Laura Siegemund machte im ersten Satz einen 1:5-Rückstand wett und wehrte sieben Satzbälle ab. Foto: AP/Alessandra Tarantino

Die deutschen Tennis-Damen können in Paris doch noch gewinnen. Julia Görges und Laura Siegemund überstehen bei den French Open die erste Runde - und treffen nun aufeinander. Auch zwei Titelverteidiger starten erfolgreich in das Turnier.

Paris - Laura Siegemund und Julia Görges haben die sportliche Ehre der deutschen Tennis-Damen in Paris gerettet. Die 32 Jahre alte Siegemund setzte sich am Dienstag bei den French Open gegen die Französin Kristina Mladenovic nach einem tollen Comeback mit 7:5, 6:3 durch und zog in die zweite Runde ein. Wenig später folgte ihr die 31 Jahre alte Görges. In ihrem erst zweiten Match nach dem Neustart nach der monatelangen Corona-Pause gewann die Fed-Cup-Spielerin gegen die an Nummer 19 gesetzte Amerikanerin Alison Riske mit 6:3, 6:7 (4:7), 6:1. Görges und Siegemund treffen nun aufeinander. Zuvor hatten Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Anna-Lena Friedsam und Tamara Korpatsch ihre Auftaktpartien verloren.

Für Philipp Kohlschreiber sind die French Open dagegen schon wieder vorbei. Der 36 Jahre alte Augsburger verlor bei nasskaltem Wetter in Paris gegen den Chilenen Cristian Garin mit 4:6, 6:4, 1:6, 4:6 und schied damit als erster Deutscher in der Herren-Konkurrenz aus. Vor dem Davis-Cup-Spieler hatten Alexander Zverev, Dominik Koepfer, Daniel Altmaier und Jan-Lennard Struff ihre Auftaktpartien im Stade Roland Garros gewonnen. Insgesamt stehen damit sechs von elf gestarteten Deutschen in Paris in Runde zwei.

Ein Erfolgserlebnis gab es auch für das deutsche Doppel Kevin Krawietz und Andreas Mies. Die Titelverteidiger gewannen gegen die beiden Kasachen Alexander Bublik und Michail Kukuschkin mühelos mit 6:2, 6:3. „Es war ein tolles Gefühl, hier wieder auf die Anlage zu kommen“, sagte Mies. „Wir haben so viele Erinnerungen an diesen magischen Ort.“ Im vergangenen Jahr hatte das Duo völlig unerwartet den Titel gewonnen.

Siegemund machte im ersten Satz einen 1:5-Rückstand wett und wehrte sieben Satzbälle ab. Nach 2:02 Stunden nutzte sie ihren ersten Matchball. Siegemund begeisterte mit einer kämpferisch überragenden Leistung. Einen Tag nach der Lustlos-Vorstellung von Angelique Kerber ließ sich die US-Open-Siegerin im Doppel auch von einem schlechten Start nicht aus der Ruhe bringen.

Görges war von Beginn an voll da

Obwohl Mladenovic unter dem geschlossenen Dach des Court Philippe Chatrier auf 5:1 davon zog, blieb Siegemund ruhig und steigerte sich von Ballwechsel zu Ballwechsel. Nach 71 Minuten wurde die Aufholjagd der Schwäbin mit dem Gewinn des ersten Satzes belohnt. „Das war herausragend“, sagte Deutschlands Damen-Chefin Barbara Rittner als TV-Expertin bei Eurosport. „Ich war mit dem Anfang überhaupt nicht zufrieden, da habe ich viel zu viele leichte Fehler gemacht“, sagte Siegemund selbstkritisch. „Aber wie ich mich dann gesteigert und gespielt habe, das war schon sehr gut“, sagte die Schwäbin, die im zweiten Satz alles im Griff hatte.

Görges war dagegen von Beginn an voll da. Nachdem die 31-Jährige zuletzt in Rom in der ersten Runde noch sang- und klanglos verloren hatte, hatte es einige Zweifel um die Form der in Regensburg lebenden Görges gegeben. Doch gegen Riske zeigte sie eine überzeugende Leistung. Zwar vergab sie im zweiten Satz drei Matchbälle und gab den Durchgang im Tiebreak noch ab. Aber Görges blieb nervenstark und holte sich mit etwas Verspätung doch noch den Sieg. „Mit so wenig Matchpraxis so ein Level zu spielen, da bin ich schon sehr stolz drauf“, sagte die deutsche Nummer zwei.

Görges hatte nach ihrer klaren Niederlage in Rom auf eine Teilnahme am Turnier in Straßburg in der vergangenen Woche verzichtet und stattdessen einen weiteren Trainingsblock in den Niederlanden bei ihrem neuen Trainer Raemon Sluiter eingelegt. „Das war definitiv die richtige Entscheidung, weil ich so noch an ein paar Sachen arbeiten konnte“, sagte sie.

Für Kohlschreiber war es dagegen die vierte Erstrunden-Niederlage in Serie. Seit dem Neustart nach der monatelangen Corona-Pause hat er nur ein einziges Match gewonnen, Mitte August beim Challenger-Turnier in Prag. Und jetzt auch noch die Wetterkapriolen in Paris. Warum tut er sich das überhaupt noch an?

Eine Frage, die der Davis-Cup-Profi so gar nicht mag. „Warum reden wir von „sich antun“? Nur weil ich etwas älter bin?“, fragte der Bayer. Natürlich sei die Freude am Tennis derzeit bei all den Einschränkungen etwas „gedämpft. Aber die Liebe am Sport ist immer noch da“, sagte Kohlschreiber, der in der kommenden Saison 20 Jahre auf der Tour unterwegs ist. „Es ist alles kompliziert, aber ich versuche, es zu genießen. Und ich hoffe, dass es irgendwann alles wieder etwas einfacher wird.“