Laut Ruth Gollmer, der Sachgebietsleiterin beim AWB Kreis Esslingen, und dem Stationsleiter Zoliko Leimpek geht es um Nachhaltigkeit, Müllvermeidung und soziale Aspekte. Foto: C. Holowiecki

Unsere Redaktion hat einige Möglichkeiten zusammengestellt, wie man Aussortiertes weitergeben kann. So bekommt man selbst wieder mehr Raum und tut gleichzeitig was Gutes.

Filder/Stuttgart - Es ist Vormittag unter der Woche. Dennoch stehen die Autos vor dem Tor der Entsorgungsstation am Ortsrand von Stetten teils im Stau. In Kofferräumen, auf Rückbänken und auf Anhängern haben die Menschen Dinge gelagert, die sie loswerden wollen. Doch einige sind auch darunter, die schauen wollen, was sie mitnehmen können. Aus dem Verschenk-Markt.

Zu finden ist er in einem begehbaren Container im auffälligen Graffiti-Look. Wer möchte, kann zu den Öffnungszeiten der Entsorgungsstation kostenlos daraus etwas entnehmen oder drinnen ablegen. Das Ganze ist eine Wundertüte. An diesem Tag liegen in den Regalen Skibrillen, Gesellschaftsspiele, bunte Kaffeebecher, Kleidung und Deko. Ein Kindersitz steht neben einer Babyschale, eine Espressomaschine ist da, ein Warndreieck, ein VfB-Schal. Der Trödel-Container ist noch recht neu. „Wir haben sporadisch Mitte des letzten Jahres angefangen, um zu schauen, wie es angenommen wird“, erklärt Ruth Gollmer, die Sachgebietsleiterin beim Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Kreises Esslingen. Tatsächlich kommt er gut an, „die Kunden sind begeistert“, sagt Zoliko Leimpek, der Stationsleiter.

Der Stettener Container ist nicht das erste Angebot des Abfallwirtschaftsbetriebs, das Dinge vor der Tonne rettet. Auf der Homepage wird man auf den Online-Verschenkmarkt geleitet. Dort werden täglich Möbel, Elektrogeräte und Krimskrams zum Abholen oder zum Tausch eingestellt. Der Container sei „die Vor-Ort-Erweiterung“, sagt Ruth Gollmer. Es gehe um Nachhaltigkeit, „auch der soziale Aspekt spielt eine Rolle“, sagt Zoliko Leimpek.

Spenden für den Diakonieladen

Gut erhaltene Kleidung und Hausrat können auch im Diakonieladen in Bernhausen an der Echterdinger Straße 51 abgegeben werden. Auf der Internetseite des Kreisdiakonieverbands Esslingen findet sich je eine Liste mit Dingen, die gespendet werden können, und Dingen, die in dem Geschäft nicht angenommen werden. Geöffnet ist montags, mittwochs, donnerstags und freitags jeweils von 10 bis 14 Uhr und dienstags von 10 bis 17 Uhr.

Wichtig zu wissen ist, dass in Bernhausen keine Möbel abgegeben werden können, das ist nur in den Geschäften in Esslingen, Nürtingen und Kirchheim möglich. Auch in Echterdingen gibt es einen Diakonieladen. Ende des vergangenen Jahres ist dieser umgezogen. Er befindet sich nun an der Hauptstraße 50. Die neuen Räume sind kleiner, daher werden in dem Geschäft in Echterdingen keine Sachspenden mehr angenommen.

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Lesefutter für die Öffentlichkeit

Die meisten Bücher liest man nur einmal, danach verstauben sie im Regal. Wer dort wieder Platz für Neues braucht, kann seine ausgelesenen Schmöker der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. So gibt es zum Beispiel auf dem Gelände des CVJM an der Leinenweberstraße in Möhringen eine Tauschbox. Betreut wird diese von der Initiative Lebensraum Möhringen-Sonnenberg-Fasanenhof. Seit August des vergangenen Jahres gibt es zudem eine Buch-Box in Schönberg. Es ist eine ausrangierte Telefonzelle der Telekom, die der Bürgerverein bei einem Altmetallhändler in Stuttgart-Wangen vor der Schrottpresse retten konnte. Die Mitglieder haben sie in liebevoller Kleinarbeit repariert, neu gestrichen und von einem Schreiner mit Regalen ausstatten lassen. Zu finden ist die Buch-Box vor dem Vereinsrestaurant Ramsbachtal an der Taldorfer Straße 59. Sie ist rund um die Uhr geöffnet und bei Nacht dank einer solarbetriebenen Lampe sogar beleuchtet.

