Dass die Grünen „in bewegten Zeiten“ für konstruktive Politik stehen, stellten sie bei ihrem Frühjahrsempfang im Rathaus heraus. Allen voran Ministerpräsident Winfried Kretschmann, dessen Gastauftritt für große Resonanz sorgte.
Stuttgart - Ein knospender Zweig prangt in Übergröße auf der Leinwand im Großen Sitzungssaal des Rathauses. Die Temperatur draußen mag langsam gen Gefrierpunkt sinken, am Dienstagabend ist hier der Lenz eingekehrt: Die Grünen haben zum Frühjahrsempfang geladen. Das Motto: „Klar, kraftvoll, grün – Politik in bewegten Zeiten“.
Man solle dem Wandel, der derzeit im Gange sei, nicht mit Befürchtungen begegnen, sondern ihn als Chance zum Aufbruch sehen, betonte Anna Deparnay-Grunenberg, die Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, gleich eingangs. Diese Haltung durchzog auch die Beiträge ihrer Nachredner. OB Fritz Kuhn brachte zwar seine Sorge um die Zukunft Europas angesichts der Unstimmigkeiten in Flüchtlingsfragen zum Ausdruck, hob aber auch hervor, es sei nicht die Stunde der „sterilen Aufgeregtheit“. Trotz selbstverordneter Zurückhaltung in Sachen Wahlkampf hob Kuhn Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Beispiel für den gebotenen Pragmatismus hervor. Er handle verantwortungsbewusst und gelassen, aber auch aus einer klaren Grundhaltung heraus.
Kretschmann wurde diesem Bild in seiner Gastrede uneingeschränkt gerecht. Sachlich, aber sehr bestimmt bezog er Position zu aktuellen Themen und bekannte sich zur Suche nach einem parteiübergreifenden Konsens in wichtigen Fragen. Eine Spitze gegenüber dem politischen Gegner konnte er sich dann aber doch nicht verkneifen. Als sich Guido Wolf im Kandidatenduell so vehement in die Frage der Umstellung von Geld- auf Sachleistungen verbiss, habe er sich schon gefragt: „Will er Ministerpräsident werden oder sich als Abteilungsleiter im Integrationsministerium bewerben?“
Entschieden verwahrte sich Kretschmann gegen den Verdacht, seine Äußerung, er bete für die Gesundheit der Kanzlerin, habe mit Wahlkampf-Taktiererei zu tun. „Sehen Sie ein anderes europäisches Staatsoberhaupt, das alle zusammenführen könnte?“, fragte er und setzte hinzu, es sei ein „Gebot der praktischen Vernunft“, Merkel und Steinmeier zu unterstützen. Der Auftritt des Ministerpräsidenten traf auf große Resonanz. Ohnehin wollen ihn laut Umfragen 60 Prozent im Land weiter im Amt sehen. „Wenn Sie in dieser Hinsicht ganz sicher gehen möchten, gibt es einen einfachen Weg“, so Fritz Kuhn, „wählen Sie einfach seine Partei.“