Nach dem langen Rückflug aus dem Süden Afrikas treffen Rauchschwalben im April wieder in Europa ein und beginnen dann innerhalb weniger Tage mit dem Eierlegen. Foto: Fotolia/© sid221

Frühaufsteher haben mehr vom Leben – so vermitteln es zahlreiche Redensarten: Sei es mit „Morgenstund’ hat Gold im Mund“ oder „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Jetzt zeigt sich aber anhand der Rauchschwalben-Forschung: Der früher Vogel ist nicht unbedingt im Vorteil.

Leipzig - Frühaufsteher haben mehr vom Leben – so vermitteln es zahlreiche Redensarten: Sei es mit „Morgenstund’ hat Gold im Mund“ oder „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Jetzt zeigt sich aber anhand der Rauchschwalben-Forschung: Der früher Vogel ist nicht unbedingt im Vorteil. So kehren die Zugvögel zwar aufgrund der durch den Klimawandel veränderten Wetterbedingungen immer früher aus ihren Winterquartieren im Süden Afrikas zurück als noch vor wenigen Jahren. Sie können also auch früher als andere Zugvögel mit dem Brüten beginnen – nämlich rund sieben Tage früher als noch 1991. Für Vögel in freier Wildbahn ist das ein optimaler Vorteil: Paare, die zeitig im Jahr mit der Brut beginnen, legen oft mehr Eier, bringen mehr Jungvögel durch als die Spätstarter unter ihren Artgenossen – und haben vielleicht sogar Zeit für eine zusätzliche Brut. Zumindest hat sich gerade bei den Rauchschwalben gezeigt, dass diese in warmen Jahren oft dreimal statt nur zweimal Junge aufziehen.

Der Bruterfolg ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen

Doch den Schluss, dass es nun auch mehr Rauchschwalben gibt, den sollte man nicht ziehen, wie eine von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der Universität Leipzig und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie Leipzig kürzlich im Fachjournal „Ecology and Evolution“ veröffentlichte Studie zeigt. Der Bruterfolg der Rauchschwalben im Untersuchungsgebiet ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen, immer weniger Jungvögel erreichen das Erwachsenenalter. Die Vögel können also keinen Vorteil aus dem Frühstart ziehen.

Das Wetter in Deutschland ist für Frühstarter nicht geeignet

Der Grund ist das Wetter: Wann die Vögel aus dem Süden zurückkehren und mit dem Eierlegen beginnen, hängt demnach von besonderen Luftdruckschwankungen ab, die sich von Europa bis hinunter in das Schwalben-Winterquartier im Süden-Afrikas zu spüren sind. Sie liefern den Schwalben Anhaltspunkte dafür, wann es in Europa warm genug für die Reise Richtung Norden ist. Und das ist offenbar immer früher der Fall, weshalb die Schwalben auch immer früher zurückfliegen. Nur – das lokale Wetter in Deutschland ist dann letztlich dann doch noch nicht zum Brüten geeignet: Zwar sind die April-Temperaturen in den ostdeutschen Brutgebieten in den letzten Jahren gestiegen, dafür ist es im Mai aber kühler geworden – ausgerechnet dann, wenn die Schwalben-Eltern reichlich Insekten für ihre geschlüpften Küken bräuchten. „Dieses Versorgungsproblem steckt wahrscheinlich hinter dem sinkenden Bruterfolg“, sagt Annegret Grimm. Und dieser wiederum könnte den Rückgang der europäischen Schwalbenbestände erklären, den Vogelschützer seit etwa 20 Jahren beobachten.