Noch ist der alte Güterschuppen keine offizielle Lokalität. Aber das Interesse, dass sie eine wird, ist groß, wie sich an einem Unternehmerabend zeigte. Foto: privat

Ein alter Bahnschuppen soll zum Ort der Kultur und des Kulinarischen werden. Unternehmer haben jetzt schon gefeiert – und Geld gegeben. Dieses Jahr soll eine Genossenschaft an den Start gehen, bei der jeder Anteile zeichnen kann.

Freiberg -

Die Bürgerinitiative „Güterschuppen Gleis 1“ ist ihrem ambitioniertem Ziel, den historischen Holzschuppen am Freiberger Bahnhof in einen Kultur- und Gastronomiebetrieb umzuwandeln ein gutes Stück näher gekommen. Zahlreiche Gewerbetreibende haben sich an einem Unternehmerabend zu dem Projekt bekannt.

Ein achtköpfiges Projektteam rund um Uli Müller versucht seit rund zwei Jahren, die Freiberger für die Idee zu begeistern. Der Güterschuppen in der Bahnhofstraße aus dem Jahr 1879 soll saniert, mit einer Küche, Toiletten, Heizung und Veranstaltungstechnik ausgestattet werden, womit das Freiberger Kulturangebot bereichert werden soll. Das Besondere dabei ist, dass Freiberger Bürger und Unternehmen das Vorhaben großteils selbst finanzieren sollen. Für den Umbau werden rund 1,7 Millionen Euro benötigt, eine Million soll von einer Genossenschaft kommen. Dafür können Anteile zu je 1000 Euro gezeichnet werden. Das Vorbild: der Bürgerbahnhof Leutkirch im Allgäu, der 2012 dank der Beteiligung von 700 Bürgern eröffnet wurde.

Einmal im Monat locken Konzerte

Bis Ende des vergangenen Jahres hatte die Freiberger Bürgerinitiative, die sich dem Kulturverein angeschlossen hat, 360 000 Euro gesammelt. Der Schuppen wird einmal im Monat unter dem Motto „Güterschuppen ungeschminkt“ für Veranstaltungen geöffnet, um die Leute aufmerksam zu machen. Bei den stets kostenlosen Konzerten aller Art war das alte Gebäude meistens voll. „Aber die Anteilszeichnungen haben stagniert, es ging nicht mehr richtig voran“, erzählt Ingo Wertek. Der Unternehmensberater ist für die Finanzen zuständig.

Für dieses Jahr steht die Entscheidung an, wie es weitergehen soll: Die Genossenschaft soll gegründet werden. Das Projektteam hatte deshalb örtliche Unternehmer und Stadträte zu einem „Starke Partner“-Abend eingeladen, „um sie zu motivieren, sich zu beteiligen, und um ein richtungsweisendes Signal zu bekommen“, wie Wertek erläutert. „Die Unternehmerschaft hat mit ihrer Finanzkraft die Möglichkeit, das Projekt zum Fliegen zu bringen.“ Der Unternehmerabend Ende Januar stand deshalb im Zeichen des Anteile-Zeichnens. „Die Privatinitiative macht den besonderen Charme des Projekts aus“, sagt der Bürgermeister Dirk Schaible. Die Stadt Freiberg hat bereits grünes Licht gegeben und wird im Falle eines Umbaus einen Sanierungszuschuss geben. Mit der VR-Bank Neckar-Enz als Treuhänder und einer Brauerei als zukünftiger Pächter sind außerdem schon zwei starke Partner mit dabei. Edgar Lichtner, der Geschäftsführer des Ludwigsburger Scala, hat ebenfalls eine Kooperation angekündigt.

Besucher sind begeistert

Der historische Schuppen zeigte sich am Partner-Abend von seiner besten Seite: heimelig beleuchtet, mollig warm und erfüllt von Saxofonklängen strahlte er eine ganz besondere Atmosphäre aus. „Das Gebäude könnte eigentlich fast so bleiben, das hat Charme“, sagte Ulrike Pönitz. Gemeinsam mit ihrem Mann war die Marbacher Kieferorthopädin zum ersten Mal dort – und begeistert. Sie zeichneten prompt einige Anteile, ebenso wie Familie Layer von der G. Bee GmbH, die sich darauf freut, „den Schuppen bald als Location für Firmenfeiern zu nutzen“. Größter Einzelzeichner des Abends war die Firma Tröscher, die sich mit 25 000 Euro beteiligte. Insgesamt kamen 65 000 Euro zusammen, weitere Zeichnungen wurden in Aussicht gestellt. „Die Realisierbarkeit des Güterschuppens Gleis 1 ist um einiges näher gerückt“, sagt Ingo Wertek. Beim Kontostand von rund 600 000 Euro soll die Genossenschaft gegründet werden.