Seit Jahren Gegenstand heftiger Diskussionen: Das ehemalige Hotel Silber in der Dorotheenstraße soll nun ein Gedenkort werden. Wer dafür zahlt, ist noch offen Foto: Leif Piechowski

Das Land will bis zu fünf Millionen Euro in den Umbau der ehemaligen Gestapo-Zentrale in der Dorotheenstraße investieren. Bei Ausstattung und Unterhalt bittet man jedoch die Stadt mit ins Boot – mit sanftem Druck. Bis Mai erwartet das Land eine Antwort.

Stuttgart - Das ehemalige Hotel Silber hat zuletzt denkwürdige Aufs und Abs erlebt – zwischen Abriss und Erhaltung. Klar ist inzwischen, dass dort ein Lern- und Gedenkort eingerichtet werden soll. Bei einem Runden Tisch und in Arbeitsgruppen treffen sich Vertreter von Stadt, Land und Bürgerinitiativen regelmäßig, um über die Inhalte zu sprechen. Doch eines ist nach wie vor unklar: die Finanzierung.

Jetzt geht die Landesregierung in die Offensive. In einem Brief an Oberbürgermeister Fritz Kuhn schreibt Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid: „Die Vorbereitungen für den Erinnerungsort sind nun an einem Punkt angelangt, an dem für alles Weitere Klarheit über die Finanzierung des Projekts hergestellt werden muss.“ Kuhns Vorgänger Schuster habe zwar grundsätzliche Bereitschaft zur Mitfinanzierung signalisiert, „eine belastbare Erklärung liegt uns aber nicht vor“.

Wie das Land sich das Modell vorstellt, erläutert Schmid in dem Schreiben ausführlich. Dabei werden erstmals auch Zahlen genannt. Demnach will die Landesregierung für Umbau und Sanierung des Gebäudes zwischen drei und fünf Millionen Euro ausgeben, je nach Ausstellungskonzeption und technischem Aufwand.

Stadt soll sich an Kosten beteiligen

Bei allen anderen Kosten bittet man höflich, aber bestimmt die Stadt mit ins Boot. Das betrifft zwei Punkte: Zum einen die Ausstellungsvorbereitung, Einrichtung sowie die Kosten für einen wissenschaftlichen Beirat. Sie sollen etwa 3,5 Millionen Euro betragen, von denen die Stadt die Hälfte zahlen soll. Das gilt zum anderen auch für die künftigen Unterhaltskosten, die das Land mit etwa einer Million Euro pro Jahr angibt. Darin enthalten sind vor allem Personal und Raummiete. Das Gebäude gehört inzwischen der landeseigenen Baden-Württemberg-Stiftung.

Schmid weist in dem Schreiben darauf hin, dass seinem Eindruck nach eine solche Lösung von „einer großen Mehrheit des Gemeinderats“ mitgetragen würde. Um voranzukommen, bittet er Kuhn darum, die Stadt möge ihre Stellungnahme zur Finanzierung des Projekts spätestens bis zum nächsten Runden Tisch am 7. Mai mitteilen.

Wie die ausfallen wird, ist bisher noch unklar. „Wir haben seit vergangenem Sommer, als sich der Runde Tisch zum bisher letzten Mal getroffen hat, keinen neuen Sachstand“, sagt Bürgermeisterin Susanne Eisenmann. Finanziell sei die Grundabsprache so, dass das Land den Umbau stemme und die Stadt sich an den laufenden Kosten beteilige. Details dazu gebe es noch nicht.

Fehlt nur noch das Finanzielle

Die beteiligten Bürgergruppen, die sich jahrelang vehement für den Erhalt des Gebäudes eingesetzt haben, vertreten eine klare Meinung zu den Kosten. Die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber fordert „eine faire Teilung der Betriebskosten zwischen Land und Stadt Stuttgart“ – so, wie es das Ministerium vorschlägt. Beide Beteiligte stünden in gleichem Maße in der historischen Verantwortung.

Das hat die Initiative auch in einem Antrag für den Bürgerhaushalt formuliert. Der trägt den Titel „Hotel Silber: Die Stadt Stuttgart soll die Hälfte der Betriebskosten für den künftigen Lern- und Gedenkort übernehmen“. Noch bis 8. April können die Bürger auf der Internetseite der Stadt über diesen und zahlreiche weitere Vorschläge abstimmen, die in den Haushaltsplanberatungen des Gemeinderats berücksichtigt werden sollen. Derzeit liegt der Antrag der Initiative mit rund 200 Stimmen in der Spitzengruppe.

Neben der Finanzierung ist die Trägerschaft des Projekts ebenfalls ein Thema. Auch hierbei scheint sich eine Lösung abzuzeichnen. „Wir suchen derzeit noch eine Rechtsform. Die Zielsetzung muss zudem sein, auch die engagierte Bürgerschaft einzubinden“, sagt Eisenmann. Derzeit liege die Federführung auf Wunsch des Landes beim Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Dem Vernehmen nach soll das künftig auch so bleiben. Auf Arbeitsebene sei man sich einig geworden, heißt es aus dem Ministerium. Fehlt nur noch das Finanzielle.

Weitere Informationen über das ehemalige Hotel Silber und den Antrag der Initiative finden sich im Internet auf den Seiten www.geschichtsort-hotel-silber.de sowie www.hotel-silber.de.