Die Krüge hoch: Feiern im Bierzelt auf dem Stuttgarter Frühlingsfest. Foto: dpa

Frühlingsfest bereitet sich auf Ansturm von Realschülern vor, die ihren Abschluss begießen.

Stuttgart - Zehn Jahre Schule sind vorbei. Nun beginnt das Leben. Die Mittlere Reife ist ein Grund zum Feiern. Das machen die Realschüler der Region seit Jahren auf dem Frühlingsfest. Mit Bier und Schnaps. Veranstalter, Polizei und Wirte wollen die Jugendlichen bremsen und bereiten sich auf den Ansturm am Dienstag vor.

Eltern sorgen sich. Sie wollen, dass es ihren Kindern gut geht. Und wenn es die Sprößlinge aufs Frühlingsfest zieht, darf die Mahnung nicht fehlen: Trink nicht so viel! Sollte man meinen. Doch dieser Tage können die Festwirte von Anrufen besorgter Eltern erzählen, ob ihre Sprößlinge denn am Dienstag ausnahmsweise mal Bier trinken dürften, obwohl sie erst 15 seien. Hätten sie doch die Mittlere Reife erlangt und wollten mit den älteren Kameraden feiern gehen. Realschulabschlusstag! Ein langes, sperriges Wort, das morgen Abend kaum noch einer der Protagonisten fehlerfrei aussprechen kann. Und eines, dass Behörden, Wirte und Polizei in Alarmbereitschaft versetzt.

Seit einigen Jahren zieht es die Realschüler der Region nach ihren Abschlussprüfungen auf den Wasen. Am Dienstag ist es wieder einmal so weit. Zwischen 12 und 2 Uhr werden sie aufs Frühlingsfest und in die Zelte drängen, ab 16 Uhr ist dann Kehraus und Polizei und Sanitäter sammeln die Betrunkenen ein. Anfangs war man noch überrascht, so erinnert sich Festwirt Karl Maier: "Auf einmal war mein Zelt voll mit Jugendlichen, und nach zwei Stunden habe ich es nicht mehr erkannt."

Das soll ihm nicht mehr passieren. Obschon das Gesetz erlaubt, dass man mit 16 Bier trinken darf, darf seit drei Jahren nur ins Zelt, wer 18 ist und dies mit einem Ausweis beweisen kann. "Wir haben Gäste beim Mittagstisch", sagt Maier, "die möchten es ruhig haben. Und am Dienstagabend kommen seit Jahren immer die gleichen Firmen, wir brauchen diese Aufregung nicht im Zelt."

Zelt des Wasenwirts wird zur jugendfreien Zone

Zumal er und seine Kollegen an den jugendlichen Gästen wenig verdienen. Getrunken wird nach der Prüfung, auf dem Weg zum Wasen und vor dem Eingang zum Rummel. Dafür gibt's einen Fachbegriff. "Die Jugendlichen glühen vor", sagt die Polizei. Deshalb haben sich die Träger der freien Jugendhilfen aus Stuttgart und den umgebenden Landkreisen, das Jugendamt und die Polizeidiensstellen speziell auf diesen Tag vorbereitet. Die Bundespolizei wird in S-Bahnen und Zügen auf Jugendliche achten, die Polizei ihre Kontrollen rund um die Realschulen in der Region verstärken. Ein Präventionsstand wird am Hinterausgang des Cannstatter Bahnhofs aufgebaut. Polizei, Kinder- und Jugendärzte sowie die Beauftragte für Suchtprophylaxe des Gesundheitsamts informieren über die Gefahren des Alkohols.

Naiv wäre zu glauben, damit würde man Saufgelage verhindern. Deshalb sind auch drei Mitarbeiter des Jugendamts auf dem Wasen. 50 Ordner sind auf dem Platz, kontrollieren Taschen und Rucksäcke, damit kein Alkohol mitgebracht wird. Die Polizei läuft in Zivil und Uniform Streife. Und wird auch ein Auge auf die Wirte und Imbissbetreiber haben. Beim vergangenen Frühlingsfest hatte die Polizei Jugendliche als Testkäufer eingesetzt. Das Ergebnis: Beim Volksfest erhielten 17-Jährige in fünf Festzelten und vier Imbissen Hochprozentiges. Eigentlich dürfen sie Schnaps erst an 18-Jährige ausschenken.

Deshalb wird auch das Zelt des Wasenwirts zur jugendfreien Zone. Auch dort ist Einlass ab 18. "Wenn sie Gäste im Zelt haben, ist der Ausschank schwer zu kontrollieren", sagt Festwirt Max-Rudi Weeber. Hans-Peter Grandl im Hofbräu-Zelt sagt dagegen: "Wir lassen uns von jedem, der Spirituosen kaufen will, den Ausweis zeigen."

16 Ordner hat er heute im Zelt, auch sie werden an den Eingängen jeden kontrollieren. Er lässt aber auch schon 16-Jährige ins Zelt. "In dem Alter dürfen sie Bier trinken, man muss nicht immer noch mehr reglementieren." Wer allerdings betrunken wirke, müsse blasen und dürfe gegebenenfalls nicht ins Zelt.