Liegewiese im Höhenfreibad Killesberg. Foto: Lichtgut - Ferdinando Iannone/Ferdinando Iannone

Das anhaltend heiße Sommerwetter beschwert den Freibädern in Stuttgart viele Besucher. Doch die Hitze hat auch Schattenseiten.

Freibadwetter ohne Ende – das hat in den Stuttgarter Bädern nicht nur hohe Besucherzahlen zur Folge. Auch der Zustand der Liegewiesen zeigt mittlerweile, welche Auswirkungen das dauerhaft heiße Sommerwetter haben kann. Im Höhenfreibad Killesberg erinnern die sonst sattgrünen Liegeflächen inzwischen eher an eine braune Steppenlandschaft als an einen englische Rasen.

Weil mit Wasser gespart werden muss, würde schon seit Längerem nicht mehr bewässert, erklärt Manuel Schumann, Bäderbetriebsleiter bei den Stuttgarter Bäderbetrieben. Ähnlich belastet wie die ausgedörrten Liegewiesen seien inzwischen aber auch die Mitarbeiter der Freibäder. Mit mehr als 9000 Gästen an einem einzigen Tag hatte das Höhenfreibad Killesberg bereits am 19. Juni ein bis dahin „noch nie da gewesenes Allzeithoch“ erlebt.

Personaldecke in Freibädern ist dünn

Was eigentlich ein Grund zur Freude sein müsste, ist auf Dauer gesehen ein Problem: „Uns fehlen die Entlastungsphasen“, sagt Schumann. Also ein paar Regentage, um durchzuatmen. Die Mitarbeiter der Freibäder kämen inzwischen deshalb an ihre Belastungsgrenzen. Erschwerend hinzu kommt: Die Personaldecke in den Freibädern ist ohnehin dünn. So musste aktuell das Inselbad in Untertürkheim aufgrund krankheitsbedingter Ausfälle die täglichen Öffnungszeiten verkürzen. Und ob die Sommerferien, in denen erfahrungsgemäß der Zustrom an Badegästen etwas abnimmt, in diesem Jahr ein paar ruhigere Wochen bringen, sei noch völlig offen: „Wir wissen nicht, ob nach der Pandemie weniger Menschen in den Urlaub fahren“, so Schumann.

Unter welchen Schwierigkeiten derzeit der Stuttgarter Freibadbetrieb darüber hinaus vonstattengeht, darüber haben sich am Dienstagnachmittag die Landtagspräsidentin und -abgeordnete Muhterem Aras (Grüne) und die Stuttgarter Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann im Höhenfreibad informiert. Von Nils Degenhardt, der seit drei Jahren im Feuerbacher Freibad arbeitet, erfahren sie zum Beispiel, wie vielfältig der Aufgabenbereich eines Fachangestellten für Bäderbetriebe sein kann. Aber eben auch: dass es inzwischen viele Gäste an Respekt vermissen lassen: „Das ist definitiv schlechter geworden“, erklärt der 22-Jährige.

Respektlotsen im Einsatz

Zwar hat das Killesberger nicht mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie das Stuttgarter Inselbad, wo zuletzt wieder Fälle sexueller Übergriffe aufgetreten sind. Doch auch im Höhenfreibad sind regelmäßig sogenannte Respektlotsen im Einsatz. Einer davon ist Yusuf Alp Ay. Der 22-Jährige betont, dass es bei seiner Arbeit darauf ankomme, frühzeitig mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, bevor es überhaupt zu Konflikten komme. Im Höhenfreibad habe das zum Glück bislang gut funktioniert.

Vorerst keine Sorgen muss man sich auf dem Killesberg auch um das warme Wasser in den Becken machen: „Schon seit 1. Juli heizen wir nicht mehr mit Gas“, sagt Jens Böhm, Sprecher der Stuttgarter Bäderbetriebe. Das Höhenfreibad sei komplett auf Solarenergie umgestellt. Erst gegen Ende der Badesaison, wenn die Nächte kalt werden, könnte das dann auch mal zu schwankenden Wassertemperaturen führen.