Gemischte Gefühle nach dem letzten Saison-Heimspiel: Trainer Rolf Brack und Kreisläufer Kresimir Kozina (re.), der von den Fans zum Spieler der Saison gekürt wurde. Foto: Baumann

Das Rumpfteam hat alles gegeben, am Ende hat es nicht gereicht: Frisch Auf Göppingen verliert sein letztes Saison-Heimspiel gegen GWD Minden mit 27:28. Völlig unabhängig davon steht ein Fragezeichen hinter der sportlichen Zukunft des Trainers.

Göppingen - Einerseits ging es um nichts mehr. Auf der anderen Seite wollten sich die Bundesliga-Handballer von Frisch Auf Göppingen unbedingt im letzten Saison-Heimspiel mit einem Sieg von ihren Fans verabschieden. Das hat vor 3500 Zuschauern in der EWS-Arena nicht geklappt. Das stark ersatzgeschwächte Team von Trainer Rolf Brack gab zwar alles, kämpfte bis zur letzten Sekunde, doch am Ende setzte es gegen GWD Minden ein 27:28 (14:14). „Unsere Akkus waren leer. Wir haben viele Kräfte gelassen beim EHF-Cup-Final-Four und am Donnerstag beim Derby in Stuttgart“, bat Marcel Schiller um Verständnis. Der Torjäger hielt die Konzentration aber zumindest vom Siebenmeterstrich hoch: Er verwandelte traumhaft sicher zehn von zehn Strafwürfen, insgesamt warf der Linksaußen 13 Treffer. Bei der Wahl zum Spieler des Jahres kam Schiller auf Platz drei. Zum Sieger kürten die Fans Kresimir Kozina vor Daniel Fontaine, der zum Bergischen HC wechselt. „Ich freue mich riesig über diese Auszeichnung“, sagte der Kreisläufer und blickte schon auf die neue Saison: „Da hoffen wir, dass wird unseren fantastischen Fans noch mehr zurückgeben können.“

Letztes Spiel in Flensburg

Vor dem letzten Saisonspiel am kommenden Sonntag (15 Uhr) bei Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt steht so gut wie fest: Frisch Auf (31:35 Punkte) wird die Saison auf Platz zehn beenden. Das entspricht nicht dem Anspruch des Traditionsclubs. Da unter Bracks Regie aber durchaus Verbesserungen im Spiel der Mannschaft zu erkennen waren und zudem im EHF-Pokal elf Siege in 14 Spielen eingefahren wurden, ist dies nicht der Grund, warum es fraglich erscheint, ob es mit dem Trainer in die neue Runde geht.

Es gibt vielmehr Probleme zwischen dem Coach und der Mannschaft sowie mit der medizinischen und athletischen Abteilung. Dies wird von allen Seiten mehr oder weniger offen bestätigt. Es geht dabei um zwischenmenschliche Dinge, aber auch um fachliche Fragen. Brack sagt auf Nachfrage: „Nicht Stimmungen sind entscheidend, sondern Resultate. Alles, was ich tue, ist zum Wohl des sportlichen Erfolgs von Frisch Auf.“ Oder auch: „Reibereien und Konflikte gibt es, wenn Personen zusammenarbeiten. Ich bin seit 35 Jahren Trainer. Mit Harmonie gewinnt man keine Spiele, sondern mit erfolgsorientierter Arbeit.“ Brack weiter: „In Wissenschaft, Politik und Sport gibt es nun mal nicht immer nur eine Meinung.“ Letztendlich müssten die Verantwortlichen nun entscheiden, welche Meinung als erfolgswahrscheinlicher angesehen werde.

Zieht sich Brack freiwillig zurück?

Formal beschlossen ist in den Gremien noch nichts. Wobei unabhängig vom Ergebnis keiner so richtig die Frage beantworten kann, warum sich die Schwierigkeiten offenbar erst nach der Vertragsverlängerung (bis 30. Juni 2019) mit Brack Ende Januar verschärft haben. Der 64-Jährige macht sich jedenfalls seine Gedanken: „Positiver Stress mach Spaß, negativer Stress schlägt auf Herz und Kopf.“ Es könnte ein Hinweis sein, dass beide Seiten möglicherweise gemeinsam zur Erkenntnis kommen, die Zusammenarbeit früher zu beenden als geplant.