Viele Schüler müssen den Unterricht gar nicht schwänzen – sie kommen mit ihren Lehrern zur Klimaschutzdemo. Foto: Gottfried Stoppel

In Schorndorf gehen am Freitagmittag geschätzt rund 250 Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße. Die Veranstalter hatten gehofft, das 500 kommen – sie sagen aber, sie seien trotzdem ganz zufrieden.

Schorndorf - Freitagmittag, kurz vor halb zwölf: die ersten Teilnehmer der Fridays-for-Future-Demo in Schorndorf pilgern in Richtung unterer Marktplatz. Noch ist auf dem oberen Teil des Marktplatzes deutlich mehr los: Der Weihnachtsmarkt wird aufgebaut. Eine der Organisatorinnen der Demonstration für mehr Klimaschutz trägt ein originelles Plakat auf dem Rücken: „Klima ist wie Bier: warm scheiße!“ Sie wird von vielen Menschen darauf angesprochen.

Eine kleine, keinesfalls repräsentative Umfrage ergibt, dass viele Schüler ihren Unterricht gar nicht schwänzen müssen. Ein paar Mädchen erzählen, dass ihre Klasse der Waldorfschule in Winterbach-Engelberg einen Schulausflug zur Demo mache. Und drei Schüler des Wirtschaftsgymnasiums berichten, dass sie mit ihrem Lehrer da seien, „statt Unterricht“, sagt einer und grinst breit. Zwei Zwölfjährige indes erzählen, dass sie den Unterricht sausen lassen, diese Demo sei ihnen eben wichtiger.

Kritik am „erbärmlichen Klimapäckchen“

Längst nicht nur junge Menschen sind dabei. Eine ältere Dame aus Berglen sagt, es sei ihre Pflicht mit zu demonstrieren. Zwei etwas abseits stehende ältere Herren bezeichnen sich als „lernende Opas“. Einer der beiden hält ein Schild, auf dem steht „das Klima ändert sich, warum nicht auch wir?“ Allmählich füllt sich der Platz. Später wird ein Polizist die Zahl der Teilnehmer auf gut 250 schätzen, maximal 300, sagt er. Die Mitglieder der erst vor ein paar Tagen gegründeten Schorndorfer Fridays-for-Future-Gruppe hatten gehofft, dass rund 500 kommen würden.

Die Klimakrise, sagt die erste Rednerin, „kann man nicht wegdiskutieren“. Allerorten Alarmsignale: Australien brenne, Venedig saufe im Hochwasser ab, zwei Dürresommer in Deutschland. „Die Zeichen stehen auf rot“, sagt sie – und was tue die Regierung? Sie schnüre ein „erbärmliches Klimapäckchen“. Was bis dato getan und beschlossen wurde, reiche keinesfalls aus, um den globalen Anstieg der Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad zu begrenzen. Nötig seien ein Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 und eine Kohlendioxidsteuer.

Organisatoren kündigen weitere Aktionen

Gegen zwölf Uhr beginnt der Demonstrationszug durch die Innenstadt. Im Laufe der nächsten halben Stunde gehen ganz offenkundig immer mehr Demo-Teilnehmer verloren, die Gruppe wird kleiner, womöglich auch wegen des Regenwetters. Die, die unterwegs sind, machen Lärm, viel Lärm. Sie rufen „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“ Immer wieder werden Schaulustige eingeladen mitzulaufen. Die meisten lehnen ab, manche reihen sich ein. Ein altes Ehepaar steht am Straßenrand und winkt der Enkelin zu, „gut, dass das Kind mitmacht", sagt der stolze Opa.

Zurück auf dem Marktplatz schwingen Vertreter der älteren Generation Reden, es sind Reden, die ganz offenkundig nicht alle Schüler brennend interessieren. Mal geht es um Friedenspolitik, mal um die Agenda 21. Als Frank Ulmer von Scientists for Future gegen 13 Uhr das Wahlrecht ab 16 Jahre fordert, sind nur noch rund drei Dutzend Demonstranten da. Wenig später wird die Veranstaltung beendet, fast eine Stunde früher als geplant. Die Organisationen sagen, sie seien ganz zufrieden mit ihrer ersten Demo – und kündigen weitere Aktionen in Schorndorf an.