Vor zwei Jahren wurde bei den Festspielen vor der Stadtkirche die Oper „Der Bajazzo“ aufgeführt. Foto: Nürtinger Konzertensemble/Archiv

Bei den Opernfestspielen vom 21. bis zum 29. Juli wird „Carmen“ aufgeführt. Die Festivalleitung setzt das Stück mit dem zeitlosen Stoff aus dem 19. Jahrhundert in einen modernen Kontext: Das Drama spielt sich im Rennfahrermilieu ab.

Nürtingen - Carmen ein Boxen-Luder und Don José ein Formel-1-Pilot? Die Regisseurin Birgit Hein und der musikalische Leiter der Nürtinger Opernfestspiele, Hans-Peter Bader, verraten noch nicht, in welche Rollen und Kostüme genau die Protagonisten des Opern Airs im Juli schlüpfen werden. Doch so viel geben sie schon preis: dass sie die Oper „Carmen“ im Rennfahrermilieu ansiedeln werden.

In den vier Akten nach nach der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée geht es um Freiheit und Selbstbestimmung. Die kompromisslose Carmen lebt den Moment, das gilt auch für die Liebe. Mit ihrer Unabhängigkeit verdreht sie den Männern den Kopf. Auch Don José verfällt ihr. Doch seine Leidenschaft für Carmen wird dem jungen Soldaten zum Verhängnis. Eigentlich soll er sie nach einer Auseinandersetzung verhaften, doch sie wickelt ihn um den Finger, er lässt sie entkommen und wird selber verhaftet. Wieder frei, macht sich der Verliebte Hoffnungen, doch Carmen lässt Don José abblitzen.

Carmen pocht auf ihre Freiheit und Unabhängigkeit

Sie weiß, dass ihr Schicksal unausweichlich ist. Unbeirrbar pocht sie auf ihre Freiheit, die sie selbst um den Preis ihres Lebens nicht aufgeben will – im Gegensatz zu Don José, der in der Liebe nach Besitz und Dauer strebt. Aus der Unvereinbarkeit beider Geisteshaltungen und Lebensformen entstehen die tragischen Konflikte. Am Ende ersticht Don José Carmen. Georges Bizet hat den tragischen Stoff mit den Mitteln einer Opéra comique erzählt, die musikalisch von Leichtigkeit, über Alltäglichkeit, Verführung und Spiel bis hin zu Grausamkeit und Schicksalhaftigkeit reichen.

Schon einmal, vor 14 Jahren, hat das Nürtinger Konzertensemble „Carmen“ beim Opern Air aufgeführt. Im Unterschied zu damals hat sich die Festivalleitung diesmal aber gegen einen klassischen Rahmen entschieden. Das Regiekonzept sei „komplett umgestaltet“ worden, sagt Hans-Peter Bader. Bewusst habe man davon Abstand genommen, die Oper im folkloristischen Bereich zu verorten.

Die Psychen der Protagonisten stehen im Vordergrund

Die Geschichte um Leidenschaft, Eifersucht, Besitzstreben und Freiheitsliebe funktioniert indessen unabhängig von ihrem historischen Entstehungskontext. „Ich stelle die Personen und die Konflikte in den Vordergrund“, erklärt die Regisseurin Birgit Hein, die früher das Kinder- und Jugendtheater an der Württembergischen Landesbühne Esslingen geleitet und im vergangenen Jahr das Freiluft-Musical „Robin Hood“ in Metzingen inszeniert hat. Ist Carmen glücklich, wie sie lebt? Und ist Don José tatsächlich nur ein Spielball? Dieses psychologische Zusammenspiel der Personen will Birgit Hein ausleuchten.

Das Bühnenbild bei den inzwischen elften Nürtinger Opern-Air-Festspiele entwirft erneut Volker Illi. Noch sind die Details nicht festgelegt. Einen Entwurf gibt es jedoch schon, und der Künstler wird den Platz vor der Stadtkirche im Sommer in ein heißes Motodrom verwandeln.

Tribünen bieten Platz für bis zu 600 Zuschauer

Ensemble
Der Nürtinger Kammerchor entstand 1982 als Chor der Musikschule Nürtingen. Gleichzeitig formierte sich auch die Nürtinger Kammersymphonie, jeweils unter der Leitung von Hans-Peter Bader. Drei Jahre später bildeten beide Ensembles zusammen das Nürtinger Konzertensemble. Bei „Carmen“ treten als Solisten unter anderem Teresa Smolnik (Carmen), Ruben Mora (Don José) und Gundula Peyerl (Micaëla) auf.

Termine
Die Premiere von „Carmen“ ist am Freitag, 21. Juli. Weitere Termine sind am 23., 26., 28. und 29. Juli. Unter Umständen wird die Oper zusätzlich auch am 25. Juli aufgeführt. Die Aufführungen beginnen jeweils um 20.30 Uhr auf dem Kirchplatz vor der Stadtkirche. Es werden Tribünen aufgebaut, so dass bis zu 600 Zuschauer eine Aufführung mitverfolgen können. Bei schlechtem Wetter wird auf die Stadthalle ausgewichen.

Karten
Die Stadt bezuschusst das Opern Air mit 27 000 Euro. Zudem steht eine Ausfallbürgschaft über 16 000 Euro zur Verfügung. Karten gibt es je nach Kategorie zum Preis von 38, 32 und 22 Euro. Der Vorverkauf für das Freiluftspektakel hat jetzt begonnen, Karten sind erhältlich unter der Telefonnummer 0 70 22/94 64-150.