Überragende Vorstellung: Göppingens Linksaußen Marcel Schiller wirft elf Tore bei 13 Versuchen. Foto: Baumann

Schwache Gegner schwache Leistungen, starke Gegner starke Leistungen: Beim Spitzenteam MT Melsungen zeigen die Frisch-Auf-Handballer, zu was sie mit Effizienz im Angriff und Aggressivität in der Abwehr fähig sind.

Kassel - Es ist ein Phänomen, über das sich die Anhänger von Frisch Auf Göppingen nicht erst seit dieser Saison wundern. Gegen vermeintlich leichte Gegner patzt der Handball-Bundesligist in schöner Regelmäßigkeit, gegen die Spitzenteams der Liga laufen die Grün-Weißen dann plötzlich zur Höchstform auf: So auch am Sonntag bei der MT Melsungen. Die Mannschaft von Rolf Brack feierte vor 3894 Zuschauern in der Rothenbach-Halle in Kassel einen völlig überraschenden 30:27(13:15)-Auswärtssieg. „Es scheint eine Mentalitätssache dieses Teams zu sein“, lautete die Erklärung des Göppinger Trainers für die zwei völlig unterschiedlichen Gesichter des EHF-Pokal-Siegers.

Glückwunsch-SMS von Prokop an Schiller

Das Team gleicht einer Wundertüte. Mit deutlich mehr Konzentration als bei der 25:28- Heimniederlage gegen den HC Erlangen vor einer Woche gingen die Frisch-Auf-Spieler zur Sache. Am Auffälligsten zeigte sich dies bei den Außen: Statt einer Wurfquote von miserablen 25 Prozent wie gegen die Franken legten Marcel Schiller und Marco Rentschler diesmal eine beeindruckende 90-Prozent-Effizienz aufs Parkett. Rechtsaußen Rentschler traf sechsmal, der überragende Linksaußen Schiller erzielte elf Tore (davon vier Siebenmeter). Eine besondere Wertschätzung erfuhr er danach sogar vom Bundestrainer: Christian Prokop, der Schiller nicht für den 20er-EM-Kader nominiert hatte, schickte dem 26-Jährigen für diese Galavorstellung eine Glückwunsch-SMS .

Schöne lobt Trotzreaktion

Neben der Treffsicherheit der Außen war vor allem die Aggressivität in der Abwehr der Schlüssel zum Sieg. Diese war vor allem nach dem 12:15-Rückstand (27.) vorbildlich. Dennoch blieb die Partie bis zum 24:24 (53.) heiß umkämpft. Doch Frisch Auf hatte den längeren Atem. „Durch unsere starke Deckung haben wir den Gegner zu technischen Fehlern gezwungen und kamen zu einfachen Toren. Die Mannschaft hat eine klasse Trotzreaktion gezeigt“, freute sich der Sportliche Leiter Christian Schöne.

Mehr Bammel vor Hüttenberg als vor Kiel?

Bis zum Jahresende stehen für Frisch Auf noch zwei Heimspiele in der EWS-Arena auf dem Programm. Und wenn man die bisher wo wechselhaften Leistungen zu Grunde legt, müssen sich die Göppinger Anhänger an diesem Donnerstag (20.45 Uhr) gegen Rekordmeister THW Kiel weniger Sorgen machen, als im Duell am 27. Dezember (19 Uhr) gegen Kellerkind TV Hüttenberg.