Vroni Layer aus Oberstenfeld bietet Mountainbike-Kurse für Jung und Alt an. Dabei lernen die Teilnehmer Kniffe, mit denen sie ihr Rad besser beherrschen können.
Oberstenfeld - Für mittelprächtige bis ungeübte Radler ist das Teilstück aus Oberstenfeld über die Straße In den Schafwiesen hoch zum Wanderparkplatz Krugeiche eine echte Tortur. Es wird steiler und steiler, man japst und schnappt nach Luft. Das wissen auch Julius, Tom, Tim und Lias. Die aufgeweckten Jungs bewältigen den Anstieg aber über eine andere, weniger brutale Route und kommen entsprechend gut gelaunt und vor allem frisch oben an. Und das ist auch wichtig. Denn bei allem Spaß, der auf sie wartet, müssen sie die nächsten eineinhalb Stunden hoch konzentriert sein: Das Quartett besucht nämlich derzeit einen Mountainbike-Kurs bei Vroni Layer. Und bei ihren Übungen und der abschließenden Fahrt über die Trails sollte man immer bei der Sache sein – wenn man nicht unsanft vom Rad steigen will.
Das Verletzungsrisiko minimieren
Layer hat mit der Gründung ihrer Mountainbike-Schule „Nimm’s Bike“ ihre Passion zum Beruf gemacht. Schon als Profi-Snowboarderin trainierte die gebürtige Bayerin im Sommer auf dem Rad, weil dort ähnliche Qualitäten gefragt sind wie beim Boardercross im Schnee: Sprünge richtig setzen, Gleichgewicht halten oder vorausschauend fahren. Dazu kamen die optimalen Voraussetzungen in Oberstenfeld, wo die Trailsurfers mehrere legale Strecken über Stock und Stein angelegt hatten und diese hegen und pflegen. „Ich habe immer gesagt: Hier ist es so cool, mit dem Rad zu fahren. Außerdem kauft sich gerade jeder eines. Aber man muss auch die Technik beherrschen.“
Damit das Verletzungsrisiko ein Stück runtergeschraubt und sicherer gefahren wird, habe sie sich gedacht: „Ich mache diese Mountainbike-Schule auf“. Und damit hat Vroni Layer ganz offensichtlich einen Nerv getroffen. Die Resonanz auf das Angebot ist groß. Bei Nimm’s Bike wollen junge Familien ebenso das Einmaleins des Mountainbikens lernen wie 70-Jährige. Bei Tim, Tom, Lias und Julius, die alle um die neun Jahre alt sind, merkt man hingegen, dass sie schon eine Weile unter den Fittichen von Layer stehen. Sie haben Tricks und Sprünge auf Lager, bei denen ein Ungeübter wahrscheinlich umgehend auf dem Hosenboden landen würde. Die Jungs heben gerade an einer kleinen Schanze beim Parkplatz ab, garnieren das Ganze beim Bremsen noch mit einem Slide, bei dem das Hinterrad über den Kiesbelag schlittert. Diesen Effekt erreicht man, wenn man rechts auf die Bremse drückt, weiß Lias.
Über Geschwindigkeit zur Sicherheit
Obwohl die vier Buben bereits eine ganze Menge über das Mountainbiken wissen, müssen auch sie immer wieder die Grundtechniken üben. Vroni Layer hat deshalb einen Parcours aufgebaut, in dem die Kids im Grunde sämtliche Basics abrufen müssen. So müssen sie ihre Räder etwa zwischen zwei Stangen hindurchnavigieren. Damit werden Bäume simuliert, gegen die man in einem Trail tunlichst nicht krachen sollte. Es schärft also ihr Vermögen, Abstände richtig einschätzen zu können, erklärt Layer. Außerdem gilt es, mit den Rädern über ein Stück Holz zu rollen. Ohne ein gewisses Grundtempo rutscht man seitlich ab.
„Geschwindigkeit bringt Sicherheit“, ruft Vroni deshalb immer wieder. Schließlich müssen die Jungs noch in einem markierten Feld abbremsen und auf der Stelle stehen. Das fördert den gerade beim Mountainbiken so wichtigen Gleichgewichtssinn. Außerdem verschafft es einem bei Touren im Gebirge Zeit, betont Layer. Denn bevor man sich einen Abhang hinunterstürzt, sollte man sich immer zunächst einen Überblick über das verschaffen, was da auf einen zukommt. Wichtig sei dabei, dass die Pedale parallel stehen. „Andernfalls kann man das Gleichgewicht nicht halten. Außerdem könnte man im Wald an einer Wurzel hängenbleiben“, erläutert die dreifache Mutter.
Mental sehr anstrengend
Und dann steht beim Training an diesem Samstag auch schon der Teil an, auf den die Jungs stets am allermeisten hinfiebern: die Abfahrt auf einem Trail. Hier zeigt sich auch, wie vorteilhaft es ist, wenn man beim Mountainbiken technisch was auf dem Kasten hat.
Der Krugeichentrail verzeiht nämlich keinen groben Fahrfehler, dazu ist er zu steil, zu uneben und zusätzlich mit zu vielen Hindernissen gespickt. Mental sei das enorm anstrengend, betont Vroni Layer. Das dürfe man nicht unterschätzen. Entscheidend ist darüber hinaus, dass niemand seine Fahrkünste überschätzt. Denn das kann böse enden. Bei den vier Jungs im Kurs besteht diese Gefahr nicht. Sie fahren zwar mit ordentlich Mut, gehen aber alle kein unnötiges Risiko ein.
Die richtige Ausrüstung ist wichtig
Für alle Fälle tragen die Kinder aber alle Helme, Tom sogar Knie- und Ellenbogenschoner. Größere Verletzungen hat sich aber noch keiner zugezogen. Auch Julius nicht, der mit Feuereifer bei der Sache ist. Und das seit rund zwei Jahren. „Ich habe das einfach mal probiert, und es hat ziemlich viel Spaß gemacht“, erzählt der Neunjährige – ehe er zur nächsten Lektion mit Vroni Layer davonflitzt.