Seit Monaten herrscht Stillstand auf der Baustelle an der Unteren Marktstraße. Die Pläne werden überarbeitet. Foto: Horst Rudel

Das haben sich viele Göppinger schon lange gewünscht: ein Restaurant mit Außenbewirtschaftung im Herzen der Stadt. Jetzt könnte sich dieser Wunsch erfüllen, denn die Pläne für das Zentrum Untere Marktstraße werden gerade umgekrempelt.

Göppingen - Vor einem Jahr haben es die Planer noch eilig gehabt: Das ehemalige Palast-Kino, Spielwaren Elser und drei weitere Gebäude gegenüber der Kreissparkasse an der Unteren Marktstraße fielen dem Bagger zum Opfer. Man wolle so bald wie möglich mit dem Bau des Zentrums Untere Marktstraße beginnen und habe auch schon einige künftige Mieter an der Hand, hieß es damals von Seiten der Kreissparkassentochter Fachpartner Gewerbe-Immobilien (fgi). Viel passiert ist seither nicht mehr. Wo einst die Gebäude standen, parken seit Monaten Autos auf einer tristen Schotterfläche. Jetzt hat sich herausgestellt, dass das ursprüngliche Konzept für die Untere Marktstraße gescheitert ist. Für die Stadt und die Bürger könnte sich das noch als Gewinn erweisen.

Die Ulmer Gastronomie-Gruppe Barfüßer wird das komplette Gebäude mieten. Die rund 1000 Quadratmeter im Erdgeschoss soll ein Barfüßer-Brauhaus mit Restaurant belegen, in die oberen Stockwerke soll ein RiKu-Hotel mit etwa 72 Zimmern einziehen. Für viele Bürger besonders interessant dürfte der Plan sein, vor dem Gebäude einen Biergarten einzurichten. Denn zum Konzept der Barfüßer-Brauhäuser gehört bisher stets eine große Außenbewirtung. Stadträte, denen die Pläne bereits nicht-öffentlich vorgestellt wurden, berichten, dass auch in der Unteren Marktstraße ein Biergarten geplant sei: vor dem Gebäude und gegenüber der Kreissparkasse.

Stadträte erhoffen sich Aufwertung des ganzen Bahnhof-Quartiers

Eigentlich hatte in das geplante Gebäude ein Herrenausstatter als Ankermieter einziehen sollen. Im Erdgeschoss waren große Ladenflächen für Geschäfte geplant, der erste Stock war für Büros und Praxen vorgesehen, darüber sollten 17 Wohnungen, zum Teil mit schicken Dachgärten, entstehen. Woran das ursprüngliche Konzept gescheitert ist, teilt die fgi nicht mit. Gemunkelt wird, es seien einige der geplanten Mieter abgesprungen.

Die Mehrheit der Stadträte trauert dem alten Konzept nicht nach. Sie erhoffen sich von der Brauerei-Gaststätte, dem Biergarten und dem Hotel eine Belebung der Unteren Marktstraße. Weil zurzeit der Bahnhofsplatz komplett neu gestaltet wird und auch in der denkmalgeschützten Villa Gutmann am westlichen Bahnhofsplatz Gastronomie einziehen soll, hoffen sie, dass das Quartier auflebt, das in den vergangenen Jahren immer mehr zu einer Schmuddelecke geworden war. Manche fragen sich freilich auch, ob Göppingen nach dem Ana Momentum und dem Apostel-Hotel, das zurzeit gebaut wird, noch ein drittes Hotel direkt in der Innenstadt braucht. Andere fragen sich, inwieweit das neue Brauhaus dem Andechser auf dem Schillerplatz Konkurrenz machen könnte. Aber das seien letztlich Überlegungen, die sich die Betreiber stellen müssten, sagt der SPD-Fraktionschef Armin Roos.

Der Mietvertrag mit Barfüßer ist bereits unterzeichnet

Bei der Barfüßer-Gruppe ist man sich seiner Sache offensichtlich sicher. Wie der fgi-Geschäftsführer Tobias Kocherscheidt berichtet, ist der Mietvertrag mit Barfüßer über 15 Jahre bereits unterzeichnet. Aktuell sei die fgi damit betraut, die Gestaltung des Zentrums Untere Marktstraße an die Nutzung als Hotel und Brauerei mit Gaststätte anzupassen. Inwieweit sich das Gebäude dann von dem ursprüngliche Entwurf unterscheidet, der vielen Stadträten und Bürgern überhaupt nicht gefallen hatte, ist zurzeit offen. Der geänderte Bauantrag wird dann bei der Stadt Göppingen eingereicht. Der Baubeginn werde frühestens im Sommer 2019 erfolgen, berichtet Kocherscheidt weiter.

Während an den Plänen für die Untere Marktstraße gefeilt wird, gehen die Arbeiten an dem Einkaufszentrum „Agnes“ voran, das auf dem ehemaligen Frey-Areal an der Hauptstraße entstehen soll. Vor kurzem hat die Firma Leonhard Weiss dort mit dem Rohbau begonnen. Die künftigen Mieter des Agnes stehen bereits weitestgehend fest. Unter anderem sind das der Media-Markt, eine Filiale des Drogeriemarkts „dm“, die Schuhhändler Görtz und Deichmann und das Einrichtungshaus Depot. Auch Kaufhof bleibt den Göppingern erhalten. Außerdem sind Filialen der Textilanbieter TK Maxx und Kult-Textil geplant. Der Streit um die Gestaltung der Fassade mit Klaus von Bock, dem Architekten des Gebäudes, ist inzwischen geschlichtet.