Sebastian Heymann gilt als Juwel des Handballs. Foto: FAG

Sebastian Heymann ist ein Versprechen für die Zukunft. Bei Frisch Auf Göppingen soll der 18 Jahre alte Handballer zu einem großen Spieler reifen.

Göppingen - Solch ein glanzvolles Debüt in der Handball-Bundesliga kann nicht jeder vorweisen. Eine Viertelstunde vor Schluss war Sebastian Heymann beim Auswärtsspiel von Frisch Auf Göppingen bei GWD Minden ins Spiel gekommen. Dann traf er noch sechsmal und sicherte den 32:25-Sieg. „Sebastian hat überragend gespielt“, lobte ihn Frisch-Auf-Trainer Magnus Andersson. Zumal der Rechtshänder in einer hektischen Phase aufs Feld kam. Die Rückraumspieler Tim Kneule und Zarko Sesum waren umgeknickt, mussten raus und fallen mit ihren Sprunggelenksverletzungen bis auf weiteres aus. Zudem sah Kapitän Manuel Späth die Rote Karte. „Von solch einem Einstand in der Bundesliga träumt man natürlich“, sagte Heymann, „auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass ich nicht vom Verletzungspech meiner Mitspieler profitieren muss.“ Heymann jedenfalls sprang für die Routiniers in die Bresche und bewahrte kühlen Kopf.

Dabei ist er erst 18 Jahre alt, spielte bisher nur in der dritten Liga und war am Sonntag Vormittag dem Frisch-Auf-Team mit dem Zug nachgereist. Am Tag davor hatte er für den TSB Horkheim bei der TSG Nußloch gespielt. Bei der 25:27-Niederlage warf Heymann drei Tore, wies aber keine gute Wurfquote auf. „Mit 18 kann er noch nicht die Stabilität haben, man muss ihn behutsam aufbauen“, sagt TSB-Trainer Jochen Zürn. Heymann hat ein Zweifachspielrecht. Vertraglich ist vereinbart, dass er bis Rundenende alle Drittligaspiele für Horkheim absolviert. Wenn es sich mit dem Spielplan vereinbaren lässt, kommt er auch für Frisch Auf zum Einsatz. Beim EHF-Pokal-Sieger hat Heymann vor der Runde einen Vierjahresvertrag unterschrieben. Obwohl die halbe Bundesliga, darunter der SC DHfK Leipzig, der TVB 1898 Stuttgart und auch Branchengrößen wie der THW Kiel Interesse zeigten.

Das Paket hat gepasst

„Das Frisch-Auf-Paket hat einfach gepasst, die Grundstruktur des Kaders mit einigen älteren Spielern dürften ihm auf Sicht gesehen Spielanteile verschaffen – auch auf der internationalen Bühne“, sagt Zürn.

Jetzt wird Heymann in der stärksten Liga der Welt aufgrund der Verletzungssorgen schon früher benötigt, als gedacht. Dass er dort mithalten kann, trauen ihm die Experten zu – auch der Göppinger Coach: „Ich habe noch nie einen Spieler gesehen, der in diesem Alter schon so weit ist“, schwärmte Andersson schon vor der Runde in den höchsten Tönen. Der 1,98-m-Riese ist sehr athletisch, bringt viel Dynamik und Wurfkraft mit – dazu hat er noch ein gutes Auge für die Mitspieler. Sein Mentor Jochen Zürn vergleicht ihn vom Spielertyp her mit dem Kieler Nationalspieler Christian Dissinger.

Bei der Jugend-EM vergangenen Sommer in Kroatien holte Heymann mit Deutschland Bronze und wurde ins All-Star-Team gewählt. Als einer von drei Spielern seines Jahrgangs 1998 gehört der gebürtige Heilbronner, der seit den Minis beim TSB Horkheim spielt, dem Elitekader des Deutschen Handballbundes (DHB) an. Die Toptalente werden dabei nicht nur sportlich besonders gefördert, sondern auch medizinisch und ausbildungsbegleitend. Heymann hat das Abitur in der Tasche und ist gerade dabei, sich beruflich zu orientieren.

Heymann setzt auf die Karte Handball

Zunächst setzt er aber ganz auf die Karte Handball. Schon an diesem Mittwoch (19 Uhr) wird er von Frisch Auf im Spiel bei Rekordmeister THW Kiel dringend gebraucht. „Man darf jetzt nicht die gleiche Leistung wie in Minden von ihm erwarten“, dämpft Christian Schöne die Erwartungen. Der Co-Trainer war als Leiter des Frisch-Auf-Nachwuchscenters maßgeblich am Heymann-Transfer beteiligt. „Er wird bei uns gut vorankommen“, ist sich Schöne sicher. Der Anfang jedenfalls ist vielversprechend.