Eine montierte Skizze direkt aus dem Atelier: So stellt sich Hans Peter Dollinger seinen Foto: privat

Utopie oder realistischer Plan? Mit einem Friedensglobus will der Architekt Horst Peter Dollinger in Stuttgart an die Wiedervereinigung erinnern.

Stuttgart - Ist es eine Utopie oder bekommt Stuttgart womöglich eine neue Touristenattraktion? Der Stuttgarter Architekt und Maler Horst Peter Dollinger will auf dem Schlossplatz – oder anderswo in der Stadt – einen Friedensglobus errichten, der an die deutsche Wiedervereinigung erinnert. Die Baukosten, die er auf 2,9 Millionen Euro schätzt, könnten durch den Verkauf von Gedenkmünzen und andere Souvenirartikel zumindest teilweise refinanziert werden, glaubt Dollinger, der seine Idee bereits einigen Bürgermeistern und Politikern vorgestellt hat. „Die Resonanz war positiv“, sagt der Mann, dessen Namen älteren Stuttgartern noch in Erinnerung ist (siehe Artikel „Eine schillernde Persönlichkeit“).

Einer der von Dollinger als „Friedensbotschafter“ auserkorenen Unterstützer ist Matthias Kleinert, ehedem Regierungssprecher des vor kurzem verstorbenen Ex-Ministerpräsidenten Lothar Späth, „Außenminister“ bei Daimler und anschließend für mehrere Firmen tätig. Ein direktes organisatorisches und finanzielles Engagement kann sich Kleinert zwar nicht vorstellen, doch als „gebürtiger Berliner bin ich sehr glücklich über jede Idee, die zum Ziel hat, an die Wiedervereinigung zu erinnern“. Ob das Projekt realisiert werden könne, müssten andere – vor allem die Politik in Stadt und Land – entscheiden, sagt Kleinert: „Aber es ist doch gut, wenn sich jemand Gedanken macht, wie man in Stuttgart etwas voranbringen kann“.

Die Bürgermeister Föll und Wölfle kennen das Projekt

Ebenfalls ins Boot nehmen will Dollinger den CDU-Politiker und Noch-Landtagsabgeordneten Reinhard Löffler, der am 13. März nicht wieder ins Parlament einzog. Von seinem Plan unterrichtet hat Dollinger auch die Bürgermeister Michael Föll (CDU) und Werner Wölfle (Grüne). Offiziell hat sich das Rathaus damit aber noch nicht beschäftigt.

Dollinger hat in seinem Atelier auf dem Killesberg die Idee für den Friedensglobus deutsche Wiedervereinigung entwickelt, mit dem auch die Attraktivität der Landeshauptstadt gesteigert werden könne. Er hat sich das Projekt bereits im Jahr 2014 als Marke beim deutschen Patent- und Markenamt unter der Nummer 30 2013 054 540 eintragen lassen. Mit dem Globus, der in fünf deutschen Städten an zentralen Plätzen entstehen könnte, soll an „die demokratische Wiedervereinigung im Frieden“, an „die globale Einbindung Deutschlands in die Völkergemeinschaft“ und an „das Wir-Gefühl der Zusammengehörigkeit im Frieden“ erinnert werden. Dollinger ist von den Bismarcktürmen inspiriert, die in den Jahrzehnten nach 1870 an vielen Orten in Deutschland zu Ehren des Reichskanzlers entstanden – auch in Stuttgart.

Auf dem Sockel sollen die Bundesländer mit ihren Wappen stehen

Im Mittelpunkt des 14 Meter hohen Monuments steht ein Globus, auf den die Weltkarte projiziert ist, umgeben von vier nach oben offenen Armen, die die Himmelsrichtungen symbolisieren. Zum Vergleich: die Jubiläumssäule auf dem Schlossplatz ist 35 Meter hoch.

Auf dem Sockel sollen die 16 Bundesländer mit ihren Wappen und die Namen von Bundeskanzlern, Ministerpräsidenten, Landräten und Oberbürgermeistern verewigt werden, die mit der Wiedervereinigung zu tun haben oder während dieser Zeit im Amt waren. Außerdem kann dort auch der Mäzen genannt werden, der den Friedensglobus am jeweiligen Standort mitfinanziert hat. Vorherrschende Farben sollen anthrazit, blau und gold sein, das Monument kann auch in ein Wasserbecken gestellt werden.

Auch wenn Dollinger in der Standortfrage noch offen ist, hält er den Bereich des Schlossplatzes als Mittelpunkt Stuttgarts für ideal. Zwischen Königsbau und Neuem Schloss könnte der Friedensglobus aufgebaut werden und „Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg weltweit Beachtung schenken“, glaubt der Ideengeber, der auf prominente Unterstützung auch aus der Politik hofft. Sein eigener Name soll im übrigen im Hintergrund bleiben, sagt Dollinger: „Ich brauche keinen Ruhm mehr“.