Feuer gegen Frostschäden in den Weinbergen haben eine lange Tradition. Die Mitarbeiter des Weinguts haben die Nacht im Freien verbracht, um die Kerzen rechtzeitig bei Temperaturabfall zu entzünden. Foto: Weingut Graf Adelmann

Während die Lagen der Marbacher Weingärtner Glück hatten und durch Nebel geschützt wurden, hat das Weingut Adelmann mit Frostkerzen gegengewirkt.

Steinheim/Marbach/Beilstein - Sie sind bei Gärtnern und Winzern gefürchtet – die Eisheiligen. Wenn Polarlüfte im Mai noch Kälte nach Mitteleuropa bringen, droht durch Frost gerade jungen Pflanzen große Gefahr. Das haben zu Wochenbeginn die Weingärtner in der Region zu spüren bekommen, als die Werte in der Nacht wieder unter den Gefrierpunkt gefallen sind. Wer dann statt im warmen Bett noch in den Weinbergen unterwegs war, dem bot sich in den Lagen des Weinguts Graf Adelmann ein beinahe mystisches Bild: Frostkerzen flackerten dort die Nacht hindurch.

„Im Prinzip sind das Paraffin-Kerzen, die für Wärme sowie eine Dunstglocke sorgen“, erklärt Felix Graf Adelmann. Eine Methode, die seit Jahrtausenden von Winzern angewendet werde, heute aber immer seltener vorkommt, „da es schon sehr aufwendig und teuer ist“. Nicht nur das Aufstellen selbst nimmt viel Zeit in Anspruch. Insgesamt seien sie damit zu fünft gut eineinhalb Stunden pro Hektar beschäftigt gewesen, weshalb letztlich nur ein Bruchteil der Weinberge überhaupt geschützt werden konnte. „Ich kenne ja die typischen Frostlagen und weiß, wo die Probleme liegen“, so Adelmann. Daher hatte er den Grau- und Weißburgunder ins Auge gefasst: „Der Riesling oben auf dem Weinberg friert eher nicht ein.“ Die Kerzen und Temperaturen müssen auch über die gesamte Nacht im Auge behalten werden, so Adelmann: „Ich selbst war dann erst um 7 Uhr im Bett.“ Die Mühe sei es seinen Mitarbeitern und ihm aber wert gewesen: „Nach den Schäden von 2017 und der Corona-Krise wäre ein größerer Ausfall fatal gewesen.“ Schäden habe es natürlich trotzdem einige gegeben, „aber ich bin froh, das getan zu haben, was in meiner Macht stand. Insgesamt sind wir glimpflich davongekommen.“

Auch für die Weingärtner Marbach ging der Frost glimpflich aus, wie der Vorsitzende Matthias Hammer erklärt: „Es gibt relativ wenig Schäden.“ Sie hätten Glück gehabt, dass sich Nebelfelder gebildet hatten, die die Kälte in den tieferen Lagen ein Stück weit abgemildert haben. Höhere Lagen, wie etwa den Lemberg, habe der Frost stärker getroffen: „Aber auch hier sieht die Situation nicht so schlecht aus.“ Auch die Frostnächte rund um den 14. April seien ohne größere Schäden verlaufen: „Beide Wetterlagen stellen uns bislang nicht vor größere Probleme.“ Ein wenig Sorge mache die Trockenheit, aber noch profitierten besonders die älteren Reben von ihrem tiefen Wurzelwerk, weshalb noch kein Problem entstanden sei.

Das Schlossgut Hohenbeilstein hatte nicht so viel Glück, so Joscha Dippon: „Uns hat es ganz schön erwischt, da sich der Nebel erst sehr spät gebildet hat.“ Die Schäden sind noch nicht voll erkennbar, da etwa erfrorene Trauben erst später abfallen, „aber teilweise gehen wir schon von 100 Prozent Schaden aus“. Besonders die Flächen rund um die Burg habe es hart getroffen. Dort wachsen Grau- und Weißburgunder sowie Cabernet Blanc: „Das ist für uns heftig, da wir einen Großteil der Rebsorten aus eben dieser Lage beziehen.“ Für eine konkrete Prognose zum Ertrag sei es noch zu früh. Dass es eine kleinere Ernte geben wird, stehe aber fest: „Ich muss jetzt die anderen Flächen fördern.“

Besonders ärgerlich sei auch gewesen, dass das Weingut durchaus mit Frostruten für Kälteeinbrüche dieser Art vorgesorgt hatte. Dabei handelt sich um einzelne Triebe, die weiter in die Höhe wachsen und dort vor der Kälte besser geschützt sind. „Im Fall des Falles wird der Zweig dann heruntergebogen und dient als Ersatz für erfrorene Äste“, so Joscha Dippon. Diese Frostruten waren allerdings schon abgeschnitten worden, da sowohl sein Vater wie auch er nicht mehr mit einem so heftigen Frost gerechnet hatten. Aus diesem Grund habe er nun auch keine Frostkerzen auf Lager gehabt, „sonst hätte ich natürlich auch zu dieser Methode gegriffen, um die Lagen zu schützen“.