Von 1994 bis 2004 spielte Matthew Perry (hier zusammen mit Courteney Cox) Chandler in der Hit-Sitcom „Friends“. Foto: imago images/Everett Collection/Warner Bros/Courtesy Everett Collection

Als Chandler begeisterte Matthew Perry in „Friends“ ein Millionenpublikum. Wie es in ihm aussah, wusste keiner. Jetzt hat der Schauspieler ein Buch geschrieben – und sagt, es sei ein Wunder, dass er noch lebe.

Zehn Jahre lang brachte Matthew Perry die Welt zum Lachen. War Chandler in der Hit-Sitcom „Friends“ der sarkastische Bürohengst, der sich mit Frauen schwer tut und dann – Happy End – die hübsche, neurotische Monica (Courteney Cox) abbekommt, die doch eigentlich in einer ganz anderen Liga spielt. Der mit seinem „Could you BE any more...“ die US-amerikanische Sprachmelodie prägte. Was keiner wusste, der sich über Chandler Bings beißende “Punchlines“ amüsierte: Matthew Perry litt in dieser Zeit oft wie ein Hund.

 

Jetzt hat Perry seine Memoiren geschrieben. „Friends, Lovers and the Big Terrible Thing“ erscheint am 1. November und handelt von seiner jahrelangen Abhängigkeit von Alkohol, Drogen und Medikamenten. Dass er lange Zeit suchtkrank war, hat der heute 53-jährige Schauspieler bereits vor einigen Jahren öffentlich gemacht. Als die sechs Hauptdarsteller (Perry, Cox, Jennifer Aniston, Lisa Kudrow, David Schwimmer und Matt LeBlanc) 2021 für die vielgehypte Reunion-Sendung vor der Kamera zusammen kamen, waren viele Fans geschockt über den gesundheitlichen Zustand des Schauspielers. Perry sprach langsam und undeutlich, wirkte niedergeschlagen und bedrückt. Aus seinem Umfeld hieß es damals, Perry habe sich kurzfristig einer Zahnoperation unterziehen müssen und habe deshalb undeutlich gesprochen.

In einem Interview mit der „New York Times“ bekannte er jetzt, dass er erst seit 18 Monaten trocken sei, nicht mehr trinke und keine Drogen mehr nehme. „Ich habe wahrscheinlich neun Millionen Dollar oder so ausgegeben, um nüchtern zu werden“, bekannte der Schauspieler in dem Gespräch.

Er habe bereits mit 14 angefangen zu trinken, sagt Perry, irgendwann folgten Schmerz- und Beruhigungsmittel. Methadon, Xanax, Wodka seien zu seinen täglichen Begleitern geworden. „Ich tat es nicht, um mich high zu fühlen oder um mich gut zu fühlen. Ich war sicher kein Partygänger. Ich wollte einfach nur auf meiner Couch sitzen, fünf Vicodin nehmen und einen Film schauen.“ Es sei ein Wunder, dass er nicht tot sei, schreibt Perry in seinem Buch.

An der Serie, die von 1994 bis 2004 lief, könne er im Rückblick ablesen, welche Sucht er in welcher Staffel gehabt habe: „Wenn ich dick bin, war es Alkohol. Wenn ich dünn bin, Pillen. Wenn ich diesen Goatee-Bart habe: Ganz viele Pillen.“ Chandler-Humor, bei dem einem das Lachen im Hals stecken bleibt.

Sein Herz stand fünf Minuten still

Doch auch nach dem Ende von „Friends“ sei seine Sucht weitergegangen, schreibt Perry. Eigentlich habe er eine Rolle in Adam McKays schwarzer Komödie „Don’t Look Up“ aus dem Jahr 2021 gehabt – doch er konnte nicht zu den Dreharbeiten gehen, weil er während eines Entzugsaufenthalts am Genfer See einen Herzstillstand erlitten habe. Fünf Minuten hätten die Ärzte um sein Leben gekämpft, bis sein Herz wieder geschlagen habe. „Mir wurde gesagt, ein bulliger Schweizer habe wirklich nicht gewollt, dass ihm der Typ von ‚Friends’ unter den Fingern wegstirbt und hat fünf Minuten lang Herzdruckmassage gemacht. (...) Wäre ich nicht bei ‚Friends’ gewesen, hätte er dann nach drei Minuten aufgehört?“

15 Entzugsversuche habe er gemacht, sagte Perry in einem Gespräch mit Amerikas Interview-Queen Diane Sawyer, das in Gänze am 28. Oktober ausgestrahlt werden soll. Er habe sich „komplett alleine“ gefühlt. Dabei hätten auch seine Cast-Kollegen von „Friends“ versucht, ihm zu helfen. Jennifer Aniston sei zu ihm gekommen und habe ihn mit seinem Problem konfrontiert: „Wir wissen, dass du trinkst.“ Sie sei diejenige gewesen, die sich am meisten um ihn bemüht habe. „Dafür bin ich ihr sehr dankbar.“ In seinem Buch schreibt Perry: „Sucht, diese große, fürchterliche Sache, ist viel zu mächtig, als dass man sie allein bekämpfen könnte. Aber zusammen können wir sie niederstrecken.“

„Friends, Lovers and the Big Terrible Thing“ von Matthew Perry

Memoiren
„Friends, Lovers and the Big Terrible Thing“ erscheint am 1. November. Das Vorwort hat Lisa Kudrow geschrieben, Perrys Kollegin aus der Sitcom „Friends“.