Die Friedenspreisträgerin Fatuma Abdulkadir Adan aus Kenia mit Eberhard Kögel vom Verein Allmende. Foto: Sachsenmaier Ingrid

Die Friedenspreisträgerin Fatuma Abdulkadir Adan aus Kenia erzählt bei Allmende in Stetten über ihre Projekte. Sie kämpft für mehr Rechte für Frauen. Ingrid Sachsenmaier

Stetten - Das heutige Leben von Fatuma Abdulkadir Adan hat viel mit Stetten und der Region zu tun. Das hat vor fünf Jahren begonnen. Die Initiative, sie im Jahre 2011 für den Stuttgarter Friedenspreis der „AnStifter“ vorzuschlagen, ging vom Remstal aus. Seitdem hat sich in dem Leben der jungen Kenianerin viel getan. Die studierte Juristin und praktizierende Rechtsanwältin ist mittlerweile Mutter von zwei Kindern, einem Sohn mit vier und einer Tochter mit drei Jahren. Ihre Ziele als verheiratete, muslimische Kenianerin sind dieselben geblieben.

Sie kämpft gegen die Beschneidung von jungen Mädchen und Frauen

Sie kämpft für mehr Rechte für die Frauen, keine Waffenlieferungen mehr nach Kenia und Stopp der Beschneidung von jungen Mädchen und Frauen.

Schwer hat sie es nach wie vor, aber durch den Friedenspreis hat Fatuma jetzt mehr Öffentlichkeit. Sie wird gehört, in ihrem eigenen Land und auf internationaler Ebene. Und sie kann reisen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat sie als Muslimin von den kenianischen Behörden ein Visum für ein Jahr bekommen. Voller Stolz und mit Tränen in den Augen zeigt sie ihren Pass einem kleinen Kreis von Freunden, Ebbe Kögel von Allmende hat das Treffen organisiert.

Fatuma Abdulkadir Adan wünschte sich innigst, nach Stetten zu kommen

Fatuma Abdulkadir Adan wünschte sich innigst, nach Stetten zu kommen. Zum ersten Mal nach der Preisvergabe 2011 war dazu Gelegenheit. In der vergangenen Woche war sie beim Global Peacebuilder Summit“ (globalen Friedensstifter-Gipfel), den die Stuttgarter Helga Breuninger Stiftung in Paretz bei Berlin ermöglicht hatte.

Vertreter aus zehn afrikanischen Ländern waren eingeladen. Fatuma Abdulkadir Adan hat dem deutschen Regierungsvertreter gesagt, dass Deutschland keine Waffen und kein Militär mehr nach Kenia schicken solle. Dann bräuchte es in der Regierung nicht die Figur des „Krisenmanagements für Wiederaufbau und Zerstörung“, dann könne „friedensstiftend“ gewirkt werden. „Ihr finanziert unser Militär, das dann unsere Frauen vergewaltigt“, schildert Fatuma den grausamen Alltag in ihrem Land. Sie lebt in der Region Marsabit im nördlichen Kenia. Dort haben Stämme eine große Bedeutung, Muslime einen schweren Stand.

Fatuma Abdulkadir Adan geht es vor allem um die Rolle der Frau

Fatuma Abdulkadir Adan geht es vor allem um die Rolle der Frau. Sie lässt bei dem von ihr initiierten Projekt Hodi (Horn of Africa Development Initiative) Mädchen Fußball spielen. Gegen den heftigen Widerstand von der Regierung ist ihr das gelungen. 5000 Euro Preisgeld, die sie 2011 von „AnStifter“ bekommen hat, investierte sie als Frau unter anderem in den Kauf von Land, das sie zu einem Fußballfeld machte. Ihr Vater unterstützte sie, denn eigentlich dürfen Frauen in Kenia kein Land kaufen. Jetzt ist ihr Vater gestorben - und das Land wurde ihr genommen. Wieder fließen bei Fatum die Tränen. „Die Mädchen können nicht mehr Fußball spielen.“ Vor Gericht kämpfen, das will sie nicht.

Bei der Beschneidung von jungen Mädchen scheint sie ein Stück weiter. Ein wichtiger Imam habe gepredigt, dass damit aufgehört werden müsse. Gestoppt wurde die Genitalverstümmelung bisher noch nicht. Es geht auch darum, für die Frauen, die diese Eingriffe vornehmen und daraus ihr Einkommen beziehen, eine neue Erwerbsquelle anzubieten.