Nachdenklicher Rolf Brack (neben dem Sportlichen Leiter und Spielmacher Allan Damgaard/v.li.): die Zukunft des Frisch-Auf-Trainers über die Saison hinaus ist weiter offen. Foto: Baumann

Der Kader: ohnehin stark ersatzgeschwächt, und dann fällt auch noch Kapitän Zarko Sesum aus. Die Chancenverwertung: katastrophal. Damit ist das 22:29 der Göppinger Handballer gegen Kiel schon weitestgehend erklärt. Offen bleibt die Trainerfrage für die neue Runde.

Göppingen - Als die 60 Minuten vorüber waren und der THW Kiel den ungefährdeten Sieg und das Wahren der Minimalchance auf den Titel noch gebührend feierte, machte sich Rolf Brack schon an die Analyse und blickte nach vorne: „Mit unserem dezimierten Kader war es extrem schwierig, etwas zu reißen, der Kräfteverschleiß war enorm hoch und dann hatte der THW auch noch einen Andy Wolff in Weltklasseform im Tor“, sagte der Trainer von Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen. „Jetzt hoffe ich am kommenden Mittwoch gegen den TV Hüttenberg auf den Einsatz unseres Schlüsselspielers Sesum und einen Sieg zum Jahresende.“

Frisch Auf gegen den Turnverein Hassee-Winterbek (kurz THW) Kiel. Auf das Duell dieser beiden Traditionsclubs hatten die Fans wie immer großen Appetit. Seit dem Göppinger Wiederaufstieg 2001 waren die Rollen zwar stets klar verteilt: In 36 Pflichtspielen gelangen Außenseiter Frisch Auf gerade mal vier Siege. Doch diese Überraschungen gelangen jeweils in Heimspielen.

Kiels Keeper Wolff überragend

Und diesmal? Im 1000. Göppinger Bundesliga-Heimspiel seit der Gründung 1966? War nichts zu machen. Zu den ohnehin vier verletzten Spielern Adrian Pfahl, Tomas Urban, Anton Halen und Sebastian Heymann kam kurzfristig auch noch Kapitän Sesum (Adduktoren-Zerrung) hinzu. Und was das Häuflein der Aufrechten bot, war in der Anfangsphase gar nicht schlecht, bis auf das, was aber letztendlich entscheidend ist: den Torabschluss. Entweder warfen die Frisch-Auf-Angreifer frei stehend am Gehäuse vorbei, oder sie scheiterten am überragenden Nationaltorwart Andreas Wolff. Die Folge: Aus einem 0:2-Rückstand machte der sehr konzentriert spielende THW eine 13:5-Führung (26.). Auffallend: Bei Frisch Auf ging vom Rückraum viel zu wenig Gefahr aus. Meistens probierte es Brack deshalb mit zwei Kreisläufern, die von den beiden Spielmachern Allan Damgaard und Tim Kneule in Szene gesetzt werden sollten. Was gegen die kompakte Kieler 6-0-Abwehrformation zu selten gelang.

5400 Zuschauer bedeuten Saisonrekord

Nach der Halbzeit kam Daniel Rebmann für Primoz Prost zwischen die Pfosten, er hielt gut – und Frisch Auf kämpfte sich auf 12:16 heran. Die 5400 Zuschauer (Saisonrekord in der EWS-Arena) machten nun einen Höllenlärm und hofften auf die Wende. Doch Kreisläufer Kresimir Kozina vergab allein vor Wolff die nächste Großchance zum möglichen 13:16. Das war das Signal für den THW: Hier brennt nichts mehr an. Bester Werfer bei Frisch Auf war Linksaußen Marcel Schiller (5/3), beim THW traf Spielmacher Miha Zarabec (9) am häufigsten. „Man muss die Leistung des Gegners anerkennen. Wir können in den Spiegel schauen. Deshalb ärgern mich solche Spiele weniger, als Punktverluste nach engen Partien. Ich kann heute jedenfalls gut schlafen“, sagte Brack.

Mit oder ohne Brack in die Zukunft?

Der 64-Jährige würde durchaus gerne über die Saison hinaus in Göppingen bleiben. Doch noch ist keine Entscheidung gefallen, ob der Verein weiter auf seine Arbeit Wert legt. „Wir warten die Einschätzung und den Vorschlag unserer sportlichen Leitung ab, dann entscheiden wir“, sagte Aufsichtsratschef Ulrich Weiß. Zu dem an der Gerüchteküche gehandelten Markus Baur (TVB 1898 Stuttgart) gäbe es keinen Kontakt, versichern die Frisch-Auf-Verantwortlichen. Wie auch immer: Zunächst steht am kommenden Mittwoch (19 Uhr/EWS-Arena) das letzte Heimspiel des Jahres gegen Aufsteiger TV Hüttenberg an. In der EM-Pause wird die Frage, welcher Trainer Frisch Auf in die Zukunft führt, dann garantiert Fahrt aufnehmen.