Hat seine Transfers für diesen Sommer so gut wie erledigt: Michael Reschke, der Sportvorstand des VfB Stuttgart Foto: dpa

In England schließt am Donnerstag – und damit viel früher als in der deutschen Fußball-Bundesliga – das Transferfenster. VfB-Sportvorstand Michael Reschke sieht einen Vorteil, doch es gibt auch andere Meinungen. Zum Beispiel beim FC Bayern.

Stuttgart - Angeblich hat er also abgesagt. Jérôme Boateng am Telefon José Mourinho. Der Abwehrspieler des FC Bayern dem Trainer von Manchester United. „Was soll’s?“, hätte der Coach bisher wohl gedacht, starte ich nächste Woche eben einen neuen Versuch – bis zum Transferschluss Ende August bleibt ja noch Zeit. Doch diesen Versuch wird es in der nächsten Woche nicht geben.

An diesem Donnerstag nämlich ist Schluss – dann könnte Jérôme Boateng zwar noch nach Spanien, Frankreich oder Italien wechseln, aber eben nicht mehr in die englische Premier League. Denn die schließt vor dem Saisonstart an Wochenende ihr Transferfenster. In der italienischen Serie A heißt es dann am 17. August: Nichts geht mehr.

Neue Regelung auch in Deutschland?

Es gibt viele Experten und Fans, die eine solche Regelung als positiv empfinden. Der Kader, der zum Start der Spielzeit gemeldet ist, spielt – zumindest bis zur Winterpause – auch wirklich um Punkte. Und nach zwei, drei Spielen der neuen Saison muss man sich nicht umgewöhnen, Listen aktualisieren und Publikationen ergänzen. Die Würfel sind gefallen, und wer vorausschauend geplant und gewirtschaftet hat, hat seine Schäfchen ohnehin längst beisammen und ist nicht auf Panikkäufe Ende August angewiesen. Eine Vorstellung, die auch für die deutsche Bundesliga ihren Reiz hat. Findet zumindest Karl-Heinz Rummenigge.

Der Vorstandschef des FC Bayern sagte in einem Interview: „Ich halte es grundsätzlich für eine interessante Alternative, wenn die Liga beginnt, dass der Transfermarkt dicht ist. Persönlich würde ich es auch sehr begrüßen, wenn wir ein kürzeres Transferfenster hätte. Drei Monate sind definitiv einen Monat zu lang.“ Gegen eine neue allgemein gültige Europa-Regelung seien aber vor allem kleinere Vereine gewesen, die auf die Unwägbarkeiten der Qualifikation zur Europa League oder Champions League gerne so lange wie möglich reagieren möchten. Auch Michael Reschke steht zum Bestehenden.

Reschke sieht neue Möglichkeiten

Der Sportvorstand des VfB Stuttgart sieht gerade in diesem Jahr positive Aspekte für die Bundesligaclubs. „Für die Bundesliga ist das doch klasse“, sagt Reschke gegenüber unserer Zeitung, „deshalb sollten wir diesen Wettbewerbsvorteil auch nicht aufgeben und Transfers weiterhin bis Ende August möglich machen.“ Zwar sieht auch der VfB-Sportchef, dass „der frühe Transferschluss in England insgesamt für mehr Ruhe bis Ende August“ sorgt. Von den zeitlich versetzten Fristen in England und Deutschland könnte aber „der eine oder andere Bundesligaverein profitieren und noch Spieler verpflichten, die sonst eher Kandidaten für die Premier League gewesen wären“. Auch der VfB Stuttgart?

Seinen eigenen Club sieht Reschke von der in diesem Sommer neuen Situation nicht betroffen. „Für den VfB hat das in diesem Jahr keine Bedeutung, da unsere Planungen ja schon frühzeitig so gut wie abgeschlossen waren“, sagt Reschke. Und komplett in Sicherheit wiegen kann er sich wegen der englischen Ruhe auch nicht. Sollte Jérôme Boateng zum Beispiel noch nach Frankreich wechseln, melden die Münchner vielleicht doch noch sofortigen Bedarf an VfB-Weltmeister Benjamin Pavard an.