Peter Seidel ist Bademeister im Korber Freibad. Foto: Gottfried Stoppel

Im Korber Freibädle sorgt Peter Seidel für Sicherheit. Auch andernorts ist die Freibadsaison losgegangen – unsere interaktive Karte zeigt alle Freibäder im Rems-Murr-Kreis inklusive Öffnungszeiten und Eintrittspreisen.

Korb - Seine Gattin war zunächst nicht sonderlich begeistert. Die Führungsriege des Vereins indes, der das kleine Freibädle mitten in Korb betreibt, ist hoch zufrieden mit dem Mann am Beckenrand: Peter Seidel. Der 65-jährige (Un)Ruheständler war früher Bierbrauer in Schwenningen und in Stuttgart. Später ist er nach Korb gezogen und hat bei einer Winnender Firma gearbeitet, die Säfte produziert.

Als der sportlich aktive Mann mit dem verschmitzten Lachen vor rund zwei Jahren den Rentenbescheid zugestellt bekam, sah Albert Heinrich seine Chance. Heinrich ist Vorsitzender des im Jahr 2010 gegründeten Bädlesvereins. Seidel ist eines von rund 400 Mitgliedern des Clubs, er wohnt in Sichtweite zum Freibad. Ob er sich nicht zum Rettungsschwimmer ausbilden lassen und dann als Minijobber im Freibad schaffen wolle, fragte der umtriebige Vorstand. Der Verein sei zwingend auf Männer und Frauen angewiesen, die Zeit hätten.

Die Tochter und die Enkel gehören zu den Stammgäste

Peter Seidel hat nach ein bisschen Überlegen zugesagt. „Ich hab doch Zeit und wusste eh nicht, was ich tun soll.“ Er hat das Rettungsschwimmabzeichen und einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht – und steht seit 2017 während der Saison sechsmal die Woche am Beckenrand. Seine Frau habe sich mit seiner Entscheidung arrangiert, sagt Seidel und grinst breit. Sie komme – wenn das Wetter gut ist – mittags ebenfalls ins Freibad. Auch die 24-jährige Tochter und seine Enkel gehören zu den Stammgästen.

Peter Seidel ist schon immer gerne geschwommen, in der Kindheit in Schwenningen, später dann im Mineralbad Leuze in Stuttgart und im Fellbacher Freibad. Seit die Familie – wie die Heinrichs – in Sichtweite zum Korber Freibädle wohnt, sei er Stammgast dort.

Übersichtlich, selten brechend voll

Jetzt ist Seidel in seine zweite Saison als Bademeister gestartet. Täglich spätestens gegen 8 Uhr messe er die Wasserwerte, korrigiere – wenn nötig – den Chlorgehalt. Alle vier Stunden folgten weitere Messungen. Seidel reinigt das Becken mit einer Art Unterwasserstaubsauger, er lässt die Frühschwimmer ins Bad. Meistens sei er bis zum Abend da, erzählt der Rentner an diesem strahlend schönen Vormittag. Seine Arbeitsstunden schreibe er nicht auf, es seien eh viel zu viele. Die Überstunden sehe er als sein Ehrenamt.

Mittags und nachmittags kommen andere Vereinsmitglieder, die ebenfalls den Rettungsschwimmer gemacht haben, und vertreten ihn. Auch der hauptamtliche Fachangestellte für Bäderbetriebe der Gemeinde Korb, der meistens im Hallenbad arbeitet, ist im Sommer regelmäßig im Freibad. Ohne einen Schaffer wie Peter Seidel sei der Betrieb des Bades kaum zu stemmen, sagt der Vereinsvorsitzende, der im Sommer auch sehr viel Zeit dort verbringt, mitunter mehr als daheim. Einige Spötter in Korb witzeln längst: der Albert Heinrich, der wohne doch im Freibädle.

Peter Seidel mag das kleine Korber Freibad, es sei so übersichtlich, selten brechend voll. „Hier ist noch nie etwas gestohlen worden“, sagt er. Ärger gebe es kaum. Im vorigen Jahr habe er mal ein paar Jugendliche des Bades verwiesen, weil sie auf der Weise gekifft hätten. Für Buben, die von den Seiten hineinspringen ins Becken und behaupten, sie hätten vergessen, dass das verboten ist, hat er seine eigenen Methoden. Er lasse sie ein paar Minuten vor einer Uhr stehen, hole sie dann wieder ab und frage: „Könnt ihr euch das jetzt merken?“ Funktioniert fast immer, sagt Seidel.

Spezielle Rezept für nächtliche Besucher

Für nächtliche Besucher haben Albert Heinrich und Peter Seidel auch spezielle Rezepte: Keine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs erstatten, dafür aber einen Arbeitseinsatz am Beckenrand fordern. Einmal sind ein paar ertappte Jugendliche dazu verdonnert worden, beim Hundebadetag am Ende der Saison von früh bis spät mitzuhelfen. Die, sagt Heinrich und grinst, „steigen bestimmt nie mehr ein ins Bad“.

Peter Seidel sagt, er komme morgens bei jedem Wetter ins Freibad. Falls nach zwei, drei Stunden noch kein einziger Badegast da sei, sperre er eben wieder zu und hänge einen Zettel mit seiner Telefonnummer ans Tor: falls jemand schwimmen wolle, bitte anrufen.

Bleibt noch eine Frage: Wann macht Seidel eigentlich Sommerurlaub? Erst, wenn das Bädle wieder zu ist. Vermutlich Ende September auf den Kanaren. Und wenn er fit bleibe, dann werde er wahrscheinlich auch den Sommer des kommenden Jahres wieder am Beckenrand in Korb verbringen. Die Gattin wird’s wohl mit Fassung tragen.