Markus Jenner und Lara Jenner-Wollensack bewirtschaften den Jennerhof in 13. Generation. Foto: KS-Images.de

Auf dem Jennerhof in Erdmannhausen gibt es viel zu entdecken – nach Corona soll es wieder Führungen geben.

Erdmannhausen - Bei Hähnchen ist’s nix mit schnell, schnell. Wenn Lara Jenner ihre Hühner füttert oder im Stall nach dem Rechten schaut, muss alles ganz ruhig abgehen. Denn das Federvieh ist durchaus schreckhaft. Und: Hühner wie Hähne sind Diven. Denn zwar dürfen Jenners Tiere im Gegensatz zu vielen ihrer Artgenossen ins Freie, sie tun es aber nur, wenn es ihnen in den Kram passt. Beziehungsweise die hühnertypischen Umstände stimmen. Es darf also nicht zu hell, nicht zu windig und nicht zu sonnig sein, damit die Weidehähnchen ihren Vorgarten genießen. Regen ist natürlich auch nichts. Dann bleiben die Tiere lieber in ihrem Mobilstall.

600 „Jenner-Renner“ fasst der größere der beiden Ställe auf dem Hof in Erdmannhausen, der von Markus Jenner und Lara Jenner-Wollensack in der 13. Generation betrieben wird. Mit der Aufzucht der Sattelschweine haben die beiden ein neues Kapitel in der Hofgeschichte aufgeschlagen. Vor ein paar Jahren kamen die Weidehühnchen dazu, die im Freien leben – so sie denn wollen. Die Mobilställe werden nach jeder Belegung ein Stück weitergefahren. Dann gibt es frisches Gras zum Picken, und die Hygiene stimmt auch.

Zum ersten Mal ins Freie

Die 600 Nachwuchs-Hühner kamen zwölf Tage zuvor – als sogenannte Eintagshühnchen – von einem Biobetrieb, haben bei Jenners erst einmal den gut beheizten Stall kennengelernt und dürfen an diesem Morgen zum ersten mal raus ins Freie. Lara Jenner öffnet die Tore – und es passiert erst einmal nichts.

600 Augenpaare gucken gespannt, was da vor sich geht. Langsam tippeln ein paar Vorwitzige Richtung Tür und checken die Lage. Und tatsächlich: Ein, zwei, drei hüpfen vorsichtig nach draußen. „Bis wirklich alle rausgehen, braucht es ein paar Tage“, weiß Lara Jenner.

Zehn bis zwölf Wochen werden die Tiere alt, bis sie geschlachtet und im Hofladen beziehungsweise am Stand der Jenners auf dem Ludwigsburger Wochenmarkt verkauft werden. Dort gibt es auch die anderen Produkte vom Jennerhof – Fleisch, Wurst und mehr vom Sattelschwein. Auch die Vierbeiner mit ihrem markanten schwarzen „Sattel“ haben in ihrem Stall viel Platz und dürfen „an den Außenklimareizen teilhaben“, wie es der Fachmann ausdrückt. Sprich: Die Schweine bekommen mit, wann Tag und Nacht ist und wann Sommer oder Winter. Und so weiter . . .

Schweine können sich abkühlen

Weil Schweine nicht schwitzen können, wurde im Außenbereich des Stalls erst eine Verneblungsanlage nachgerüstet, sodass sich die Tiere auch bei heißeren Temperaturen abkühlen können und sich wohlfühlen, berichtet Markus Jenner.

Die Sattelschweine wie die Hühnchen werden ohne gentechnisch verändertes Futter ernährt. Und durch spezielle Futterrezepturen und die ganzheitliche Betreuung des Tierarztes waren prophylaktische Antibiotikagaben bislang überflüssig, berichtet Lara Jenner nicht ohne Stolz. Dabei spiele auch die Homöopathie eine wichtige Rolle, fügt sie hinzu.

Ein Konzept, das alles in allem aufgeht. Auch wenn es bis dahin ein weiter Weg war. „Als wir den Stall damals gebaut haben, konnten wir das nur über persönlichen Einsatz finanzieren“, erinnern sich die beiden. „Jetzt haben wir das große Glück, dass wir Abnehmer haben, die uns den doch höheren Preis für unsere Produkte bezahlen. Aber das war ein Prozess über rund zehn Jahre.“ Und anfangs habe man nicht gewusst, ob es klappen würde. „Wertschätzen es genügend Leute, dass wir hier eine alte Haustierrasse haben, bei der die Haltung stimmt?“, fragte man sich oft. Aber es hat funktioniert, deshalb haben sich die Jenners entschieden, auch noch Weidehähnchen auf den Hof zu holen.

Neuer Hofladen

Derzeit steht ein neuer Hofladen auf dem Plan. Der alte, im Keller des Hauses, war winzig. Jetzt entsteht deshalb gegenüber dem Haus ein neuer, deutlich größerer Laden, „in dem man sich nicht auf den Füßen herumsteht“, wie Lara Jenner sagt. Hinzu kommt ein Raum, in dem etwa Gruppen nach Hofführungen Platz nehmen können. Ein Angebot, das momentan pandemiebedingt ausfallen muss. Lara Jenner vermisst es und sammelt die Anfragen, „bis man wieder darf“. Es gehört „bei uns ja auch dazu, dass wir den Hof zeigen und den Leuten alles erklären“, sagt sie.