Das erste Freikonzert in der Stuttgarter Kirche St. Maria in der Tübinger Straße war ein voller Erfolg: Mehr als 1000 Zuschauer kamen. Besonders gut angenommen wurde der Auftritt der Band Mister and Mississippi.
Stuttgart - Der schönste Moment ist wohl jener, als die Sängerin Maxime Barlag von der Band Mister and Mississippi alle Gäste auf den Bänken und in den Gängen bittet, mal die Augen zu schließen. Nur für einen Moment. Dann steht die Band auf, schreitet durch den Mittelgang und singt und musiziert.
Es hat funktioniert. Beim ersten Freikonzert in der Kirche St. Maria in der Tübinger Straße ist der Andrang groß. So groß, dass die Veranstalter einige Gäste, die in der Schlange warten, wegschicken müssen. Mehr als 1000 dürfen nicht in das Gotteshaus. Da stehen sie nun: die Indiemädchen, die ihre Haare zum Dutt geformt haben, die Jungs in Parkas. Gut, dass sie eingepackt sind. Denn drinnen ist es kälter als draußen.
Was aber da drinnen passiert, ist schön. Sehr schön. Vor allem die holländische Band Mister and Mississippi überzeugt, während sich Me and My Drummer für acht Konzerte mit der Sängerin Kat Frankie zusammengetan haben. Lichtkünstler Kurt Laurenz Theinert illuminiert den Innenraum des Gebäudes. Zwischen den Auftritten gibt es Musik von DJs. Der Pfarrer Paul Kugler lässt sich den Moment nicht nehmen und bittet die rund 1000 Gäste um einen Moment Stille. Auch das funktioniert.
Die Veranstalter Reiner Bocka und Tobias Reisenhofer können mit der Premiere mehr als zufrieden sein. Bocka ist in der Stadt kein Unbekannter, seit er vor bald fünf Jahren das Café Galao in der Tübinger Straße im Stuttgarter Süden eröffnet hat. Eher leise als laut hat er mit sanften Singer-Songwriter-Sachen einen wunderbaren, heimeligen Konzertort geschaffen. Mittwochs und samstags spielen Bands live auf einer der kleinsten Bühnen der Stadt. Der Isländer Svavar Knutur ist schon Stammgast, Café und Kneipe ist das Galao natürlich auch noch. Und Wohnzimmer für Indiefolk-Fans.
Zudem ist Bocka auch noch Mitinitiator des Marienplatzfestes, eines Festes, das dem großen Betonplatz im Stuttgarter Süden Leben eingehaucht hat. Im Organisationsteam ist auch Tobias Reisenhofer. Bocka und Reisenhofer ergänzen sich perfekt und haben Freikonzert gegründet. Einen Verein, der alternative Musikkultur fördern will.
Zwar wird kein Eintritt verlangt, doch Spenden sind erwünscht, um die Künstler bezahlen zu können. Eine Schachtel mit Schlitz macht die Runde. Mister and Mississippi aus Holland nutzen mit ihrem treibenden Indiefolk die Akustik der Kirche, die lange nachhallt. Sie singen Lieder wie „Follow The Sun“ und auch „Calm“.
Es ist ein schöner Rahmen für ein schönes Konzert. Ungewöhnlich und mit einer Akustik, die eine Herausforderung für die Bands ist. Auch für das Berliner Duo Me and My Drummer mit der Sängerin Kat Frankie. Sie singen alte und neue Lieder, von Mädchen, die gerne Jungs sein wollen. Dann kann es auch mal laut werden, fast schon nach Punkrock klingen. „Ihr habt es hier drin warm gemacht“, sagt Me-and-My-Drummer-Sängerin Charlotte Brandi. Recht hat sie. Das nächste Freikonzert findet am 2. Mai statt. Da wird es hoffentlich wärmer sein.