Winfried Kretschmann scheint es zu schmecken. Foto: dpa

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich am Fastnachtsdienstag den traditionellen Teller Froschkutteln einverleibt. Der 66-Jährige kommt seit Jahrzehnten nach Riedlingen, um diese regionale Spezialität zu essen.

Riedlingen - Die Narren im Südwesten haben kurz vor Aschermittwoch noch einmal ausgelassen gefeiert: Viele Mäschgerle waren am Fastnachtsdienstag auf den Straßen unterwegs - während sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in Riedlingen traditionell einen Teller Froschkutteln gönnte. „Super“, befand der Grünen-Politiker die Suppe aus Rinderinnereien. „Noch mehr Masse als sonst.“ Der 66-Jährige kommt seit Jahrzehnten auf Einladung der Narrenzunft Gole in den Kreis Biberach, um mit rund 350 Narren im Rathaussaal gemeinsam zu essen.

Das gewöhnungsbedürftige Festmahl gilt als eine der urtümlichsten Narren-Veranstaltungen im Südwesten. Die Narren treffen sich dabei um 8 Uhr am Rathaus, rauchen Zigarren und schunkeln durch die Altstadt. Unter dem Ruf „Rei, Kuttle, rei“ genießen sie später im Rathaussaal das Gericht aus Rinderpansen, -herz, -leber und -nieren. Nur unter Männern, wie die Tradition es will.

"Extra das Frühstück ausgelassen"

„Ich hab extra das Frühstück ausgelassen, damit ich die Kuttele reinkrieg’“, sagte Kretschmann. Der Ministerpräsident besuchte in Riedlingen ein Internat und hält der berüchtigten Männerveranstaltung nach Angaben der Zunft seit 38 Jahren die Treue. CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf war dagegen erst zum zweiten Mal auf Einladung der Zunft dabei. „Was alles drin ist will ich gar nicht so genau wissen“, sagte Wolf. Froschkutteln seien zwar nicht seine tägliche Leibspeise, aber: „Das ist eine Spezialität in Riedlingen und gehört zur Fasnet dazu.“

Weniger kulinarisch ging es in Stuttgart zu: Im Neuen Schloss empfing Innenminister Reinhold Gall (SPD) als Polizist verkleidet die Vertreter der Fastnachtsvereine. Gall nahm dabei in Gedichtform auch seine eigene Politik auf die Schippe: „Ich hoff’, ich trag’ den richt’gen Kittel, als des Landes erster Narrenbüttel“, sagte er in blauer Uniform mit Pickelhaube und Glocke.

Am Nachmittag lockten Umzüge unter anderem in Stuttgart und Karlsruhe an die 300.000 Zuschauer an. Allein in Karlsruhe setzten sich nach Angaben eines Sprechers des Organisationsausschusses Karlsruher Fastnacht am frühen Nachmittag zwischen 3500 und 4000 aktive Narren in Bewegung - wie jedes Jahr pünktlich um 14 Uhr 11 und bejubelt von rund 220.000 Zuschauern. Unter dem Motto „3 mal 100 was ä Schau, Karlsruh’ feiert mit Helau!“ zogen 45 Motivwagen und 55 Fußgruppen durch die Innenstadt.

2000 Narren in Stuttgart

In Stuttgart liefen nach Angaben der Karnevalsgesellschaft Möbelwagen rund 2000 Narren von 60 Vereinen mit. Hinzu kamen acht bis zehn Motivwagen. In beiden Städten kam die Polizei ohne zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen etwa wegen möglicher Terrorwarnungen aus. Größere Zwischenfälle gab es nicht.

Bislang ist die Fastnacht aus Sicht der Polizei im Südwesten generell sehr friedlich verlaufen. „Es gab selbst in den Fastnachtshochburgen keine großen Probleme“, sagte etwa ein Polizeisprecher in Aalen (Ostalbkreis) am Dienstag. Trotz großen Andrangs bei Umzügen und Feiern hätten die Beamten nicht mehr zu tun gehabt, als üblich zu dieser Jahreszeit.

Am Aschermittwoch endet dann das närrische Treiben - und viele Zünfte nehmen tränenreich und unter großem Wehklagen Abschied von der Fastnacht. In den Hochburgen geben die Narren die Schlüssel der Rathäuser und damit die Macht wieder ab. Dann beginnt die Fastenzeit.