Tödlich verunglückt: Friedrich Herzog von Württemberg Foto: dpa

Der tödlich verunglückte Friedrich Herzog von Württemberg wird wohl in Altshausen beigesetzt. Wird dessen Sohn der nächste Erbprinz?

Friedrichshafen - Nach dem Unfalltod des Friedrichshafener Adligen Friedrich Herzog von Württemberg hat dessen Familie den Termin für seine Beisetzung genannt. Das Requiem findet am Freitag, dem 25. Mai in der Schloss- und Pfarrkirche St. Michael in Altshausen (Kreis Ravensburg) statt. Aus familiennahen Kreisen heißt es, der älteste Sohn von Carl Herzog von Württemberg werde voraussichtlich in der dortigen Familiengruft im engsten Familienkreis beigesetzt.

Lesen Sie hier: Große Trauer um Friedrich Herzog von Württemberg – ein Nachruf.

Der 56-jährige Vater dreier Kinder ist am Mittwoch bei einem Unfall ums Leben gekommen. Er hatte auf der Heimfahrt nach Friedrichshafen mit seinem Oldtimer-Porsche auf einer Landstraße bei Ebenweiler (Kreis Ravensburg) einen Traktor überholt und war mit einem entgegenkommenden Auto zusammengestoßen. Die drei Insassen dieses Wagens erlitten nur leichte Verletzungen; das deutet darauf hin, dass vielleicht auch Herzog Friedrich überlebt hätte, wenn sein Auto mit moderner Sicherheitstechnik, etwa einem Airbag, ausgestattet gewesen wäre.

Plötzlicher Tod erschüttert Adelskreise in ganz Europa

Der plötzliche Tod des karitativ und ehrenamtlich sehr rührigen Herzogs aus Friedrichshafen erschüttert Adelskreise in ganz Europa. Einer der besten Kenner der Geschichte des Hauses Württemberg, der Stuttgarter Historiker Gerhard Raff, bezeichnet die Familie als „sehr edles Geblüt“. Über Herzog Carl und dessen Frau Diane haben die Mitglieder des Hauses Württemberg unter anderen die habsburgischen Kaiser und das französische Königshaus auf ihrer Ahnentafel.

Die NDR-Journalistin und Adelsexpertin Leontine von Schmettow verweist auf die wirtschaftliche Bedeutung der Württemberger: „Das Adelshaus spielt eine große Rolle, auch als Arbeitgeber. Im Grunde ist es ein modernes Unternehmen mit einem traditionellen Namen.“ Zur Trauerfeier werden Vertreter aus dem gesamten deutschen Hochadel erwartet. Realistisch dürfte ein Vergleich mit der Beisetzung des mit 86 Jahren gestorbenen Friedrich Wilhelm Fürst von Hohenzollern sein. Nach Sigmaringen kamen vor acht Jahren dafür unter anderen Leopold Prinz von Bayern, der Markgraf von Baden, Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe und Paula zu Fürstenberg. In der damaligen CDU-Umweltministerin Tanja Gönner nahm auch ein Mitglied der Stuttgarter Regierung teil.

Spekulationen über die Nachfolge

Spekuliert wird nun über den Nachfolger als Leiter der Hofkammer des Hauses Württemberg, eines vielfach verzweigten Millionenunternehmens. Nach den Statuten würde Friedrichs Sohn Wilhelm aufrücken. Er ist allerdings erst 23 Jahre alt. In der Hofkammer werden bis heute die privaten Besitzungen des Hauses verwaltet, die der Familie geblieben sind, nachdem König Wilhelm II. im Jahr 1918 während der deutschen Revolution hatte abdanken müssen und Privatmann geworden war.

Das Schloss Ludwigsburg etwa, vom württembergischen Herzog Carl Eugen erbaut, ging 1919 in staatlichen Besitz über. Die Schlösser Friedrichshafen, Altshausen (wo Herzog Carl lebt) und Monrepos blieben dagegen in der Familie, ebenso wie angeblich 5500 Hektar Wald, 2000 Hektar Wiesen, 40 Hektar Weinreben sowie 700 Grundstücke. Längst entwickelt das Haus Württemberg auch Immobilienprojekte. In der Liste der reichsten Deutschen des „Manager-Magazins“ rangiert das Haus mit 150 Millionen Euro aber „nur“ auf Rang 809.

Für die Öffentlichkeit unklar ist auch die Frage, wer nach dem Tod des ältesten Sohnes einmal Oberhaupt des Hauses Württemberg wird. Derzeit ist dies Herzog Carl (81); zusammen mit seiner Frau Diane, einer französischstämmigen Künstlerin, hatte er sechs Kinder. Der nächstälteste Sohn ist der 54-jährige Eberhard von Württemberg. Aber es könnte auch anders kommen. Mit 53 Jahren ist Herzog Philipp der Drittälteste, er ist zudem mit der adligen Marie-Caroline verheiratet, einer geborenen Herzogin in Bayern.

Regeln des Hauses Württemberg

Bekannt ist, dass in verschiedenen Häusern des deutschen Hochadels die Erbfolge nach individuellen „Hausgesetzen“ geregelt wird. Dabei spielt der Stand von Ehepartnern eine Rolle. So kann ein potenzieller Erbfolger ausscheiden, wenn er eine bürgerliche Ehefrau gewählt hat. Offen ist, ob es im Haus Württemberg eine solche Regel gibt. Gerhard Raff vermutet dagegen, dass Friedrichs Sohn Wilhelm auch Chef des Hauses wird. Nicht zuletzt, sagt die Adelsexpertin von Schmettow, müsse ein Nachfolger neben unternehmerischer Erfahrung ein großes Selbstvertrauen haben. Sie erinnert: „Herzog Friedrich hatte ein Powerteam als Eltern, den Vater mit seinem großen Charisma und seiner Führungsenergie sowie eine sehr charmante, quirlige Französin als Mutter.“

Auch der Familienpatron Herzog Carl hat seinen Platz als Oberhaupt als zweitältester Sohn von Philipp Albrecht eingenommen. Carl steht seit 1975, als sein im Dritten Reich verfolgter und aus Stuttgart verjagter Vater starb, an der Spitze des Hauses Württemberg. Herzog Carl ist im Übrigen kein direkter Nachfahre des auch heute noch als „Demokrat auf dem Königsthron“ verehrten Königs Wilhelm II. (1848–1921). Wilhelm hatte nur eine überlebende Tochter, weshalb nach dessen Tod die Mitte des 19. Jahrhunderts katholisch gewordene herzogliche Linie zum Zug kam.

Die Frau des jetzt gestorbenen Herzogs Friedrich, Prinzessin Marie zu Wied, ist aber die Ururenkelin des letzten württembergischen Königs – in den Kindern Wilhelm, Marie-Amelie und Sophie Dorothee fließt also wieder königliches Blut.