Die Linsensuppe, die die ehrenamtliche Museumsköchin Christa Wölfel dem Esslinger Landrat Heinz Eininger, dem Kreissparkassen-Vorstandsmitglied Bernd Haußels und der Leiterin des Freilichtmuseums Beuren, Steffi Cornelius, (von links) hier serviert, ist nur ein Vorgeschmack auf das neue Genuss- und Erlebnisszentrum. Foto: Horst Rudel

Am Sonntag, 31. März, öffnet das Freilichtmuseum Beuren wieder seine Pforten. Höhepunkt der 25. Museumssaison wird die Einweihung des neues Erlebnis-und Genusszentrums sein.

Beuren - Das Regionale Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen in Beuren geht in seine 25. Saison. Wenn sich am Sonntag, 31. März, um 9 Uhr die Eingangspforte zu dem Museumsdorf in den Beurener Herbstwiesen öffnet, müssen sich die Besucherinnen und Besucher auf einen heißen Empfang gefasst machen. „Feuer und Flamme für das Freilichtmuseum“ heißt das Motto der Auftaktveranstaltung der sieben Monate währenden Museumssaion, in deren Verlauf wieder bis zu 80 000 Besucher erwartet werden.

Zum Eröffnungstag werden dem feurigen Motto entsprechend die historischen Holzöfen in allen Museumsküchen angefacht. Von der Linsensuppe über das Holzofenbrot und die Flädle bis hin zum nahrhaften schwarzen Brei kommt dann alles auf den Tisch, was früher im ländlichen Raum zwischen dem Neckartal und der kargen Hochfläche der Schwäbischen Alb gut – und vor allem nicht allzu teuer – war.

Alleinstellungsmerkmal Erlebnis und Genuss

Der kulinarische Auftakt ist allerdings nur ein kleiner Appetithappen gemessen an dem Hauptgericht, das im Herbst dieses Jahres aufgetischt wird. Ein neues Erlebnis-und Genusszentrum des Freilichtmuseums, das in dem 125 Jahre alten, von der Geislinger Gastwirtschaft Wilhelmshöhe nach Beuren umgezogenen Gartensaal untergebracht ist, wird von Mitte September an das historische Häuserensemble am Fuße der Schwäbischen Alb bereichern. „Ein neues Haus ist in einem Freilichtmuseum immer eine Bereicherung. Mit dem Erlebnis- und Genusszentrum aber haben wir ein Alleinstellungsmerkmal in der Museumslandschaft über die Grenzen der Region hinaus“, sagt der Esslinger Landrat Heinz Eininger, der sich als Kreischef zumindest inoffiziell auch als Bürgermeister des vom Landkreis Esslingen getragenen Museumsdorfes fühlen darf.

In dem Erlebniszentrum, das voraussichtlich im Rahmen einer Festwoche vom 17. September an seiner Bestimmung übergeben werden soll, wird regionalem Gemüse gehuldigt, erhalten vom Aussterben bedrohte Feldfrüchte einen Alterssitz und werden die traditionell im größten Streuobstgebiet Mitteleuropas angebauten Obstsorten vorgestellt. Neben einem Ausstellungsbereich gibt es in dem alten, neuen Haus auch eine moderne Schauküche. Dort wird unter anderem gezeigt, welcher Verlust den menschlichen Geschmacksnerven durch das langsame Ausdünnen der regionalen Sortenvielfalt droht. Unterm Strich nimmt der Landkreis als Museumsträger für den Umzug und den Wiederaufbau des Gartensaals sowie für den Einbau eines neuen Innenlebens knapp zwei Millionen Euro in die Hand. Der Förderverein des Museums hat nicht nur rund 170 000 Euro davon übernommen, sondern sich auch verpflichtet, den jährlichen Betrieb auf fünf Jahre hinaus mit jeweils 40 000 Euro zu unterstützen. Zu den aktiven Förderern des Freilichtmuseums zählt auch die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, die für jede verkaufte Eintrittskarte zusätzlich einen Spendenbeitrag in Höhe von 1,50 Euro für die Museumskasse beisteuert. „Auf diese Weise sind in den Jahren seit 2006 rund 1,8 Millionen Euro an Unterstützung zusammengekommen“, rechnet Bernd Haußels, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse, vor.

Laubhütte ziert die Jahresausstellung

Parallel zu dem Strauß an Neuerungen stützen sich die Beurener Museumsmacher auch auf bewährte Attraktionen. So stehen die Schäfertage im April ebenso wieder auf dem Programm wie das Museumsfest des Fördervereins am 14. Juli oder der Textilkunstmarkt am 29. September. Den Schlusspunkt im Festreigen setzt das Moschtfescht, zu dem das Museum in dieser Saison am 6. Oktober einlädt.

Die Sonderausstellung „Jüdisches Leben im ländlichen Württemberg“ geht, flankiert von einem abwechslungsreichen Begleitprogramm, ins zweite Jahr. „Wir sind stolz darauf, dass wir wieder die Laubhütte aus Rottenburg-Baisingen aus den 1920er Jahren zeigen können“, sagt Museumschefin Steffi Cornelius.

Die Laubhütte, in der die jüdischen Gemeinde ihr Erntedankfest gefeiert hat, ist eine der wenigen ihrer Art, die die Barbarei des Nationalsozialismus überstanden hat. Als „bewegliches Kulturgut“ hat die Baisinger Laubhütte auch schon in den den Jüdischen Museen in München und Berlin Station gemacht.

Neben den bewährten Themenführungen wie „Kindheit früher auf dem Dorf“, „Auf Frauenspuren durch das Museum“ oder „Alt(e) im Dorf“ gibt es etwas Neues, das sich die Museumspädagogen für die 25. Museumssaison haben einfallen lassen: Unter dem Motto „Friar isch et alles besser g’wea“ gibt es erstmals eine Führung in schwäbischer Mundart zu den Haus- und Bewohnergeschichten.

Auch mit der Gruppenführung „Was macht die Kuh im Flur?“ betritt das Freilichtmuseum von April an Neuland. Den Worten von Steffi Cornelius zufolge kommt in der rund einstündigen Führung allerlei Kurioses und Merkwürdiges zu Rindvieh, Land und Leuten zur Sprache.

Ausflugsziel für die ganze Familie

Das Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen in Beuren versteht sich als ein Ausflugsziel für die ganze Familie. Mehr als 100 Veranstaltungen füllen in der kommenden Saison die 24 historischen Häuser, die inmitten des schwäbischen Streuobstparadieses am Fuß der Schwäbischen Alb wiederaufgebaut worden sind, mit Leben. Damit ist das Museumsdorf ein authentischer Lernort für die ländliche Geschichte.

In dem Erlebnis- und Genusszentrum, das im September eröffnet wird, wird die Geschichte ausgewählter regionaler Produkte anschaulich gemacht. Zudem soll die Bedeutung der biologischen Vielfalt auf dem Acker, im Garten und auf der Streuobstwiese vermittelt werden. Auch um die Besonderheiten der von Menschen geschaffenen Kulturlandschaft im Herzen Württembergs wird es in dem Genusszentrum gehen.

Das Freilichtmuseum in Beuren öffnet seine Pforten am Sonntag, 31. März, um 9 Uhr. Das Programm, das an diesem Tag unter dem Motto „Feuer und Flamme für das Freilichtmuseum“ steht, beginnt zwei Stunden später. Die diesjährige Saison ist die 25. seit dem Bestehen des Museums. Sie dauert bis Sonntag, 3. November.