Geht optimistisch in die neue Saison: Frisch-Auf-Trainer Hartmut Mayerhoffer. Foto: Baumann

Nach zwei enttäuschenden Jahren in der Handball-Bundesligs steht Frisch Auf Göppingen vor einer Schlüsselsaison: Der neue Trainer Hartmut Mayerhoffer soll die Wende schaffen. Eine große Aufgabe.

Göppingen - Eines hat Hartmut Mayerhoffer allen bisherigen Trainern von Frisch Auf Göppingen voraus: Noch nie hat ein Chefcoach des Handball-Bundesligisten so nah an seinem Arbeitsplatz gewohnt. Direkt gegenüber der EWS-Arena hat der neue Kommandogeber eine Bleibe gefunden. Kurze Wege sind dem 49-Jährigen wichtig. Genau so die Nähe zur Mannschaft, zum Management, zu den Fans. Er versteht es auf authentische Art und Weise, das komplette Umfeld mitzunehmen – ohne dabei die Balance zwischen Kumpeltyp und Autoritätsperson zu verlieren. „Genau so einen Trainer haben wir gesucht, um Aufbruchstimmung erzeugen zu können“, sagt Geschäftsführer Gerd Hofele vor dem Saisonstart an diesem Donnerstag (19 Uhr) daheim gegen EHF-Pokal-Sieger Füchse Berlin.

Weniger Dauerkarten, geringerer Etat

Auf Mayerhoffer wartet eine anspruchsvolle Mission. Sie lautet: Die Wende muss her. Nach zwei enttäuschenden Bundesliga-Spielzeiten (jeweils Platz zehn) steht Frisch Auf vor einer Schlüsselsaison. Der Etat musste von 5,2 auf 5,0 Millionen Euro reduziert werden. Die Zahl der Dauerkarten ging erneut zurück (von 2900 auf 2700). Von vielen, die treu blieben, ist zu hören: Eine Chance gebe ich dem Verein noch. Diese eine Chance, erfolgreichen, attraktiven Tempo-Handball mit Herz anzubieten, und zwar auf konstant hohem Niveau – nicht nur bei den Festtagen gegen die Glamour-Clubs, auch im grauen Ligaalltag gegen die Kellerkinder der Branche.

Diese Beständigkeit fehlte in den vergangenen Jahren. Keiner weiß das besser als Tim Kneule. Der Spielmacher geht in seine 13. Saison bei den Grün-Weißen. Es ist seine erste als Kapitän. Der 32-Jährige steht stärker in der Verantwortung. Und wahrscheinlich kommen auch deshalb von dem von Haus aus eher stillen Zeitgenossen ungewohnt forsche Töne: „Wir sind als Mannschaft in der Pflicht. Wir haben genug Trainer verschlissen“, sagt der Nationalspieler.

Auf einer Wellenlänge

Velimir Petkovic, Magnus Andersson, Rolf Brack – keiner war am Ende mehr der Richtige. Aus den verschiedensten Gründen. Jetzt soll es also Mayerhoffer richten. Ein Trainer, der die SG BBM Bietigheim zweimal zum Aufstieg in die Bundesliga führte, aber in der Beletage noch keine Erfolge vorzuweisen hat. Andere Kandidaten hatten das. Doch Frisch Auf entschied sich für den vergleichsweise unbekannten Mann mit den rumänischen Wurzeln. „Wir haben sofort auf einer Wellenlänge gefunkt und sind von seinen Qualitäten überzeugt“, sagt der sportliche Leiter Christian Schöne.

Das gilt auch für die Zugänge Ivan Sliskovic (RK Celje/Slowenien), Nemanja Zelenovic (SC Magdeburg), Josip Peric (AHC Dunarea Calarasi/Rumänien) und Tim Sörensen (IFK Kristianstad/Schweden). „Es wird noch etwas dauern, bis die Automatismen optimal greifen“, wirbt der Coach um Geduld. Ist das neu formierte Team eingespielt, rechnet er fest mit konstant überzeugenden Leistungen. Und diese sind unabdingbar für die ersehnte Aufbruchstimmung beim zuletzt so enttäuschten Anhang.

Prognose Vieles kommt in dem traditionell etwas nervösen Umfeld auf den Saisonstart an. Gelingt der, bleiben die Schlüsselspieler gesund und steigert sich das Torhütergespann, wird sich Frisch Auf in der Tabelle verbessern. Mehr als eine Platzierung zwischen sieben und neun wäre aber trotz der wegfallenden internationalen Belastung eine Überraschung.