Für Radler und Fußgänger leicht erreichbar,nicht jedoch für Gehbehinderte: das Bärenschlössle. Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Bewegung in der Diskussion über ein Bärenschlössle-Shuttle für Gehbehinderte: OB Kuhn hat Zustimmung signalisiert. Jetzt fehlt noch ein Betreiber. Die Vorschläge klingen vielversprechend.

Stuttgart - Das Bärenschlössle im Rotwildpark ist eines der beliebtesten Ausflugsziele der Stadt – nicht nur im Frühling. Viele Wege führen dorthin. Für Rollstuhlfahrer und gehbehinderte Menschen ist es allerdings unerreichbar. Von der nächsten Haltestelle trennen das Bärenschlössle Luftlinie rund 1,5 Kilometer. Ein unbefriedigender Zustand, findet Pächter Jürgen Unmüßig. Anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums des Bärenschlössles vor einem Jahr regte er im Gespräch mit unserer Zeitung einen umweltfreundlichen Shuttle-Dienst an.

Der Gedanke fand ein positives Echo bei den Leserinnen und Lesern. Der Privatmann Peter Gernbacher, ein Bärenschlössle-Fan, legte Unterschriftenlisten aus, die sich alsbald füllten; bislang unterstützen mehr als 1300 Personen die Shuttle-Idee. Zugleich wandte er sich an den Oberbürgermeister und die Stadträte. Die ersten Reaktionen waren verhalten. Die Bedenken – meist naturschutzrechtlicher Art – überwogen.

Jetzt, ein Jahr später, tut sich etwas. OB Fritz Kuhn deutet in einem Brief an Unterschriftensammler Gernbacher Unterstützung an: „Um ihre Idee überhaupt weiterverfolgen zu können, musste zunächst der Grundeigentümer – das Land – seine grundsätzliche Zustimmung signalisieren. Ich kann Ihnen nun mitteilen, dass das Land Baden-Württemberg in Aussicht gestellt hat, für einen solchen Shuttle-Dienst mit einem Betreiber einen Gestattungsvertrag abschließen zu wollen.“ Bedingung: Das Konzept muss mit den „erheblichen Restriktionen“ vereinbar sein, die sich aus dem Status des Rotwildparks als eines herausragenden Naturschutz- und FFH-Gebiets ergeben.

Eine 30-seitige-Studie liegt vor

Die erste Hürde scheint jedoch genommen. „Nunmehr sind also die Voraussetzungen geschaffen, um in die Erarbeitung eines Betriebskonzeptes und in das erforderliche Genehmigungsverfahren einsteigen zu können. Sofern sich also für einen solchen Shuttle-Service ein Betreiber finden lässt, könnte Ihre Idee nun Wirklichkeit werden“, schreibt Kuhn. Auf Nachfrage erklärt OB-Sprecherin Jana Steinbeck: „Nachdem das Land grünes Licht für einen möglichen Shuttle-Service gegeben hat, sind auch wir als zuständige Genehmigungsbehörde offen für Gespräche mit potenziellen Betreibern.“

Ein potenzieller Betreiber könnten die SSB sein. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Maag hat sich diesbezüglich schriftlich an die SSB-Vorstände gewandt; eine Antwort steht aus. Parallel dazu werden von verschiedener Seite Überlegungen angestellt, wie ein Zubringerdienst praktisch aussehen könnte. In unserer Redaktion ging dazu eine 30-seitige Studie ein. Der Verfasser möchte aus beruflichen Gründen namentlich nicht genannt werden, ist auf dem Gebiet der Personenbeförderung jedoch sehr bewandert.

Der Fachmann aus Stuttgart schlägt eine „Anbindung mit einem schienengebundenen Verkehrsmittel in Gestalt einer Parkeisenbahn vor. Solche Bahnen verkehren zu touristischen Zwecken in etlichen europäischen Städten“: Konkret geht es um eine Bahn mit der Spurweite von 600 Millimetern (sogenannte Feldbahnspur), wie sie in Karlsruhe (Schlossgartenbahn) und in Berlin (Britzer Parkbahn, Parkbahn Wulheide) eingesetzt würden. Alternativ komme eine Spurweite von 381 Millimetern infrage.

Vorschlag: eine elektrisch betriebene Parkbahn

Eine solche sogenannte Liliputbahn sei im Stuttgarter Höhenpark als Killesberg-Zügle unterwegs. Ähnliche Bahnen führen in Dresden und Leipzig. Weiter führt der Experte aus: „Beim Neubau von elektrisch betriebenen Parkeisenbahnen können heute alle Möglichkeiten des technischen Emissionsschutzes genutzt werden.“ Dadurch lasse sich erreichen, dass vom Fahrzeug – anders als bei der Killesbergbahn – kaum Geräusche ausgehen. Durch eine Niederflurbauweise sei zudem ein barrierefreier Zugang gewährleistet. Ein weiterer Vorteil: höchstmögliche Energieeffizienz. Eine solche Parkbahn lasse sich gut in ein Waldgebiet einfügen und belaste Wahrnehmung und Ästhetik wenig. „Die Wildtiere gewöhnen sich gut an einen solchen Zugverkehr, da dieser stets exakt der gleichen Spur folgt und nicht durch laute Betriebsgeräusche stört“, meint der Experte.

Konkret plädiert der Verfasser der Studie für eine 1,7 Kilometer lange Trasse entlang von Glemssträßle/Glemsweiherweg mit dem Forsthaus I als Startpunkt. Dort halten zwei Buslinien (91 und 90) – und es gibt einen öffentlichen Parkplatz. Die vergleichsweise kurze Strecke ermögliche es, für die Fahrgäste der an der Haltestelle Metzgergau im 30-Minuten-Takt stoppenden Busse (Linie 92) jeweils einen direkten Anschluss zum Bärenschlössle zu bieten.

Zu Baukosten und Ticketpreisen äußert sich der Verfasser bewusst nicht. Er stellt jedoch fest: „Ein kostendeckender Betrieb erscheint grundsätzlich nicht möglich.“ Dennoch rät er zur Umsetzung der Idee. Nicht nur Gehbehinderte hätten davon etwas: „Eine solche Bahn bietet auch eine Attraktion an sich und erhöht die touristische Anziehungskraft der Landeshauptstadt.“