Auch Funken fliegen bei der Museumsnacht: Die Handwerksschmiede in Schwaikheim öffnet ihre Türen. Foto: Gert Krautbauer / TMBW

Die 1213 Museen im Land sehen sich im Aufwind – nicht zuletzt, weil die Besucherzahlen ein Rekordniveau erreicht haben. Im Remstal lockt zum Auftakt eine Museumsnacht.

Dass sie einen Sprung in der Schüssel haben, nicht mehr alle Latten am Zaun oder fehlende Tassen im Schrank dürften vermutlich nicht viele Museumsleiter im Südwesten von sich behaupten. Das Motto „Baden-Württemberg spinnt“ aber hat es in seiner Doppeldeutigkeit zum offiziellen Slogan einer Social-Media-Kampagne geschafft, mit der sich die Einrichtungen öffentlichkeitswirksam ins Gespräch bringen wollen.

 

An diesem Sonntag, 18. Mai, feiert die Ausstellungsbranche den Internationalen Museumstag – und nutzt das Motto, um die Vielfalt der Sammlungen zwischen Bodensee und Taubertal sichtbar zu machen. Mehr als 360 000 Menschen hat der Museumsverband Baden-Württemberg über seinen Instagram-Kanal erreicht – und zumindest einem Teil auch Lust gemacht, mal wieder in ein Museum zu gehen und in historische, künstlerische oder zeitgeschichtliche Welten einzutauchen.

Vielfalt der Museen in Baden-Württemberg: Entdecken und Erleben

„Aufmerksamkeit erzeugen und den Museumstag bekannter machen“, soll die Kampagne laut Sabine Mücke, der Präsidentin des baden-württembergischen Museumsverbands. Denn welche thematische Bandbreite in den Sammlungen und Ausstellungen im Südwesten abgedeckt wird, ist den wenigsten Menschen bewusst. 1213 Museen gibt es im Land, von der kleinen Heimatstube im Ortskern bis zum Publikumsmagneten mit sechsstelligen Besucherzahlen.

Und die sehen sich im Aufwind, allen Unkenrufen über die Digitalisierung des Alltags zum Trotz. Die durch die Coronapandemie ausgelöste Delle bei den Besucherzahlen haben die Museen im Land längst wieder ausgeglichen, angetrieben vom Tourismus-Rekord mit landesweit steigenden Übernachtungszahlen können auch die Museen eine wachsende Resonanz vermelden.

Mehr als 15 Millionen Menschen haben laut Shahab Sangestan von der Landesstelle für Museen im vergangenen Jahr im Südwesten ein Museum besucht, fast drei Viertel der Gäste geben bei Umfragen an, durch die didaktische Aufbereitung historischer oder zeitgeschichtlicher Themen auch ihre eigene Lebenswirklichkeit besser zu verstehen. Das ist ein Pfund, mit dem die Ausstellungen wuchern wollen – durch mehr Werbung für den kulturellen Reichtum, nicht zuletzt aber auch durch eine bessere Vernetzung der Einrichtungen.

Ehrenamtliche Leidenschaft: 17 000 Stunden für das Heimatmuseum

Fast zwei Drittel der Sammlungen werden in ehrenamtlicher Regie geführt, mit Herzblut und einer oft nicht mal ansatzweise vorstellbaren Zahl an freiwillig abgeleisteten Arbeitsstunden. In Weinstadt-Endersbach gibt es dafür ein gutes Beispiel. Um das Heimatmuseum „Pflaster 14“ aufzubauen, waren laut OB Michael Scharmann mehr als 17 000 Einsatzstunden nötig – ein Zeichen, wie sehr auch ehrenamtliche Kräfte in einer selbst gesteckten Aufgabe aufgehen können.

Im „Pflaster 14“ wird mit einer kleinen Sonderausstellung sowie Vorführungen an verschiedenen Spinngeräten auch das Motto des Museumstags aufgegriffen. Besucherinnen und Besucher dürfen sich auch selbst an Spindel und Spinnrad versuchen. Das Württemberg-Haus in Beutelsbach wandelt das Motto zur „versponnenen Idee“ ab – und geht in Form des Dioramas „Wasserprobe 1514“ des britischen Künstler Doug Miller im übertragenen Sinn aufs Thema ein.

Weitere Beispiele aus dem Land sind das Wein- und Heimatmuseum Durbach, das am Sonntag die Berufe des Schindelmachers und der Spinnerin vorstellt oder das ZKM in Karlsruhe, das ab 14 Uhr zur Strickliesel-Party einlädt und gemeinsam mit Besucherinnen und Besuchern große Teppiche produzieren will. Das Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben Wolfegg feiert den Internationalen Museumstag klassisch mit einer Haspel. Was an ihr versponnen ist, erfahren die Gäste am 18. Mai im Blaserhof auf dem Gelände des Freilichtmuseums.

Remstal-Museumsnacht

Auftakt
Bereits am Vorabend des internationalen Museumstags öffnet sich das Remstal am Samstag, 17. Mai, für Kultur und Geschichte. Von 18 bis 24 Uhr laden rund 50 Einrichtungen im Rahmen der Remstal Museumsnacht zu spannenden Begegnungen mit Brauchtum, Kunst und Genusshandwerk ein. Der Eintritt ist wie immer kostenlos. Ob das Kärcher Museum in Winnenden, das Panoramamuseum in Schwäbisch Gmünd, die historische Ölmühle in Remseck am Neckar oder der Geschichtsverein in Urbach – sie alle laden an diesem Abend zu außergewöhnlichen Einblicken, spannenden Führungen und Begegnungen ein. Einige der teilnehmenden Einrichtungen bieten zusätzlich musikalische Beiträge, kulinarische Angebote oder Programmpunkte für Kinder. Familien, Kulturinteressierte, Nachtschwärmer. Das gesamte Programm mit allen Angeboten, Standorten und Audioguides ist online abrufbar unter: www.remstal-museumsnacht.de