Foto: SPD-/Fraktion

Karin Roth aus dem Wahlkreis Esslingen ist ein Urgestein der Sozialdemokratie. Sie war viele Jahre im Bundestag, kommt aus der Gewerkschaftsarbeit.

Esslingen - Karin Roth aus dem Wahlkreis Esslingen ist ein Urgestein der Sozialdemokratie. Sie war viele Jahre im Bundestag.

Was war Ihre größte Niederlage?

Der Völkermord der deutschen Kolonialmacht in Namibia an den Herero und Nama wurde jahrelang verdrängt. Die SPD-Fraktion und Bündnis 90/Die Grünen forderten im März 2012 die Bundesregierung auf, sich den Verbrechen in Namibia als Völkermord zu stellen. Erst im Mai 2021 bat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Menschen in Namibia, besonders die Herero und Nama, um Verzeihung an diesem Völkermord und kündigte weitere Hilfe an.

Was war das bewegendste Erlebnis?

Ein fraktionsübergreifender Antrag zur Einrichtung eines jährlichen International Day of the Girl Child der Vereinten Nationen am 21. September 2011 war ein überraschend großer Erfolg. Die UN rief 2013 den 11. Oktober zum jährlichen Mädchentag aus. Seither wird jedes Jahr über die diskriminierende Lage der Mädchen besonders in Afrika, Asien, Lateinamerika, aber auch im eigenen Land kritisch berichtet.

Was hat Sie am meisten überrascht?

In meiner Zeit als Parlamentarische Staatssekretärin war ich auch für die internationale Schifffahrt zuständig. Auf einer Konferenz wurde eine Reduzierung der Schwefeldioxid-Immissionen beschlossen. Seit 2015 gelten zum Beispiel für die Ost- und Nordsee verbesserte Grenzwerte, so dass kein Schweröl mehr für die Schiffsmotoren verwendet werden durfte. Seit 2020 gilt dies weltweit.

Was hat Ihnen gar nicht gefallen?

In der Politik geht es nicht um „gefallen“, sondern um ein Engagement, das nicht immer allen gefällt. Vieles hat sich im Umgang miteinander leider verschlechtert. Respekt und Unversehrtheit der handelnden Personen gehören bedingungslos dazu.

Karin Roth, Jahrgang 1949, geboren in Erkenbrechtsweiler (Kreis Esslingen) war von 2002 bis 2013 für die SPD im Bundestag.