Der Pragfriedhof in Stuttgart-Nord – dort gibt es bereits eine Urnenwand. Foto: Maira Schmidt

Schon lange wünschen sie die Wangener ein Kolumbarium auf ihrem Friedhof. Unterstützung gibt es nun von Seiten der Politik.

Neckarvororte - Schon lange wünschen sich die Wangener Bürger eine Urnenwand auf ihrem Friedhof. In Stuttgart gibt es bislang jedoch nur auf dem Pragfriedhof in der Innenstadt ein solches Kolumbarium. Bereits vor ihrem Amtsantritt im Juli 2007 sei der Bau einer Urnenwand auf dem örtlichen Friedhof Thema im Bezirk gewesen, berichtet die Wangener Bezirksvorsteherin Beate Dietrich.

Eine Forderung, mit der die Wangener Bürger in den oberen Neckarvororten nicht alleine stehen. Auch im Nachbarbezirk Untertürkheim wurde der Wunsch nach einem Kolumbarium im vergangenen Jahr auf die Tagesordnung des Bezirksbeirats gesetzt. Eine Bewohnerin des Stadtbezirks habe das Thema an ihn herangetragen, sagt der Untertürkheimer Bezirksvorsteher Klaus Eggert.

Unterstützung erfahren die Bürger nun durch einen gemeinsamen Antrag von SPD und CDU. Die Gemeinderatsfraktionen fordern, dass das Friedhofsamt unter anderem aufzeigt, welcher Aufwand erforderlich wäre, um auf Friedhöfen in der Stadt kleine Kolumbarien, Urnennischen oder Blumenfelder einzurichten. Welche Kosten auf die Verwaltung zukommen würden und wie hoch der städtische Pflegeaufwand wäre.

Angehörige können sich nicht um die Grabpflege kümmern

Der Wunsch nach einer Bestattung in einer Urnenwand werde häufig von Personen geäußert, die sich um die spätere Pflege eines Grabes sorgen, diese Pflege selbst nicht leisten können oder diese Bestattungsform aus ihrem Herkunftsland kennen. „Wir sollten uns mit diesem durchaus nachvollziehbaren Wunsch im zuständigen Fachausschuss befassen und nach Lösungen suchen“, heißt es in dem Antrag.

Ganz ähnlich beurteilt das die Wangener Bezirksvorsteherin. Viele Menschen hätten heute keine Angehörigen mehr, die sich um die Pflege ihres Grabs kümmern könnten. „Die Kinder leben weit von ihren Eltern entfernt“, sagt Beate Dietrich. Andere hätten vielleicht keine Angehörigen. Auf eine Anfrage des Wangener Bezirksbeirats hatte das Friedhofsamt allerdings noch Ende des Jahres 2011 ablehnend geantwortet: Die Errichtung einer Urnenwand habe Nachteile für die Gewerbetreibenden wie Steinmetze, Friedhofsgärtner oder Bestattungsunternehmen. Hinzu komme, dass die bisher bei anonymen Bestattungen üblichen Gemeinschaftsgräber sehr viel besser der heimischen Friedhofskultur entsprechen würden.

Friedhofsamt zeigt sich aufgeschlossen

Insbesondere für den Hinweis auf die Nachteile für die Gewerbetreibenden hat Beate Dietrich kein Verständnis. Sie könne diese Rücksichtnahme auf wirtschaftliche Interessen nicht nachvollziehen, sagt die Bezirksvorsteherin. Auch das Argument, eine Urnenwand würde nicht zur heimischen Friedhofskultur passen, lässt die Bezirksvorsteherin nicht gelten. Der Wangener Friedhof bestehe aus einem alten denkmalgeschützten und einem neueren Teil. Gerade auf dem neueren Teil gebe es durchaus die Möglichkeit, ein Kolumbarium aufzustellen, findet Dietrich. Zudem handele ist sich bei den Urnenwänden nicht um eine anonyme Bestattungsform. Der Name des Toten könne dort durchaus verewigt werden, Angehörige hätten also eine Anlaufstelle, um zu trauern.

Inzwischen zeigt man sich allerdings auch beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt, was den Bau von weiteren Urnenwänden angeht, deutlich aufgeschlossener. „Wir müssen uns des Themas annehmen“, sagt Amtsleiter Volker Schirner. Zu Wangen selbst könne er zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nichts sagen. Es gebe in Stuttgart mehr als 40 Friedhöfe, die man sich nun im Einzelnen anschauen müsse. Ziel sei es, eine Planung für das gesamte Stadtgebiet zu erarbeiten, auf welchen Friedhöfen die Errichtung einer Urnenwand sinnvoll und möglich sein könnte.

Beate Dietrich betont, dass eine Urnenwand für alle oberen Neckarvororte aus ihrer Sicht keine zufriedenstellende Lösung wäre. Die Menschen wollen an dem Ort beerdigt werden, an dem sie auch gelebt haben, sagt die Bezirksvorsteherin.