Klima-Demonstration auf dem Stuttgarter Schlossplatz Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Bei der Klimademonstration teilen alle ein gemeinsames Ziel. Bei der Frage, wie radikal der Protest sein sollte, scheiden sich jedoch die Geister.

Karl Heinzelmann (70) strahlt über das ganze Gesicht, als er den Blick über die mehreren Hundert Demonstranten von Fridays for Future schweifen lässt, die sich am Freitag auf dem Schlossplatz versammelt haben. „Es bewegt mich, all die engagierten jungen Menschen zu sehen,“ sagt er. Mit seiner Frau Sigrid nimmt der Antiquar regelmäßig an den Kundgebungen teil. Ihm gefalle der Optimismus und das Organisationstalent der jungen Aktivisten. Außerdem erlebe er hier immer wieder schöne Begegnungen. „In meiner Jugend war ich Hippie, später habe ich mich in der Friedensbewegung engagiert. Heute demonstrieren wir dafür, dass unsere Enkel eine Zukunft haben.“

Beim ÖPNV-Ticket sind sich alle einig

Langsam setzt sich der Zug in Richtung Hauptbahnhof in Bewegung. Es sind mehrere Hundert Teilnehmer. Vor Karl und Sigrid Heinzelmann halten Lili (15) und Leticia (16) ein Pappschild hoch, auf das sie eine blaue Erde und ein Ausrufezeichen gemalt haben. Mit dem Schild wollten sie ausdrücken, dass die Erde in Gefahr sei, erklärt Lili. „Wir wollen etwas bewegen und ein Zeichen setzen,“ sagt die Schülerin. Auf die Frage, welche konkreten Maßnahmen sie fordere, fällt ihr spontan ein vergünstigtes ÖPNV-Ticket ein.

Genau das fordert auch Thomas Walz (30), der sich in der Partei Die Linke engagiert und auf der Klima-Demonstration Unterschriften für eine Petition für ein ÖPNV-Jahresticket zum Preis von 365 Euro sammelt. „Beim Thema Mobilität tun wir zu wenig“, sagt er. Ingo Kerkamm (44), Geo-Wissenschaftler und Mitglied der Gruppe Scientists for Future, nickt. „Dass Stuttgart mehr tun kann, zeigt der Blick in andere Großstädte wie Paris.“

Extinction Rebellion-Aktivist ist Fridays for Future nicht radikal genug

Simon Helmstädt (23) geht das nicht weit genug. „Demonstrieren ist wichtig, doch das reicht angesichts der Dimension der Probleme nicht mehr.“ Der Biologiestudent hat sich unter anderem schon an Hungerstreiks beteiligt und einen Kran am Hauptbahnhof besetzt. „Ziviler Ungehorsam ist der einzige Weg, die Menschen aufzurütteln,“ findet er.