Wichtig ist, dass die Bücher in die Regale gestellt und nicht auf den Boden geworfen oder gar kistenweise vor die Boxen gestellt werden. In der Internet-Enzyklopädie Wikipedia ist eine Liste mit öffentlichen Bücherschränken in Stuttgart zu finden.

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Flohmarkt im Hof und anderswo

Wer nicht spenden will, kann Gebrauchtes auch verkaufen. Auf der Filderebene gibt es normalerweise jetzt im Frühjahr und später im Herbst unzählige Kleider- und Spielzeugmärkte. In den vergangenen zwei Jahren fanden diese wegen Corona aber oft nicht statt. Angesichts der Lockerungen in den Pandemie-Verordnungen wagen nun einige Kirchengemeinden, Schulen und Kindergärten einen Neuanfang. Bei vielen Märkten kann jeder einen Tisch reservieren und dann Ausrangiertes anbieten. Die Tischmiete geht an den Veranstalter, der Verkaufserlös in die eigene Tasche. Es gibt auch Modelle, bei denen ein bestimmter Prozentsatz des Verkaufserlöses dem Veranstalter zugute kommt.

Noch relativ neu sind die Hofflohmärkte. Der Unternehmer René Götz koordiniert diese in ganz Deutschland. Dabei wird ausschließlich auf privaten Flächen von Privat an Privat verkauft. Das kann theoretisch jeder für sich zu jedem beliebigen Zeitpunkt machen. Das Besondere an dem Konzept ist aber, dass es einen gemeinsamen Termin für ein Viertel oder einen Stadtteil gibt. Das macht die Sache für Käufer und Verkäufer attraktiver. Die Veranstaltung wird gemeinsam beworben, und die Auswahl ist größer. Die Hofflohmarkt-Saison in Stuttgart beginnt am 30. April in Möhringen. Weitere Termine stehen im Internet unter www.hofflohmaerkte.de/stuttgart. Anmeldeschluss ist drei Wochen vor dem Termin. Wer mitmachen will, muss zwölf Euro bezahlen.

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Ein Geben und Nehmen im Internet

Wer online ist, kann Aussortiertes auch im weltweiten Netz anbieten. Zum Beispiel auf der Plattform „Free Your Stuff “, was frei übersetzt so viel bedeutet wie „Schenke deinen Sachen die Freiheit“. „Statt wegwerfen, jemandem eine Freude machen. Mit diesem Gedanken unterstützt man das Prinzip, die Güter in der Gemeinschaft umweltschonend und gemeinnützig zu teilen. Es ist einfacher als du denkst, gut für viele und noch besser für die Umwelt“, schreiben die Macher des virtuellen Marktplatzes, Giacomo Barbalinardo und Axel Lohmann, auf ihrer Internetseite www.free-your-stuff.com/de.

Auch die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) hat längst erkannt, dass Aussortiertes nicht immer Müll ist. Darum betreibt der städtische Eigenbetrieb eine eigene Plattform. Unter www.verschenkmarkt-stuttgart.de können die Bürger gut erhaltene Gegenstände anbieten oder gezielt danach suchen. Jeder trägt seine Angebote selbst ein und löscht sie gegebenenfalls auch wieder. „Schaffen Sie zu Hause wieder Platz und leisten sie gleichzeitig einen Beitrag zu Abfallvermeidung und Ressourcenschonung. Ob Möbel, Spielsachen oder Geräte – alle gut erhaltenen Schätze, die zu schade zum Wegwerfen sind, können dank des Verschenkmarkts Stuttgart ein neues Zuhause finden“, heißt es dazu auf der offiziellen Internetseite der Stadt. Das Angebot wird rege genutzt, und zu finden ist praktisch alles.