Wollen Mainz voranbringen: Manager Heidel, Trainer Hjumland (re.) Foto: dpa

Der FSV Mainz 05 will an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen den VfB seine Talfahrt beenden. Die Augen sind dabei auf den Trainer gerichtet – ein Trainer, der mit Nettigkeit punkten will.

Mainz/Stuttgart - Kasper Hjulmand (42) ist ein Menschenfänger. Aus Dänemark ist die Geschichte überliefert, dass es keinen einzigen Spieler gibt, der Hjulmand nicht mochte. Der Coach des FSV Mainz 05 hat einen klaren psychologischen Ansatz. Er will eine Wärme zwischen sich und seinen Spielern aufbauen, er will sich fast ins Seelenleben der Profis einfühlen, denn: „Nur, wenn ich weiß, wer meine Jungs sind, kann ich das Beste aus ihnen herausholen“, sagt der Trainer des FSV Mainz 05.

In der Kuscheloase der Rheinhessen allerdings sind vor dem Heimspiel gegen den VfB an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) hitzige Diskussionen entbrannt. Seit sechs Partien wartet der FSV auf einen Sieg, und schon ist Hjulmand einigen im Mainzer Umfeld zu nett. Was zu Beginn der Saison noch funktionierte, scheint in diesen Tagen irgendwie nicht mehr zu greifen. Hjulmands Charmeoffensive, sie scheint zu verpuffen – dabei passt sie doch eigentlich so gut zum FSV wie der Frohsinn in der Fastnachtsmetropole. „Der Trainer“, sagt Manager Christian Heidel, „muss zur Philosophie des Vereins passen, das wird sich bei uns nie mehr ändern.“

Die Erinnerung an Ex-Coach Jörn Andersen ist dabei immer noch präsent, und sie dient den 05ern in gewisser Weise als Mahnmal. Andersen war zwar erfolgreich, er schaffte 2009 den Aufstieg in die erste Liga. Er galt aber vielen beim FSV als zu verbissen und störrisch, bisweilen auch als stur, weshalb Heidel nach dem Aufstieg die Reißleine zog und einen Jugendtrainer namens Thomas Tuchel zum Chefcoach beförderte.

Der FSV Mainz, er steht für Emotionen und Spaß, für Feuer und Begeisterung – für all das stand auch Kasper Hjulmand als Coach in Dänemark, wo er unter anderem den FC Nordsjælland betreute. Seine Verpflichtung war da fast schon logisch. Auf die Menschenfänger Jürgen Klopp und Thomas Tuchel folgte im Sommer der Menschenfänger Kasper Hjulmand in Mainz.

Allerdings ist es – siehe Klopp und Tuchel – nicht ausgeschlossen, dass auch sympathische Kerle mal eine klare Kante zeigen und die Spieler härter anpacken, wenn es die sportliche Lage erfordert. Die Trainer Klopp und Tuchel konnten strahlen und gleichzeitig die Zügel anziehen. Kasper Hjulmand kann bisher offenbar nur strahlen.

Dazu passt seine Aussage nach dem blutleeren Auftritt seines Teams am vergangenen Wochenende beim HSV (1:2). „Ich bin verantwortlich für das Spiel“, sagte Hjulmand, „ich bin da sehr selbstkritisch.“ Der Coach nahm die Schuld auf sich, was die Frage aufwarf, ob einige Profis das auf Dauer ausnutzen könnten und deshalb eher mal ein bisschen weniger laufen als unbedingt nötig – was wiederum so gar nicht zur Spielphilosophie des FSV passen würde.

Die Erfolge unter Klopp und Tuchel basierten auf Kampf und Leidenschaft, auf Rennen, auf Grätschen und bedingungslosem Pressing. Kasper Hjulmand dagegen propagiert Ballbesitzfußball. „Solange ich Trainer in Mainz bin, bleibt das so“, sagt er. „Wir versuchen, nach Ballgewinnen so schnell wie möglich nach vorn zu kommen. Die Pässe müssen sitzen. Der Erfolg wird kommen, wir brauchen Zeit.“

Dabei ist die neue Philosophie nicht von allen Spielern verinnerlicht. „Immer, wenn wir unter Druck kommen, gibt es Rückfälle“, sagt Hjulmand. Die unbedingte Balljagd auf dem gesamten Platz wie unter Tuchel ist den Mainzern abhandengekommen. Immerhin: Hjulmand sucht den richtigen Dreh. „Es geht um harte Arbeit und eine gute Einstellung. Unsere Taktik, das ist kein Hokuspokus und keine Magie“, sagt er. Deshalb fordert er gegen den VfB eine „gute Ordnung in der Defensive und brutales Umschaltspiel“. Hjulmand sagt, er wolle dominant spielen: „Dafür müssen wir im Kopf und in den Füßen aber schnell sein.“

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