Aktion in den sozialen Medien: Friseure schneiden derzeit höchstens ihren Buchsbaum Foto: KL

Sie können sich kaum retten vor Anfragen: Friseure könnte in der Coronakrise mit Schwarzarbeit gutes Geld verdienen. Doch das lehnen sie ab. Der Stuttgarter Alexander Ljaschko hat sogar eine bundesweite Initiative gegen Schwarzarbeit gegründet.

Stuttgart - Das E-Mail-Postfach quillt über, das Telefon steht nicht mehr still. Alle wollen nur eines: einen sauberen Schnitt. Ganz egal wo. In der Küche, im Bad oder auf dem Balkon. Hauptsache, die Matte kommt wieder in Form. Hauptsache, die Frisur sitzt wieder. Denn seit 21. März haben auch die Friseure wegen der Infektionsgefahr durch das Coronavirus zu. Und da das Haupthaar innerhalb einer Woche etwa um einen halben Zentimeter nachwächst, können da schon mal zottelige Ergebnisse entstehen.

Alexander Ljaschko kann viele solcher Geschichten erzählen. Von Kunden, die unbedingt und irgendwie an einen Haarschnitt kommen wollen. Das sei doch auch für die Friseure, die derzeit kein Einkommen hätten, eine gute Sache, meinen die Kunden. Doch die Barbiere winken ab. „Nee, nee, wir bleiben sauber“, sagt der Stuttgarter Ljaschko; der sich fortan mit den Kollegen Günther Ducke (Freiburg), Janni Ossas (Leonberg) und Alexandra Kempf (Hösbach) eine bundesweite Initiative gegen Schwarzarbeit ausgedacht hat.

No Cut in der Coronazeit

„Mit unserer Initiative No Cut möchten wir ein Zeichen setzen, dass wir die Maßnahmen ernst nehmen und zu Hause bleiben. Und dass wir gemeinsam unsere Branche schützen. Weitere Salons haben sich unserer bundesweiten Aktion angeschlossen und wir wünschen uns, dass es noch viele mehr werden“, sagt Initiativen-Sprecher Alexander Ljaschko. Damit will er aber nicht nur seine Kunden oder andere selbstständige Friseure für dieses „wichtige Thema sensibilisieren“, sondern auch die Angestellten: „Sie sägen so eigentlich auf dem Ast, auf dem wir alle sitzen.“ Nicht nur das: Wer zum ersten Mal erwischt wird, dem drohen bis zu 1500 Euro Strafe, bei Wiederholungstätern sind es sogar bis zu 25 000 Euro. „Aber hier geht es nicht nur um Geld oder unlauteren Wettbewerb“, sagt Ljaschko, „es geht um die Gesundheit der Menschen.“

Und so wie jede Medaille immer zwei Seiten hat, so hat der Friseur, dessen Salon an der Paulinenbrücke ist, auch die gute Seite dieser Coronakrise für sich entdeckt: „Wir merken jetzt, wie sehr unsere Arbeit gefragt und geschätzt ist. Und wie sehr wir, da wir sie in diesen Tagen nicht ausüben dürfen, unsere Arbeit lieben. Doch trotz aller Umstände sind wir vor allem dankbar, dass wir gesund sind und versuchen das Beste aus der Situation zu machen.“

Nur der Buchsbaum wird geschnitten

Damit spricht er auch die Begleitung der „No Cut“-Kampagne auf den sozialen Medien Instagram und Facebook an. „In meinem Kopf entstand dann die Idee, Fotos unseres Teams zu zeigen, die klar dafürstehen, dass wir eben nicht Haare schneiden, sondern zu Hause bleiben“, erklärt Ljaschko und ergänzt: „Bei unseren Kunden kommt die Aktion sehr gut an, weil sie die Menschen im Salon besser kennenlernen und auch die private Seite sehen. Wir sehen das auch als Chance, unsere Branche professioneller darzustellen als sie oft wahrgenommen wird.“

Auf den Fotos zeigen sich die Friseure beispielsweise vor einer Staffelei, mit einer Kosmetik-Gesichtsmaske oder bei Schneiden eines … Nein, keines Schopfes. In diesem Fall bekommt nur der kleine Buchsbaum im Garten einen neuen Schnitt.