Fridays for Future: lautstarker Protest für den Klimaschutz auf der Empore in Terminal 1 Foto: Lichtgut/

Der letzte Schultag ist der verkehrsreichste Tag des Jahres am Stuttgarter Flughafen. Diesen haben die Teilnehmer der Fridays-for-Future-Bewegung für eine Demo für den Klimaschutz am Airport genutzt.

Stuttgart - Hitzige Gemüter, nicht nur wegen der Rekordtemperaturen: Am Stuttgarter Flughafen demonstrieren die Vertreter der Fridays-for-Future-Bewegung gegen Flugreisen während viele Passagiere in den Urlaub starten.

Am letzten Schultag vor den Sommerferien geht es am Flughafen hoch her. „Rund 400 Starts und Landungen finden statt, etwa 50 000 Passagiere sind an diesem Tag am Flughafen unterwegs“, erklärt Flughafensprecher Johannes Schumm. Es handle sich um einen der verkehrsstärksten Tage des Jahres.

Doch nicht nur Reisende drängen sich am Freitagmittag bei hochsommerlichen Temperaturen am Airport. Die Organisatoren der Initiative Fridays for Future Stuttgart haben zu einer Demo aufgerufen, um auf die Gefahr von Flugreisen für die Umwelt aufmerksam zu machen. Rund 350 Demonstranten sind laut den Veranstaltern dem Aufruf gefolgt, darunter auch Regionalgruppen der Initiative aus ganz Baden-Württemberg. Die Polizei spricht von 250. Auch die Schutzgemeinschaft Filder und das Klimabündnis Stuttgart beteiligen sich.

Demonstranten und Reisende kamen sich nicht in die Quere

„Wir fordern die Politik zum Handeln auf, damit endlich die Bahnpreise sinken und die Flugpreise steigen“, sagt Sofie Rehberg, die zum Stuttgarter Organisationsteam gehört. Die 19-Jährige betont, dass sie und ihre Mitstreiter den Reisenden das Fliegen nicht verbieten wollen. „Ein Verzicht aufs Fliegen ist der Idealfall, aber wir wollen uns nicht gegen die Fluggäste stellen.“ Der Protest richte sich gegen den Staat, der den Klimawandel momentan fördere. Das große mediale Interesse an der Aktion wollen sie nutzen, um ihre Anliegen zu verbreiten: eine Kerosin-Steuer und eine CO2-Steuer, die die Flugpreise in die Höhe treiben würde.

Damit trotz der Demo ein geregelter Terminal- und Flugbetrieb stattfinden kann, streiken die Jugendlichen auf der Galerie an Terminal 1. So sollen sich laut Flughafensprecher Schumm Demonstranten und Reisende nicht in die Quere kommen, die Streikenden seien aber dennoch für alle sichtbar. „Wir wären gerne näher an den Passagieren dran. Aber lieber hier einen Streik als gar keinen“, sagt Rehberg. Um dennoch in Kontakt zu den Reisen zu treten, lassen die Demonstranten Papierflieger von der Galerie herunter segeln. „Die einzigen CO2-neutralen Flieger“, erklärt die Abiturientin.

Die lautstarken Protestbekundungen lassen aber keinen Zweifel daran, dass die Demonstranten überhört werden. „30 Euro Stuttgart – Berlin, wo bleibt die Steuer auf Kerosin?“, schallt es von der Empore. Viele Reisende schauen nach oben und recken ihre Smartphones. Ansonsten läuft der Betrieb reibungslos. „Solange die Demonstranten den Betrieb nicht stören, haben wir nichts gegen die Aktion“, so der Tenor vieler Passagiere.

Verantwortliche des Flughafens finden Aktion der Jugendlichen gut

Die Verantwortlichen des Flughafens heißen das Engagement der Jugendlichen gut. „Wir fördern klimabewusstes Verhalten und verantwortungsvolles Reisen“, sagt Flughafensprecher Schumm. Ob weitere Streiks am Flughafen möglich sind, hänge auch vom zuständigen Ordnungsamt Leinfelden-Echterdingen ab. Laut Rehberg sind vorerst keine weiteren Demonstrationen am Flughafen geplant. „Wir haben uns bewusst für den letzten Schultag entschieden.“ Passend dazu verteilen die Verantwortlichen Klima-Zeugnisse an die Teilnehmer mit Fächern wie Verantwortungsbewusstsein und sozialem Engagement. Weil der Protest später als gewohnt stattfindet, umgehen die Demonstranten nach eigenen Angaben den Vorwurf des Schulschwänzens. „Am letzten Schultag haben sowieso die meisten früher Schulschluss“, so Rehberg. Der Protest soll in den nächsten Wochen wieder wie gewohnt auf dem Stuttgarter Rathausplatz stattfinden – trotz Ferien.