Exkursion zum Wochenmarkt: Kita-Kinder fahren noch umsonst mit Bus und Bahn. Foto: lg/Leif Piechowski

Stuttgart lichtet seinen Tarifdschungel für Bus und Bahn. Dabei sollte die Stadt auch an Schülerfahrten denken. Erst dann, meint Redakteurin Barbara Czimmer, ist der Zugang zu außerschulischen Angeboten barrierefrei.

Stuttgart - In keiner anderen Stadt in der Region bieten so viele Museen, Vereine, Institutionen und Organisationen Blicke hinter die Kulissen und Einblicke in ihre Arbeit an. Lehrkräfte finden praktisch zu jedem Bestandteil des Bildungsplans ein Angebot. Doch der Weg dorthin ist ein Hindernislauf. Schade um die tollen Angebote.

Lehrer müssen Fahrgeld einsammeln. Dann Fahrkartenautomaten mit Münzgeld wie nimmersatte Küken füttern. Dann Vierertickets verwalten und aufs Abstempeln achten. Gleichzeitig die Kinder im Blick behalten. Ja, man könnte die Vierertickets tags zuvor besorgen, ein Gruppenticket freilich nicht. Ein Dilemma.

Aufwendige Buchhaltung

Jedem wird das Bus- und Bahnfahren dank elektronischer Neuerungen leicht und schmackhaft gemacht – warum nicht Schulen? Wären Vorbestellungen und Fahrscheine, klassenweise und elektronisch, nicht sinnvoll? In einer Welt, in der Tickets fast nur noch auf dem Handy aufbewahrt werden, kommt der Stuttgarter Nahverkehr hier wie ein Saurier daher.

Die Sozialbürokratie tut’s ihm gleich. Der Bund unterstützt Hartz-IV-Familien und viele weitere Bedürftige mit Zuschüssen. Leistungen zur Bildung und Teilhabe ihrer Kinder, heißt das. Zur Abwicklung bedient er sich der Jobcenter. Gleichzeitig speist die Stadt Schulbudgets für spontane Fahrten sowie die Bonuskarten bedürftiger Kinder. Zuletzt werden einzelne Beträge für einzelne Bedarfe von da nach dort und wieder zurückgebucht – mit einem hohen Aufwand für alle Beteiligte. Als hätten Schulsekretariate und das Jobcenter nicht schon genug zu tun.

Günstiger Zeitpunkt für Reform

Die Stadt sollte sich einen Ruck geben und in die Tarifreform für Bus und Bahn auch eine Verwaltungsreform zugunsten der Schulen aufnehmen. Jobcenter, Verkehrsverbund und Stadt sind eng verflochten, da darf man mit guten Vorschlägen von mehreren Seiten rechnen. Ob die Fahrten kostenlos sein müssen? Das wird die Untersuchung der Schulverwaltung darlegen. Auch ein einfacherer Weg zur Refinanzierung über Bundesmittel muss nicht ausgeschlossen sein. Das jetzige System jedenfalls hat den Praxistest nicht bestanden.