Auf der Stuttgarter Yoga-Messe geht es darum, wie man besonders lange gesund bleibt und lebt: Experten zeigen, wie mit antientzündlicher Ernährung, Kälte und gutem Schlaf die Gesundheit gefördert werden kann.
Schon in der Bahn zur Yogamesse begegnen einem die ersten Yogis: die Sportsachen bereits an, die Yogamatte dabei. Auf der Messe können aber nicht nur verschiedenste Yoga-Stile ausprobiert werden, darunter auch Aerial-Yoga, bei dem schwebend in einem Tuch geturnt wird. Angeboten wird zudem Eisbaden oder das kurzzeitige Einfrieren in einer Kryokammer bei mehr als minus 100 Grad Celsius.
Bei der diesjährigen Stuttgarter Yogamesse geht es viel um Biohacking und Longevity. „Biohacking heißt, die Bedienungsanleitung des eigenen Körpers zu suchen, um ihn dann positiv verändern zu können“, erklärt Andreas Breitfeld in seinem Vortrag. Der 48-Jährige bezeichnet sich selbst als Biohacker, betreibt einen Podcast zu dem Thema und coacht in München allen voran Spitzensportler. „Longevity ist dabei das klare Ziel, also auch noch übermorgen gesund zu leben.“
Und auch was man dafür brauche, habe sich nicht verändert – „die Menschen sind noch immer Jäger und Sammler“, sagt Andreas Breitfeld. So brauche man noch immer etwas zu essen, langsame und schnellere Bewegung wie bei der kontinuierlichen Futtersuche sowie der Jagd und für Letzteres Kraft sowie ausreichend Schlaf. Die Suche nach dem langen Leben sei dabei keineswegs neu, das habe es ja schon im alten Rom gegeben. Nur die Techniken scheinen teils etwas überholt – sei es Eisbaden, die Kryokammer oder Lichttherapie. Kälte wirke demnach antientzündlich und helfe etwa bei Rheuma, erklärt er. „Lichttherapie steigert die Neubildung der Haut und regt regenerative Prozesse im Körper an.“
Biohacking des weiblichen Zyklus heißt, sich den Zyklusphasen anzupassen
Die Medizinerin Verena Garcia y Boullosa referiert über Biohacking bei Frauen. „Wer ist es gewohnt, Schmerzen oder Unwohlsein während der Menstruation zu spüren?“ fragt sie in die Runde – und einige Hände, ihre eingeschlossen, gehen in die Luft. „Dass die Energie mal schwanke, sei normal, nicht aber Schmerzen und Unwohlsein“, betont sie. Oftmals sei das auf eine hormonelle Disbalance zurückzuführen – und sie rät den Zuhörerinnen, mehrere Blutwerte jährlich zu checken. Darunter die Schilddrüsenhormone, die weiblichen Hormone, das Stresshormon Cortisol und Glukose sowie Insulin. Für eine antientzündliche Ernährung, die Krankheiten vorbeugt, empfiehlt sie außerdem, auf Milchprodukte und Gluten zu verzichten. Hülsenfrüchte sollten besser nicht konserviert eingekauft werden.
Außerdem solle man sich in Sachen Energiemanagement, Training und Ernährung an die vier Zyklusphasen des weiblichen Körpers anpassen. „Das bedeutet zum Beispiel, wichtige geschäftliche Termine wenn möglich um den Eisprung herum zu legen oder aber Konfliktgespräche zu Anfang und Ende des Zyklus zu vermeiden“, sagt die Medizinerin. Beim Training empfiehlt sie, auf den Körper zu achten, empfiehlt aber eher leichtes und lockeres Training zu Anfang und Ende des Zyklus, intensiveres wie schwere Krafteinheiten oder High-Intensity-Workouts in der Mitte. Und auch in Sachen Ernährung solle man sich am Zyklus orientieren: „Am Anfang des Zyklus braucht der Körper vor allem Eisen und Magnesium, gegen Ende mehr langkettige Kohlenhydrate, um Heißhunger vorzubeugen.“
Schlafmangel kann verschiedenste Krankheiten begünstigen
Ein weiteres wichtiges Thema, wenn es darum geht, lange zu leben: guter Schlaf. „Mehr als 80 Prozent der Erwerbstätigen schlafen zu wenig, zu schlecht und nicht erholsam“, beginnt der Schlafpsychologe Günther Amann-Jennson seinen Vortrag. Die Folgen davon seien immens: So verändere bereits eine Woche mit weniger als sechs Stunden Schlaf die Aktivität mehrerer Hundert Gene – und sorge so dafür, dass das Risiko an Depressionen, einem Schlaganfall, Alzheimer oder Diabetes zu erkranken, steigt. Das ist auch für die Psyche ein Problem, betont der Schlafexperte: „Wenn wir schlecht schlafen, haben wir auch mental schlechte Karten.“
Um gut zu schlafen, rät Amann-Jennson dazu, auch den Schlafplatz zu optimieren: „Der Schlafraum soll idealerweise nur das Bett enthalten, nicht mehr.“ Dabei sei auch darauf zu achten, dass es nicht zu warm im Raum sei – „optimal sind 18 Grad Celsius, maximal 20 Grad“, so der Experte. Die Decke sollte nächtlichen Schweiß auffangen, das Kissen der Schlafposition entsprechen.