Wie immer gut drauf: die Schriftstellerin Petra Durst-Benning mit ihrem neuesten Werk in klassischer Ateliersumgebung Foto: Ines Rudel

Inmitten historischer Bezüge stellt die Autorin Petra Durst-Benning im Beurener Freilichtmuseum den ersten Band ihres neuen Romanzyklus’ „Die Fotografin“ vor. Fünf Bände zur Wanderfotografin Mimi Reventlow sind geplant.

Beuren - Als die Mikrofonanlage ein ums andere Mal loshämmert wie eine MG-Salve, ist Petra Durst-Benning nicht auf den Mund gefallen: „Läuft bei der Premiere was schief, so bringt das Glück!“ Das Glück ihrer überwiegend weiblichen Fans im schon reiferen Alter war zu diesem Zeitpunkt freilich greifbar schon so weit gediehen, dass technische Unzulänglichkeiten nicht weiter zählten. Was zählte bei der bestens besuchten Lesung im eindrucksvollen Bauernschloss des Museumsdörfchens in den Beurener Herbstwiesen war allein die Tatsache, dass die agile Kultlady des historischen bis historisierenden Genres sich nach vierjähriger Funkstille mit einem opulenten Fortsetzungsroman wieder zurückgemeldet hat.

Fünf Bände sind geplant

„Die Fotografin“ heißt das Opus, und der erste Band mit rund 430 Seiten markiert laut Untertitel allein den „Anfang des Weges“, der sich insgesamt über eine Lesestrecke von fünf Bänden hinziehen soll. Im Mittelpunkt steht die Esslinger Pfarrerstochter Mimi Reventlow, die sich zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts als Zwanzigjährige gegen alle Widerstände und Widrigkeiten durchkämpft und als Wanderfotografin ein bislang unbekanntes Terrain für Frauen betritt.

In ihrem Freiheitsdrang und ihrer Experimentierlust lässt sie schlichtweg den treuherzigen Heiratsantrag des Vikars Heinrich buchstäblich ins Leere laufen. Denn der Gottesdiener war nach ihrem Geschmack unrettbar ins klassisch-wilhelminische Rollenmuster von Mann und Frau verstrickt. Mimi dagegen möchte in ihrem Job ausbrechen aus der Welt der sterilen Porträts und abgestandenen Posituren. Der Zufall führt ihr Württembergs Königin Charlotte vor die Linse, fortan gilt sie was in der Branche.

Und auch Petra Durst-Benning bekennt bei der Lesung, dass sie sich erst jüngst allen Unkenrufen zum Trotz als Autorin habe „neu erfinden“ wollen. Mehr verrät sie dazu nicht, stattdessen fasst sie ihre oberste Handlungsmaxime so zusammen: „Ich möchte das Feuer, das ich in mir spüre, meinen Lesern vermitteln.“

Das Freilichtmuseum als Kulisse

Zur rechten Einstimmung auf das Lichtbildnermilieu früherer Zeiten und die Romanhandlung selbst hatten die Premierengäste eingangs im Schnelldurchlauf das über hundertjährige Hofmannsche Tageslichtatelier und das Laichinger Weberhaus aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts besucht. Die einstige Leinenweberhochburg auf der Alb spielt in der Fotografensaga eine wichtige Rolle, denn hierher verschlägt es Mimi, weil ihr schwer erkrankter Onkel und Mentor Josef Stöckle Hilfe braucht. Doch schon bald mischt die tatkräftige Esslingerin den Flecken auf und geißelt die tiefen sozialen Klüfte.

Die Sensibilität gegenüber gesellschaftlichen Zuständen teilt sie mit dem Sozialrebellen Hannes, ebenso die Gefühlsaufwallung füreinander. Kurz vor Schluss des ersten Bandes kommt es zum Zusammentreffen der beiden, denn wie das literarische Schicksal so spielt, ist das Weberdorf der Heimatort von Hannes. An ein Happy End zu denken ist freilich verfrüht, schließlich muss sich das Gefühlskarussell der Saga noch ein Weilchen drehen.

Die Museumsleiterin Steffi Cornelius schilderte abschließend den Wunsch ihrer Mutter, ihr ein signiertes Buch mitzubringen. Mit diesem Wunsch war sie freilich nicht allein, wie eine lange Schlange zwischen dem Büchertisch und der Autorin Petra Durst-Benning zeigte.

Der Band 1 der Reihe „Die Fotografin“ von Petra Durst-Benning ist im Blanvalet-Verlag erschienen und kostet 20 Euro.