Friedrich Zimmermann geht in den Ruhestand und verlässt Ditzingen. Er hat als geschäftsführender Pfarrer und Dekan gewirkt. Foto: Simon Granville

Mit Friedrich Zimmermann geht der geschäftsführende Pfarrer des Ortes. Die Stelle wird besetzt. Aber im Dekanat bleibt ein Platz leer.

Ditzingen - Am Wochenende ist Schluss, Friedrich Zimmermann verabschiedet sich in den Ruhestand. Die Ditzinger sagen Adieu zu ihrem geschäftsführenden Pfarrer, ein weitaus größerer Kreis von Protestanten verabschiedet zudem den Dekan des Kirchenbezirks Vaihingen-Ditzingen.

So richtig verinnerlicht habe er noch nicht, dass am Sonntag Schluss ist, meint Zimmermann. So voll sei der Terminkalender noch, dass es langsam eng werde, merkt der Theologe lachend an. Gleichwohl wird er auch nach dem Wochenende einige Tage in Ditzingen anzutreffen sein. Dann erst folgt der Umzug nach Esslingen – und danach erst einmal nichts. Er hat sich vorgenommen, „ein Jahr auf Abstand zu gehen“.

Es gibt Tatsachen, nicht Probleme

Vermutlich wird in dieser Zeit manch’ Gespräch, manch’ Erlebnis vor dem inneren Auge auftauchen. 2013 war der damals 56-jährige gebürtige Gerlinger zum Dekan gewählt worden. Positives wie Negatives hat er in dieser Zeit erlebt. Gleichwohl: Zimmermann spricht auch rückblickend nicht von Problem, wenn es schwierig wird – die Einnahmen aus Kirchensteuern sinken, die Dekanate Ditzingen und Vaihingen wurden in seiner Amtszeit zusammengelegt. Er spricht von „Tatsachen, mit denen man umgehen muss“. Dergestalt vorwärtsgewandt hat der Dekan die vergangenen achteinhalb Jahre im Bezirk gewirkt. Ob Ökumene oder Flüchtlingsarbeit – er handelte, er zauderte nicht. Die Stelle des Dekans erneut zu besetzen, wäre möglich gewesen, sagt Zimmermann. Doch er warb dafür, die Fusion nun auch auf Leitungsebene zu vollziehen – ein Signal auch für alle Beteiligten. Nachfolger oder Nachfolgerin wird geschäftsführender Pfarrer oder Pfarrerin, sein. Kein Co-Dekan mehr.

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Gerade deshalb freut es ihn, dass es gelang, Kontinuität in die Jugendarbeit zu bringen – durch eine Stellentfristung bei den Jugendreferenten. Er schließt nicht aus, dass solche Stellen fortan stärker aus den Gemeinden heraus mitfinanziert werden müssen,. Doch er hofft, dass sie Bestand haben. „Es kann nicht kurzsichtig in die Richtung gehen, die Stellen zu streichen. Ich hoffe, dass die Kirchengemeinden noch mehr Potenzial haben, noch mehr mitzufinanzieren.“

Ideen für die Zeit danach

Die Jugendarbeit ist ihm wichtig gewesen, nicht nur, weil er selbst dort groß wurde. Heute spiele der Glaube eine immer geringere Rolle, beobachtet er. In seiner Jugend habe es bisweilen über Menschen geheißen, sie hätten Gott vergessen. Heute sei Kirche noch weiter entfernt: „Sie haben vergessen, dass sie Gott vergessen haben.“ Er schiebt nach: „Das soll nicht frustriert klingen.“ Vielmehr hat er dies selbst stets als Aufforderung verstanden, darüber nachzudenken, wie man dem entgegenwirken könne. Da ist er Seelsorger und Dekan zugleich: Im Laufe seiner Dienstzeit sei im Kirchenbezirk die Zahl der Gläubigen von 33 000 auf unter 30 000 gesunken. „Das ist erschreckend.“

Früher habe es geheißen, „Kirche tut, was sonst nicht getan wird“. Heute werde zunächst gefragt, was Kirche einem bringe. Es hieße ja eigentlich „Tue Gutes und rede nicht davon“, verweist Zimmermann auf die Bibel. „Vielleicht muss es heute heißen ,Tue Gutes und rede davon, dass es die Menschen mitbekommen’.“ Er meint damit auch die Tafel, den Strohgäuladen. Er trägt sich selbst, weil Ehrenamtliche sich einbringen. Ganz gleich in welchem Bereich – um die Ehrenamtlichen müsse man sich bemühen; sie zu gewinnen“fällt einem nicht zu“. Er schließt nicht aus, in seinem neuen Wohnort ein Ehrenamtlicher zu werden.

Abschied: Der Gottesdienst ist am Sonntag, 24. Oktober, 14 Uhr, in der Konstanzer Kirche in Ditzingen. Gottesdienst und Grußworte werden ins Gemeindehaus und im Internet übertragen.