Silvie und Clemens Marsadek (1. und 2. von links) berichten vom Freundeskreis in Hofen Foto: Linsenmann

Bei der Informationsveranstaltung sind 200 Interessierte erschienen. Rund 100 wollen sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren.

Neugereut - Das Interesse, in einem Freundeskreis für Flüchtlinge mitzuwirken, ist offensichtlich groß. Bei der ersten – vom Bürgerverein Neugereut organisierten – Informationsveranstaltung fanden sich rund 200 Interessierte im über den letzten Platz hinaus gefüllten Saal des Ökumenischen Gemeindezentrums ein. Schon davor hatten sich 53 Personen in eine Liste eingetragen und so die Bereitschaft zur Mitarbeit bekundet. Nach der Veranstaltung kamen weitere 43 hinzu.

Die heile Welt der Hilfsbereitschaft gab es aber auch in Neugereut nicht: Zunächst wurde die allgemeine Situation mit rund 60 Millionen Flüchtlingen weltweit erläutert. Anschließend informierten die Veranstalter über die gesetzlich definierte Aufnahmepflicht der Stadt nach einem genau bestimmten Schlüssel.

„Die erzählen alle immer den gleichen Mist“

Daraufhin artikulierte ein Mann mehrfach „Sorgen und Ängste“ der Anlieger wegen der am Sturmvogelweg geplanten Unterkunft. Schließlich verließen nach einiger Zeit eine Handvoll Besucher den Raum. Draußen taten sie vernehmlich ihre Meinung kund: „Die erzählen alle immer den gleichen Mist.“

Solche Dissonanzen zuzulassen und dann mit Haltung zu ertragen und sachlich zu widersprechen, das war gleichwohl eine nicht minder offensichtliche Qualität dieser Veranstaltung. Außerdem wurden zwei Missverständnisse ausgeräumt: Zum einen, dass die beiden Systembauten nicht auf die Drachenwiese kommen, sondern auf eine städtische Freifläche südöstlich dahinter. Zum anderen: Die bestehenden Parkplätze sind nicht tangiert.

Die meisten Fragen bezogen sich auf die zu erwartende Zusammensetzung der Bewohner, auf Schulpflicht, Deutschkurse oder Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge. Die Frage nach einer „möglichen Zunahme von Kriminalität“ beantwortete der für Prävention zuständige Polizist Werner Mast so: „In der Unterkunft Hofen haben wir da gar nichts. Und wenn in Neugereut 250 Flüchtlinge sind, wird das nicht mehr und nicht weniger sein als überall, wo 250 Leute wohnen. Für uns wäre aber ein Freundeskreis auf jeden Fall eine Hilfe.“

„Überfordern Sie sich nicht“

Die meisten Fragen beschäftigten sich mit dem Thema, wie der Freundeskreis Gestalt annehmen soll und welche konkreten Formen die Mitarbeit haben könnte. Hier waren die Aktiven des Freundeskreises in Hofen gefragt, allen voran die Initiatoren Clemens und Silvie Marsadek. Sie beschrieben praktische Beispiele. Von „ein freundliches Gesicht haben“, Basteln, eine Tasse Tee zusammen trinken, über Freizeitsport und Behördengänge bis zu Deutschkursen und Hausaufgabenbetreuung. Heidi Schäfer, bei der Stadt für die Koordination der mehr als 3000 in der Flüchtlingshilfe aktiven Ehrenamtlichen zuständig, ergänzte: „Überlegen Sie, was Sie erwarten und überfordern Sie sich nicht. Es kann auch sinnvoll sein, seine Erwartungshaltungen zu reduzieren.“ Und: „Jeder kann auf seine Weise einen Beitrag leisten. Sei es eine Stunde im Monat oder 20 Stunden in der Woche. Jede Arbeit ist gleich wichtig.“ Sie empfahl, nun als ersten Schritt die Adressen der konkret Interessierten zu sammeln und dann ein Folgetreffen anzusetzen. Just dies will nun der Bürgerverein in die Wege leiten. Das Folgetreffen ist für Ende Oktober geplant.