Kaum ein internationaler Vertrag macht so viel Wirbel wie das Freihandelsabkommen TTIP. Foto: dpa-Zentralbild

Baden-Württembergs Unternehmen verbinden ganz unterschiedliche Erwartungen mit TTIP. Ob das Freihandelsabkommen Vorteile oder Nachteile mit sich bringt, wird sich erst noch zeigen.

Stuttgart - Für Christian Schmidt war es ein flapsiger Satz: „Wir können nicht mehr jede Wurst und jeden Käse als Spezialität schützen“, entfuhr es dem Bundeslandwirtschaftsminister (CSU) Anfang Januar. Bei geschützten Herkunftsbezeichnungen, so der Tenor, müsse man den USA in den TTIP-Verhandlungen eben entgegenkommen.

Als Elisabeth Adler-Gößmann den Satz hörte, musste sie sich setzen. „Das war erst mal ein Schock“, sagt die Diplomkauffrau, die zur Inhaberfamilie der Adler Schwarzwald OHG gehört. In Bonndorf produziert das Unternehmen seit 1920 Schwarzwälder Schinken. Um sich so nennen zu dürfen, muss das geografisch geschützte Produkt auch wirklich im Schwarzwald hergestellt werden. „Das Klima, die Luft, das Räuchermaterial, alles ist etwas ganz Besonderes“, sagt Adler-Gößmann. Doch darf „Black Forest Ham“ künftig aus Kalifornien kommen? Adler-Gößmann hofft es nicht: „Wenn ein Großkonzern in die Vermarktung richtig viel Geld reinsteckt, könnten wir als Traditionsunternehmen nicht mithalten.“

Es dauerte nicht lange, bis der Minister zurückruderte. Es sei alles ganz anders gemeint gewesen, versicherte ein Sprecher, nachdem ein Proteststurm losgebrochen war. Dabei ist der Schinken vor allem ein Symbol. „Es geht um Glaubwürdigkeit und Transparenz“, sagt Adler-Gößmann – beides vermissen TTIP-Kritiker. Kein Wunder also, dass Chlorhühnchen zur Gefahr hochstilisiert werden, während es im Kern um wirtschaftliche und politische Fragen geht.

In einer Broschüre der EU-Kommission heißt es: „Um 119 Milliarden Euro pro Jahr könnte TTIP die europäische Wirtschaft ankurbeln.“ Inzwischen existieren jedoch so viele Pro- und Contra-Studien zu dem Thema, dass eine klare Einschätzung immer schwerer fällt. Entsprechend verhalten zeigen sich regionale Betriebe, wenn man sie auf TTIP anspricht. Viele schätzen das Thema offenbar so heikel ein, dass sie sich erst gar nicht äußern wollen. „No comment“, heißt es etwa bei den Exportkönigen Herrenknecht oder Hansgrohe.

Bei der Kronen GmbH, einem Produzenten für Nahrungsmittel-Maschinen in Kehl, ist man zwar nicht gegen TTIP, hält das Abkommen aber für unnötig. Es gibt aber auch Unternehmen, die sich klar für TTIP aussprechen. Daniel Huber zum Beispiel, Geschäftsführer der Huber Kältemaschinen GmbH aus Offenburg. Er sagt: „Wir haben nur Vorteile durch TTIP.“