Nach mehr als 40 Berufsjahren als Friseurin in Hochdorf ist Schluss: Am 23. Dezember wird Gabi Klesz zum letzten Mal die Schere im Friseursalon Concept Hair in die Hand nehmen.
Concept Hair heißt der Laden in der Wettestraße 1 seit 2007, als Gabi Klesz ihn an Björn Bristle, den Sohn einer guten Freundin, übergab und fortan selbst etwas kürzer trat. Davor waren die Kunden seit 1982, nachdem die Friseurmeisterin das Geschäft von ihrem Vater übernommen hatte, in „Gabi’s Friseurladen“ gekommen. Dass nun am 23. Dezember, mehr als 40 Berufsjahre später, Schluss ist, sei völlig in Ordnung, sagt Gabi Klesz: „Für mich geht das nicht von 100 auf Null. Ich habe mit der Geschäftsübergabe und meinem Umzug von Hochdorf nach Calw die Arbeitstage bereits schrittweise reduziert; zunächst auf drei, dann auf zwei pro Woche im Laden. Irgendwann muss man in diesem Beruf körperlich etwas langsamer tun“, erklärt die 64-Jährige, die künftig bei Bedarf nur noch innerhalb der Familie die Schere zücken wird.
Gabi Klesz ist gewissermaßen ins Friseurhandwerk hineingeboren. Ihr Vater war lange Jahre Friseur im Ort, von ihren vier Geschwistern ergriffen noch eine Schwester und ein Bruder denselben Beruf. „Für mich war das nie eine Frage, dass ich ebenfalls diesen Weg gehe. Aber nicht, weil das erwartet worden wäre, sondern weil mich das Handwerk immer interessiert hat.“ Schon als Kind schaute sie dem Vater zu, der seine ersten Kunden ein paar Meter entfernt vom heutigen Salon im damaligen Kolonialwarengeschäft von Gustav Unger in der Kirchheimer Straße 17 bediente. 1948 war der Vater von Gabi Klesz, der aus Stuttgart stammte, aus der Kriegsgefangenschaft heimgekommen und mit ihrer Mutter nach Hochdorf gezogen. „Im Ort wurde zu der Zeit ein Friseur gebraucht“, erzählt die Tochter, die zehn Jahre später geboren und in Hochdorf aufgewachsen ist. „1964 wurde dann das Haus in der Wettestraße 1 gebaut, und mein Vater eröffnete seinen eigenen Salon.“ Damals habe es noch andere Vorgaben seitens der Berufsgenossenschaft als zu ihrer eigenen Ausbildungs- und Berufszeit gegeben. „Mein Vater benötigte noch keinen Meisterbrief, um sich selbstständig zu machen“, erklärt Gabi Klesz. Sie selbst startete mit 14 Jahren ihre dreijährige Ausbildung in Plochingen und besuchte berufsbegleitend 1981 noch die Meisterschule, bevor sie 1982 mit Mitte 20 den Laden des Vaters übernahm.
Wechselnde Frisurentrends
Das sei ein richtiger Familienbetrieb gewesen: „Ich habe schon in der Jugend mitgeholfen, mein Bruder hat ebenso im Laden gearbeitet, bevor er sich selbstständig gemacht hat, später auch meine Schwester. Und unsere Mutter hat Aufgaben wie das Waschen der Haare übernommen“, erinnert sich Gabi Klesz. Die Berufszeit ihres Vaters sei lange „die Zeit der Fön- und Dauerwellen und der eher steifen, akkuraten Frisuren gewesen“, erzählt sie, „oder man hat Haarteile verwendet, um mehr Volumen zu erzeugen. Mein Vater hatte zudem viel Herrenkundschaft, die kamen dann gleich noch zur Rasur, das war so üblich.“ In den 70er- und 80er-Jahren, ihren ersten Lehr- und Berufsjahren, habe es wechselnde Frisurentrends seitens der Landesinnung gegeben. Je nach Jahreszeit – wie in der Mode. „Da sind dann alle mit den gleichen Frisuren rumgelaufen. In den 80ern kam zum Beispiel der Vokuhila-Trend (Vorne kurz, hinten lang) auf“, berichtet die Friseurmeisterin und lacht. Das habe sich mit der Zeit glücklicherweise geändert, die Mode auf dem Kopf wurde individueller. So konnte sich das Kreative des Handwerks mehr entfalten, „die Frisuren wurden typgerechter, auch je nach Haarqualität der Kunden. Da geht einfach nicht alles bei jedem“, weiß Gabi Klesz aus ihrer jahrzehntelangen Praxis. Entsprechend wurde die Beratung durch den Friseur noch wichtiger. Da sei es von Vorteil, ein kommunikativer Mensch zu sein, der sich auf die ganz unterschiedlichen Kunden einstellen kann.
Treue Kunden
Seit dem Beginn ihrer Lehre sind 50 Jahre vergangen. Das Kreative am Beruf findet Gabi Klesz bis heute spannend, „man geht immer mit offenen Augen durch die Welt, denn auf den Straßen findet man die Trends.“ Als Friseur müsse man immer lernwillig bleiben, „sei es bei den Schnitt- und Färbetechniken oder was die Beschaffenheit der wechselnden Produkte angeht.“ Ihren Beruf habe sie bis heute gerne ausgeübt: „Man sieht bei diesem Handwerk einfach direkt, was man geschaffen hat, und bekommt ein Kunden-Feedback.“ In die Selbstständigkeit gestartet ist Gabi Klesz 1982 anfangs mit ihrer Schwester, einer weiteren Friseurin und einem Azubi. Heute sei es für Geschäftsinhaber immer schwieriger, gute Leute zu bekommen. „Die Arbeitszeiten sind ein Thema, dazu kommt das körperliche Arbeiten. Das Handwerk im Allgemeinen hat schon länger ein Problem“, so Gabi Klesz. Ihren Kunden ist sie dankbar für deren Treue – „manche sind von Tag eins bis heute dabei.“