalter nicht mitbekommen, dass die Krankheit grassiert. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht alle Herrchen und Frauchen ihre Vierbeiner bei den Spaziergängen in der Natur allzeit im Blick haben. „Ich beobachte, dass manche Halter zum Teil durch ihr Handy abgelenkt sind“, sagt Thomas Glaser. Deshalb kommen die Hunde oft mit Füchsen in Berührung, ohne dass ihre Besitzer es bemerken. Sinnvoll wäre es nach Ansicht von Hans-Otto Härle, wenn die Halter ihre Hunde anleinen. Das würde auch verhindern, dass Hasen und anderes Niederwild oder Bodenbrüter aufgescheucht und gestört werden. Wer das nicht möchte, sollte wenigstens dafür sorgen, dass er seinen Hund unter Kontrolle hat, fordert Härle.

Für Menschen weniger gefährlich

Krankheit
Die Fuchsräude ist eine parasitäre Erkrankung, die durch Grabmilben verursacht wird. Um ihre Eier abzulegen und sich zu ernähren, bohren die Milben Gänge in die Haut der Wirtstiere. Füchse reagieren allergisch auf diesen Parasiten. Für sie endet die Krankheit in der Regel tödlich.

Ansteckung
Auch Menschen können sich infizieren. Das äußert sich in kurzzeitigen Hautveränderungen, die jucken können. Das Veterinäramt im Landratsamt Ludwigsburg schätzt die Gefahr einer Ansteckung als gering ein, wenn Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden. Von einem Kontakt rät die Behörde jedoch ab: „Ein Fuchs sollte schon aus anderen Gründen auf keinen Fall angefasst werden.“