Am Birkacher Friedhof sind jetzt zwei Stellplätze für die roten Stadtmobil-Autos reserviert. Foto: Torsten Schöll

Jüngst hat die Stadt Stuttgart ihr Stadtmobil-Angebot ausgeweitet. Die Teilautos stehen nun allerdings auf Parkplätzen, die anderen fehlen, wie ein Fall aus Stuttgart-Birkach zeigt.

Birkach - In Birkach lösen die beiden an der Birkenhofstraße neu installierten Carsharing-Stellplätze nicht nur Begeisterungsstürme aus. Denn die Stadtmobil-Parkplätze, die seit Juni neben dem Friedhof ausgewiesen sind, wurden an dieser Stelle dem Parkplatzangebot für Friedhofsbesucher entzogen. Ursprünglich gab es an der Birkenhofstraße elf Parkbuchten quer zur Fahrbahn, die als Parkplätze für Friedhofsbesucher angelegt waren. Im Jahr 2012 wurden bereits zwei der Stellflächen in Ladestationen für Elektro-Fahrzeuge umgewandelt. Nun fehlen den Besuchern zwei weitere Stellplätze, die fortan von Stadtmobilen belegt werden.

Dass der Parkraum für Friedhofsbesucher hier zu bestimmten Tageszeiten knapp ist, hat die Birkacherin Annette Weber, die am anderen Ende des Stadtbezirks wohnt und mindestens einmal in der Woche das Grab ihre verstorbenen Mannes besucht, bereits vor mehr als zehn Jahren bemängelt. Schon damals beklagte sie sich gegenüber dem städtischen Friedhofsamt darüber, dass die nicht bewirtschafteten Parkflächen am Birkacher Friedhof vor allem ab den späteren Nachmittagsstunden und an Wochenenden von Anwohnern der umliegenden Straßen in Beschlag genommen würden. Was bei genauer Betrachtung freilich auch nicht verboten scheint: Ein Schild, das regeln würde, dass die Parkbuchten nur für Friedhofsbesucher gedacht sind, sucht man hier vergebens.

Bei Beerdigungen reichen die Parkplätze nicht

„Ich kann schlecht gehen und hatte zwei Schlaganfälle“, erzählt die 73-Jährige. Sie sei auf das Auto angewiesen. Der Bus, der direkt vor dem Friedhof hält, ist der körperlich eingeschränkten Birkacherin, wie sie sagt, „zu wackelig“. „Vor allem in den Abendstunden sind die Parkplätze voll.“ Finden Beerdigungen statt, würden die Parkbuchten allein nicht mehr ausreichen. Annette Weber plädiert deshalb seit Jahren dafür, eine Parkscheibenregelung am Birkacher Friedhof einzurichten oder die Parkflächen inklusive entsprechender Gratisparkzeit zu bewirtschaften.

Im Amt für öffentliche Ordnung zeigt man sich überrascht: In der Behörde seien derzeit keine direkten Beschwerden über zu wenig Parkmöglichkeiten am Friedhof in Birkach bekannt. Man schätze den dortigen Parkdruck „als moderat“ ein, zumal zuzüglich zu den sonstigen Parkmöglichkeiten entlang der Straße weiterhin sieben Querparkstände zur Verfügung stünden. „Insofern hält das Ordnungsamt eine Parkscheibenregelung auch in Hinblick auf die mangelnde Praxistauglichkeit für nicht umsetzbar“, lässt die Behörde verlauten. Man wolle die Situation jedoch im Auge behalten.

Die Konkurrenz wird nicht weniger

Das Referat Strategische Planung und Nachhaltige Mobilität betont, dass „die Konkurrenz und Ansprüche im öffentlichen Raum für Carsharing-Stellplätze oder Ladepunkte mit der Zeit nicht weniger werden“. Weshalb es zwangsläufig „weniger Parkangebote für Besucher geben wird“. Auch in dieser Behörde seien jedoch keine Beschwerden in Bezug auf die Parkplatzsituation am Birkacher Friedhof bekannt.

Dass die Carsharing-Stellplätze, die im Rahmen einer stadtweiten Aktion Anfang Juni, bei der in ganz Stuttgart 56 neue Stadtmobil-Stellplätze ausgewiesen worden waren, gerade auf den Friedhofsparkplätzen installiert wurden, ist indes kein Zufall. Denn die nahe Bushaltestelle „Birkach Friedhof“ stellt nicht nur die gute Erreichbarkeit der Gräberstätte mit dem ÖPNV sicher, sie soll nun auch der Anbindung der Carsharing-Fahrzeuge an das Busnetz dienen. „Ein Ausschlag gebendes Kriterium war die Bündelung der Mobilitätsangebote – die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Carsharing, Ladeinfrastruktur sowie der zukünftigen RegioRad Station“, informiert dazu das zuständige Tiefbauamt. Die Parksituation am Birkacher Friedhof dürfte sich also bis auf Weiteres kaum ändern.