Wieder da: Christian Schöne feiert ein irres Comeback gegen den SC Magdeburg Foto: Baumann

Solche Geschichten schreibt nur der Sport: Völlig überraschend kommt Christian Schöne von Frisch Auf Göppingen im EHF-Pokal gegen den SC Magdeburg zum Einsatz. Gegen seinen Ex-Club wirft er drei Tore.

Göppingen - Seinen kleinen Sohn musste Christian Schöne am Sonntag wegen Fiebers zum Arzt bringen. Er selbst hatte den kuriosen Handballabend am Vortag blendend überstanden: „Alles okay, ich hatte keine konditionellen Probleme, nur die Spritzigkeit und Schnelligkeit fehlte etwas“, sagte der 35-Jährige. Den 4200 Zuschauern in der EWS-Arena waren diese minimalen Defizite nicht aufgefallen. Sie feierten den Rechtsaußen und seine drei Tore, die er zum 31:25 (13:11) gegen Bundesligarivale SC Magdeburg beigesteuert hatte mit Ovationen. „Wir haben nun eine gute Ausgangsposition, doch uns erwartet im Rückspiel ein gefährlicher Hexenkessel“, warnte Schöne vor dem entscheidenden zweiten Viertelfinal-Duell um den Final-Four-Einzug an diesem Mittwoch (19 Uhr/Getec-Arena) in Magdeburg.

Verstrickung unglücklicher Umstände führt zum Comeback

Dem Comeback von Schöne war eine Verstrickung unglücklicher Umstände vorausgegangen. Der erste Rechtsaußen Anton Halen: seit zehn Tagen verletzt. Der zweite Rechtsaußen Thomas Kristensen: seit fünf Tagen verletzt. Die beiden Linkshänder Felix Lobedank und Kevynn Nyokas, die zur Not auf Außen aushelfen könnten: seit Monaten verletzt. Blieb am Samstag noch Marco Rentschler übrig. Der Ex-Bietigheimer hatte nach überstandenem Kreuzbandriss am vergangenen Mittwoch gegen Melsungen (27:24) seine erste Partie im Frisch-Auf-Dress bestritten. Gegen Magdeburg zog er sich kurz vor der Pause, bei einem Tempogegenstoß auf dem Weg zu seinem dritten Tor, eine Oberschenkelzerrung zu. Rentschler musste raus. Schöne musste ran. Ein Notfall. Für genau diesen wurde der Ex-Nationalspieler reaktiviert. „Wenn alles normal läuft, war ausgemacht, dass ich nicht zum Einsatz komme“, erklärte Schöne.

Bennet Wiegert traut seinen Augen nicht

Im Sommer hatte er seine aktive Karriere nach 16 Jahren Bundesliga beendet. Mit viel Akribie und Einsatz leitet er seitdem das Frisch-Auf-Nachwuchscenter. Ab und zu assistiert er Bundesliga-Chefcoach Magnus Andersson im Training. Viermal ging er für die zweite Mannschaft auf Torejagd, um den Landesliga-Abstieg zu verhindern. Statt SG Herbrechtingen-Bolheim oder HT Uhingen-Holzhausen hieß der Gegner nun plötzlich wieder SC Magdeburg. Ausgerechnet SC Magdeburg. Mit seinem ehemaligen Club hatte Schöne 2002 die Champions League gewonnen. Gemeinsam mit Bennet Wiegert. Der aktuelle SCM-Trainer traute seinen Augen nicht, als der Name Schöne auf dem Spielberichtsbogen auftauchte. Hinterher war Wiegert sauer über das Ergebnis: „Die Gegentore in der Endphase tun uns sehr, sehr weh.“ In der 48. Minute war Magdeburg beim Stand von 21:20 noch auf Tuchfühlung. Dann mobilisierte Frisch Auf die letzten Reserven. Allen voran Schöne, der seine drei Tore in den letzten zwölf Minuten erzielte. „Wir wollen den Vorsprung nicht verwalten, sondern auch in Magdeburg gewinnen“, gibt er die Parole fürs Rückspiel aus. Ob bis dahin einer der etatmäßigen Rechtsaußen zurückkehrt, ist sehr fraglich. Doch Schöne wäre bereit. Zur Not auch für 60 Minuten.