Unterder Anleitung von Mariella Sgroi enstehen schicke Accessoires. Foto: Ines Rudel

Kinder lernen in Nürtingen, wie Kleidung produziert wird und Ausrangiertes aufgepeppt werden kann.

Nürtingen - Das Projekt „Unsere Kleidung: woher, wie ,fair‘?“ hat einen doppelten Effekt: Bei dem Angebot in der Nürtinger Kinder-Kultur-Werkstatt (Kikuwe) lernen Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis 14 Jahren, wie abgelegte Kleidungsstücke, die sonst im Container landeten, aufgepeppt werden. Die drei Nachmittage im Rahmen der Friedenswochen und Eine-Welt-Tage haben aber noch einen weiteren pädagogischen Wert: Die Kinder erfahren auch, unter welch prekären Bedingungen Kleidung in Entwicklungsländern produziert wird und welche sozialen, gesundheitlichen und ökologischen Folgen damit verbunden sind.

Bis in den Laden legt eine Jeans 30 000 Kilometer zurück

Um den Nachwuchs für dieses Thema zu sensibilisieren, zeigen Christine Roos und Monika Hofer vom Trägerverein Freies Kinderhaus den Teilnehmern auf You Tube zwei kurze kindgerechte Filme. Der Beitrag „Die globale Jeans“ erklärt, wie Baumwolle in Afrika geerntet wird. Doch die Arbeiter „verdienen fast gar nichts daran“. Dann geht es ab nach China, wo die Baumwolle verarbeitet wird. Warum die weite Reise? Billige Arbeitskräfte geben den Ausschlag. Das gefärbte Garn wird dann in Polen gewebt, der Stoff wird zusammen mit Knöpfen und Reißverschlüssen wieder nach Asien auf die Philippinen transportiert, wo die Jeans genäht werden – „und, wer hätt’s gedacht, für wenig Lohn“. Wenn die Jeans dann endlich in Europa im Laden hängt, hat sie eine Weltreise von 30 000 Kilometern hinter sich.

Mit Verzierungen sind die Taschen ein echter Hingucker

Die Nähmaschine in der Kikuwe rattert. Unter der Anleitung von Mariella Sgroi nähen die Mädchen aus alten Jeans pfiffige Accessoires. Ein abgeschnittenes Hosenbein beispielsweise wird unten zugenäht und mit Druckknöpfen zu einem kleinen Täschchen, das von der Größe her reicht, um ein Smartphone zu verstauen. Aus einer anderen Jeans wird eine individuelle Handtasche, die nicht nur praktisch ist, sondern mit bunten Knöpfen und Perlen verziert zudem ein echter Hingucker ist.

Das Projekt dauert noch bis Freitag, 26. Oktober. Am letzten Nachmittag ist Jungentag, dann üben sich Buben als Modeschöpfer. Wer will, schaut um 14.30 Uhr in der Plochinger Straße 14 einfach vorbei. Indessen erweitert die Kikuwe nach den Herbstferien ihre Öffnungszeiten. Vom 6. November an hat die Einrichtung von Dienstag bis Freitag geöffnet, jeweils von 14 Uhr bis 18 Uhr.