Auch Füchse haben mittlerweile keine Scheu vor der Stadt – und sind ungeniert auf den Straßen unterwegs. Foto: dpa

Ein Fuchs in der Disco hat am Wochenende in der Stuttgarter Partyszene für einige Aufregung gesorgt. Der heiße Tanz um den ungewöhnlichen Besucher hat leider ein trauriges Ende.

Stuttgart - Wo, bitte, geht’s hier denn zum Discofox? Die Besucher des Seven Clubs in der Theodor-Heuss-Straße in der Innenstadt staunten in der Nacht zum Sonntag nicht schlecht, als sich da ein Vordrängler an der Warteschlange vorbei in die Veranstaltungsräume schlich. Ohne Eintrittsgeld, ohne Taschenkontrolle? Von wegen Discofox: Der Besucher war ein echter Fuchs.

Die Polizei glaubte erst an einen schlechten Scherz, als am Samstag um 23.10 Uhr ein Notruf einging: „,Wir haben einen Fuchs in der Disco‘, wurde uns mitgeteilt“, sagt Polizeisprecher Jens Lauer. Also schritt die Polizei zum Vier-Viertel-Takt, mit einem Grundschritt von sechs Schlägen und anderthalb Takten: dem Fahndungs-Foxtrott.

Der Disco-Fuchs flüchtete derweil wieder aus den Clubräumlichkeiten. Keine Gans weit und breit, die man stehlen könnte. Auch keine Hühner oder Gockel, die es angeblich in solchen Lokalitäten gelegentlich geben soll. Außerdem nur laute Musik. Ganz im Sinne des 70er-Jahre-Hits „Fox On The Run“ von The Sweet („You scream and every body comes a-running“) gab Reineke Fuchs Fersengeld und flüchtete ins Stuttgarter Nachtleben.

Nicht zum ersten Mal dringen Wildtiere in die Stadt vor

„Die Streife hat den Fuchs noch gesehen, allerdings flüchtete das Tier hin und her durch den Straßenverkehr“, sagt der Polizeisprecher. Es gab keine Möglichkeit den Reineke dingfest zu machen. Die Beamten verloren den Fuchs schließlich aus den Augen. Das Tier verschwand in Richtung Haus der Wirtschaft.

Allerdings dauerte die Flucht nicht lange. Wenige Minuten später war der heiße Tanz in der Stadt zu Ende. Der Fuchs wurde in der Willi-Bleicher-Straße von einem unbekannten Autofahrer erfasst und tödlich verletzt. Um 23.35 Uhr war der Polizeiauftritt beendet. Der Kadaver wurde von den Beamten zur Entsorgung sichergestellt.

Der Fall zeigt: Wildtiere haben keine Scheu mehr vor den Städten und rücken zu den Menschen vor – etwa Waschbären. So lange Nahrung leicht zugänglich sei, etwa Müll, Kompost oder Katzenfutter, sei die Stadt bei Wildtieren „trendy“, heißt es beim Landesjagdverband. Man müsse zu einer „friedlichen Koexistenz“ finden – ein Hausbesuch bleibe sicher die Ausnahme. Im Januar allerdings hatte in Fellbach ein wütender Fuchs für reichlich Aufregung gesorgt. Das Tier griff einen Polizisten an und musste erschossen werden.

„Die Fuchspopulation hat in Stuttgart deutlich zugenommen“, stellt Hans-Jörg Longin vom Ordnungsamt fest, der für Jagdrecht und Tiernotdienst zuständig ist. Allein in seinem Revier sind 190 Füchse als Verkehrsopfer und 181 von städtischen Jägern geschossene Reinekes registriert worden. Letztere Zahl schwankte in den vergangenen Jahren zwischen 85 und 265. „Der Beschuss durch Jagdpächter ist in diesen Zahlen nicht enthalten“, sagt Longin.

Mehr Wildtiere vor der Flinte oder vorm Autokühler: Die Entwicklung ist für Longin nicht verwunderlich. In Stuttgart gebe es seit Jahren keine Tollwut mehr, natürliche Feinde gebe es auch nicht.

Jungfüchse müssten sich neue Lebensräume suchen – „und die Hausgärten der Menschen sind ein gefundenes Fressen“, so Longin. Bei den Fuchsberatungen seiner Behörde für betroffene Gartenbesitzer stehe deshalb der richtige Umgang mit Komposthaufen und Fleischresten im Mittelpunkt.

Hätte Reineke nur auf den Rat eines bekannten Kinderliedes gehört, bei dem es am Ende heißt: „Liebes Füchslein, lass dir raten, sei doch nur kein Dieb. Nimm, du brauchst nicht Gänsebraten, mit der Maus vorlieb.“