Bekanntes Gesicht in neuer Show: die Handstand-Artistin Marina Skulditskaya Foto: Ines Rudel

Nach der Kündigung des Friedrichbau Varietés durch die L-Bank verliefen auch die Bauarbeiten in der neuen Heimat am Pragsattel nicht reibungslos. Jetzt wird das Eventcenter der Sparda-Welt zwischengenutzt. Am Mittwoch wurde dort das neue Programm vorgestellt.

Stuttgart - Er war mal eine ganz große Nummer im deutschen Showgeschäft. Karsten Speck war einer der wenigen Ostdeutschen, die im gesamtdeutschen Fernsehen Karriere machten. „Einen Kessel Buntes“, moderierte er. So gesehen knüpft er nun nach vom Gericht erzwungener Auszeit und Haftstrafe wieder daran an. Denn was anderes als ein „Kessel Buntes“, als ein Gemischtwarenladen der großen Kleinen ist das Varietétheater. Karsten Speck wird in den nächsten zwei Monaten die neue Show „Visionenl“ des Friedrichsbau Varietés führen. Am Freitag feiert sie Premiere.

Die Show glänzt vor allem durch neue Gesichter in der Künstlerriege. Außer dem Schauspieler und Sänger Speck, der bereits vor 14 Jahren die Varieté-Show „Spe(c)ktakel“ im Friedrichsbau moderierte, ist nur die Handstand-Artistin Marina Skulditskaya (Bild) schon auf dieser Bühne aufgetreten.

Ein neues Gesicht ist besonders jung: Der erst 20-jährige Luke Dimon ist amtierender Deutscher Meister der Zauberkunst und verwandelt Tischtennisbälle in Kartensets oder vervielfacht diese mühelos. Der Jongleur Girma Tsehai geht der exotischen Disziplin namens Ball-Bouncing nach. Bis zu sechs Bälle gleichzeitig wirft der Künstler gekonnt gegen eine Plattenkonstruktion – und fängt sie wieder. „Ich habe es nicht mal mit einem geschafft“, sagt Speck anerkennend. Julia Kurkina ist eine sogenannte Sandmalerin – und erzählt die bewegte Geschichte des Friedrichsbaus von seiner Eröffnung im Jahr 1900 bis heute auf einer von unten beleuchteten Sandfläche in Bildern nach.

Hier eignen sich die Räume des Eventcenter der Sparda-Welt besonders gut. „Dank der Monitorwand hier können wir die Live-Malereien darauf in Großbild übertragen“, sagt Mascha Hülsewig, Pressesprecherin des Friedrichsbau Varietés. Regisseur Ralph Sun habe die besonderen Eigenschaften der Spielstätte beim Casting der Künstler mit einbezogen. „Ein Trapez können wir hier aber leider nicht spannen“, sagt Hülsewig.

Die bislang letzte Show des Friedrichsbau Varietés fand Mitte Mai statt. Zwischenzeitlich tingelte man mit einzelnen Produktionen durch die Stadt, spielte etwa auf der Solitude. Ursprünglich wollte man im November das neue Domizil auf dem Pragsattel neben dem Theaterhaus beziehen. Doch der Bau verzögerte sich. Das Fundament für den Fertigbau fehlte, und der Baustart war erst am 5. August – mit etwa zwei Wochen Verspätung.

Doch nun wird schwer gearbeitet, und man kann bereits gut erkennen, wie das neue Theater aussehen wird. Die Gliederung ist mit der einer Basilika vergleichbar: ein Hauptschiff mit Platz für die Bühne und 342 Gäste, die an Sechser- und Achtertischen das Bühnenspiel verfolgen können.

Die Kosten des Neubaus beziffert Frenzel auf 1,5 Millionen Euro. Die Stadt finanziert das Fertigbautheater mit 450 000 Euro und einer zusätzlichen Kreditbürgschaft und stellt das Gelände pachtfrei zur Verfügung.

„Visionen“ mit Carsten Speck vom 12. September bis zum 26. Oktober im Eventcenter der Sparda-Welt, Am Hauptbahnhof 3. Infos und Karten unter www.friedrichsbau.de oder 0711 / 2 25 70 70. Kartenpreise zwischen 32 und 47 Euro.